Herzogenauracher Geschichten 210
„Do dud dä fei deä Oäsch weh!"
Fragen eines nachdenklichen Franken, frei nach B. Brecht
Also die Gschicht, die wu ich eich heit derzell is widder vo mein besten Freind, den Heiner, der wu a echder Frank is. Der Heiner is ja in sein tiefsten Herzen a ganz friedlicher Mensch. Neer manchsmoll, wenn der a Seidla iebern Dorscht getrunken hodd, do kann der Heiner su richdi wild und fuchdi wern. Und su wors aa an Silvesder.
Mir, meine Schdammtischbrieder und iech, mir ham eichendli a ganz scheene Underhaldung ghabd bein Friehschobbn. Mir ham ieber den aldn Joär gredt und do drieber, wos des neie Joär bringa werd. Und ham su richdi auf die Schdrom- und Gasbreise gschennt, wall mir klann Verbraucher vo die Großkonzerne und aa vo die Russn su richdi iebern Diesch zuugn werrn.
Und wie mir dann ieber die Schdeiern dischkerierd ham, do hodd sie der Heiner su richdi neigschdeicherd, obwohl der erscht drei Seidli Bockbier ghabd hodd.
Der Heiner hodd aagfanga, die ganzn Schdeiern aufzuzelln, wu an daitschn Schdeierzahler su arch belasdn dänn.
„Des fängt scho an mid der Schdeier für meiner Marchared ihrn klann Daggel, also mit der Hundeschdeier. Die Schdadt kassiert vo uns klann Leit und der Schdaad erschd recht. Auf jeds Seidla Bier missn mir zohln, jeds Fläschla Sekt hodd die Schaumweinschdeier. Für des Schnäbbsla, wu ich jedn Abnd drink zohl ich Branntweinschdeier und auf mein Zigareddla hoggd die Tabakschdeier. Mir zohln Lohnschdeier, Kergnschdeier, Grund- und Grunderwerbsschdeier, Kfz-Schdeier, Mineralölschdeier und Umsadzschdeier, Erbschafdsschdeier und vo der Umsatz- und Mehrwertschdeier mooch ich goar nedd reedn."
Und immer mehrer hodd sie der Heiner in sein Schdeier-Wahn nei gschdeichert.
„Mir missn fier die Ossi Schdeiern zohln, wern mit der Quellenschdeier und der Vermögensschdeier gmolkn, zohln Öko-Schdeier und eds kummern die aa nu mit derer Abgeldungssteuer derher, wu kaaner waaß, wos des ieberhaubs is, - obber zohln missn mir. Frieher hodds in der Fränkischn erscht die Ridder und dann die Raubridder gebn. Unser Bollidigger und die Finanzämder senn doo doch nu schlimmer. Dess senn doch die Halsabschneider und Ausbeuder nu gresser. Sugoär wenn mir bein Heimatverein in Schlossgroobn a Festla feiern und a weng grilln, missn mir Vergnügungsschdeuer hielegn. Und su gett des immer weider. Vo derer Krankenkassn-Erhöhung moch iech goar nett redn und wenns nu a weng dauert, wern mir aa nu a Autobahn-Gebühr zohln missn wie in Österreich mit den bleedn „Bickerl"".
Der Heiner woär ganz rot in Gsicht und hodd si immer mehr ereiferd. „Und wenns in an Joär die neie Volgszählung gebn werd, dann werds uns geh wie der Maria und den Josef under den Kaiser Augustus. Dann fellt neer nu, däss mir dohi geh missn zu der Zählung, wu mir geborn senn. Dann muss nämli meiner Marchared ihr Freindin, die Isabella, nauf zu die Preißn bei Disseldorf laafn, wall die vo do drobn herkummt." Und dann hodd der Heiner neer nu gsochd: „Do dud mer fei deä Oäsch weh, wenn ich die Schrebferei vo uns arme Schdeierzohler anschau!"
Und ich froch mich: Hodd es der Heiner nett neer a weng Recht, sondern ganzergoär, wenn der sich ieber die Scheiern su aufreecht?
Iä sechd scho, Frogn ieber Frogn!
Klaus Bedä