Frauenaurach - Kriegenbrunn.
Mit dem Fahrrad in die Geschichte.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“ sagte man sich beim Heimatverein. Am Sonntag gab es bei dem historisch engagierten Verein einen Studienfahrt in die nähere Heimat: das Museum „Amtshausschüpfla“ in Frauenaurach und die alte Wehrkirche in Kriegenbrunn standen auf dem Programm. Und weil man beim Heimatverein auch umweltbewusst ist, unternahm man die Besichtigungstour mit dem Fahrrad.
Vorsitzender K.-P. Gäbelein wusste unterwegs immer wieder Wissenswertes zur Fahrtstrecke und zu historischen Begebenheiten zu erzählen. Entlang der 1894 fertiggestellten Bahnstrecke ging es vorbei am Galgenhof und an der Heinrichsmühle über Hauptendorf nach Niederndorf. Was war das für ein Jubel und welch tolles Fest vor 114 Jahren als im April der erste Zug aus Erlangen in der Aurachstadt eintraf! Und dann , 90 Jahre später legten die Verantwortlichen der Bahn den Pe4rsonenverkehr still (1984). Und Gäbelein erinnerte an das große Ereignis, als der Heimatverein zusammen mit der Stadt zum 100-jährigen Bahnjubiläum noch einmal einen Dampfzug fahren ließ und ein großes Eisenbahnfest arrangierte.
An der Heinrichsmühle erinnerte Gäbelein an die Schießerei zwischen einer versprengten SS-Einheit mit den Amerikanern, die im Liebfrauenhaus Stellung bezogen hatten und als ein Nebengebäude der Heinrichsmühle in Flammen aufging.. Noch heute sieht man Einschüsse über dem Haupteingang der früheren Mühle.
Unterhalb der Autobahnbrücke galt ein weiterer kurzer Halt dem ehemaligen Weinkeller der Nationalsozialisten. An der Stelle, an der heute Fledermäuse hausen, hatte der Reichsaußenminister große Alkoholvorräte gelagert, welche die Bevölkerung am 15. und 16. April 1945 plünderte. Hier kamen auch die Herzogenauracher Jugendlichen vorbei, die ab dem 14. April 1945 gegen die amerikanischen Panzer hätten kämpfen sollen. Bei ihrem Rückzug über Bruck und Frauenaurach holten sich die übermüdeten und ausgehungerten 16-Jährigen auf dem Rückmarsch in ihre Heimatstadt ihren ersten großen Rausch.
Mit dem kleinen, aber feinen Heimatmuseum der Ortsgruppe Frauenaurach des Erlanger Heimatvereins war das erste Ziel der Halbtagesfahrt erreicht. Besonders sehenswert ist derzeit die Sonderausstellung „Altes Geschirr“ in diesem anheimelnden Haus. Das Mobiliar und die alten Kleidungsstücke erinnerten zudem an Parallelen zur Herzogenauracher Geschichte.
Das zweite Ziel der kleinen Exkursion war dann die St. Johanniskirche in Kriegenbrunn. Neben dem wunderschönen gotischen Altar mit der Muttergottes und den beiden Heiligen Barbara und Katharina findet man hier wohl auf kleinstem Raum die schönsten mittelalterlichen Fresken im Großraum Erlangen. Der heilige Christophorus, der Teufel in wilder Gestalt oder die Medaillons der Evangelisten im Chorraum sind Ausdruck naiver Frömmigkeit, denn im Mittelalter dienten die Wände als die „biblia pauperes“, die Bibel für die Armen, und die Gläubigen konnten Auszüge aus dem Evangelium auf diese Weise von den Wänden „abschauen“.
Der Besuch der Kriegenbrunner Johannis-Kirchweih“ rundete diese gelungene Ausflugsfahrt ab.