Oder „In Hellers Pub macht niemand schlapp!
Herzogenaurach. Genauso lustig wie der Name der fränkischen Musikanten aus Marktbergel war der fränkische Musikabend am Freitag in der Kultgaststätte Heller in Herzogenaurachs Hauptstraße. Karl-Heinz Eisenreich, seines Zeichens pensionierter „Schulmasder", Gitarrist, Mundartexperte und 1. Bürgermeister der 1500 Einwohnergemeinde in „Hochwestmittelfranken", zwischen Bad Windsheim und Burgbernheim gelegen, sorgte mit seinen vier Mitspielern und dem Heimatvereinsvorsitzenden für beste Stimmung. Es ging schon gegen Mitternacht, als die Vollblutmusiker ihre Instrumente einpackten, denn immer wieder hatten die über 60 Zuhörer in der vollbesetzten Gastwirtschaft nach Zugaben verlangt. Und da konnten die Fünf nicht nein sagen.
Die Musik der Gruppe war aber auch alles Andere als ein „Gequaungse". Für Mundartunkundige: „quaungsen" bedeutet so viel wie „quietschen, quengeln, jammern oder klagen". „Wenn man einer Katze auf den Schwanz tritt, so quaungst die", so der „Herr Bürgermeister Eisenreich". Aber die Fünf entlockten ihren Instrumenten (Quetsche, Gitarre, Tuba, Klarinett und Trompete) allerliebste fränkische Klänge vom Feinsten und noch dazu mit bekannten fränkischen Liedern von vorgestern und gestern. Egal, ob die „Madla vo der Gmaa", die Frage nach dem Gerchla, das wie immer wieder einmal „nedd derham war" oder der „allerschönste Dialekt", - natürlich der Fränkische -, forderten die fränkischen Musikfans die Anwesenden zum Mitsingen heraus.
Folglich rückte denn auch die schönste, wenngleich schwierige fränkische Sprache immer wieder in den Mittelpunkt. Nicht nur die einfache Übersetzung des Musikernamens mit „Gänsewiesen Jammerer" ist mehr als ironisch zu verstehen; noch treffender war die neuhochdeutsche und EU-gerechte Übersetzung (für die wenigen anwesenden Preußen), die da lautete: „WEIHNACHTSBRATEN - AGRARGRÜNFLÄCHEN - GERÄUSCHERZEUGER" . „Der Name ist uns übrigens vor rund 25 Jahren nachts nach 12 Uhr aufn Abort eigfalln", so der Mundartexperte Eisenreich.
Selbiger stellte dann auch die engen Beziehungen des Fränkischen zu Nord-Amerika und dessen Besiedlung heraus. Beispiele gefällig? Als die ersten fränkischen Siedler Einheimische Amerikaner bei der Arbeit fragten „Wos denner sie do", waren die „Aboridschinäls" so begeistert, dass sie ihren Staat „Tennessee" nannten und auf die Frage eines Franken an einen einheimischen Bauern „gehörn dir doo alla Baama?", war die Staatsbezeichnung „Alabama" gefunden. Als ein Franke mit einer neuen Feuerbüchse im wilden Westen erschien und seinen Gegenüber fragte „Gell su a Gwehr winschester aa?" , war der Name für eine der bekanntesten Waffen- und Büchsenfabriken gefunden: Winchester!
Somit wurden die Gäste nicht nur bestens unterhalten, sie erhielten auch ein gerüttelt Maß an fränkische Sprache und somit Welt-Bildung vermittelt!
Klaus-Peter Gäbelein
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