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Dr. Norbert Jung: Bamberger Hexenverfolgungen

1000 Unschuldige mussten ihr Leben lassen

Herzogenaurach. Ein heißes Eisen hatte sich der Bamberger Domkapitular Dr. Norbert Jung gewählt, als er beim Heimatverein über „Die Bamberger Hexenverfolgungen aus theologiegeschichtlicher Sicht" referierte. Rund 1000 Menschen sind dem Hexenwahn zwischen 1590 und 1630 im Raum Bamberg zum Opfer gefallen, die meisten von ihnen waren Frauen. Doch die Brandfackel machte auch nicht vor Kindern oder Männern halt.

Da zwischen 1626 und 1630 das Wetter extreme Werte erreichte, als Fröste im Mai, aber auch große Hitze und Trockenheit die Ernten weitgehend vernichteten, die Menschen hungern mussten und ungeahnte Teuerungen für Getreide die Folge waren, fand man mit den „angeblichen Hexen" rasch die Schuldigen für diese Missstände. Wer einmal in die Maschinerie dieser Hysterie geraten und unter dem Verdacht stand, Teufels Buhle zu sein, wer angeblich zaubern, heilen oder das Wetter beeinflussen konnte, wer besonders hübsch war, noch dazu rote Haare hatte oder gar ein Teufelsmal am Leib trug, für den gab es kein Entrinnen mehr. Eine Anklage wegen Hexerei, die darauf folgende „peinliche Befragung" (Folter) ließen nur ein Urteil zu: Tod am Scheiterhaufen!

Dr. Jung, vielen der zahlreichen Zuhörer  noch als Kaplan von St. Magdalena in bester Erinnerung, setzte sich bei seinen Ausführungen mit dem Begriff des Bösen, der Zauberei und der Hexerei auseinander. Er  ging auf die Frage ein „Wie ist das Böse in die Welt gekommen, da Gott doch gut ist?" Die Antwort: Gefallene Engel haben sich auf der Erde mit Menschen vereint. Das Ergebnis: Hexen oder Hexer, die mit dem Teufel in Verbindung stehen und von denen Hexenzauber  ausgeht, schließlich ist der sexuelle Kontakt zwischen Menschen und Dämonen möglich. Von Hexenflug und Hexensabbat, von Mäuseplagen,  verursacht durch Hexerei, war besonders in Notzeiten immer wieder die Rede. Ein eigenes Hexenhandbuch, der Hexenhammer, von zwei Geistlichen verfasst, gab Auskunft über das Aussehen und das Wirken der „Bösen".  Zur Verfolgung der Hexer entstand in Bamberg das „Hexenhaus" am früheren Stadtgraben (heute beim ZOB, dem Zentralen Omnibus Bahnhof).

Unter dem Eindruck der Naturkatastrophen und der Gräuel des 30-jährigen Krieges verstärkten die Verantwortlichen an den Bischofshöfen in Bamberg, aber auch in Würzburg den Kampf gegen das vermeintlich Böse. In Bamberg taten sich dabei der aus Weismain stammende Domprediger und spätere Weihbischof Dr. Friedrich Förner sowie Fürstbischof Johann Georg II., Fuchs von Dornheim besonders negativ hervor. So forderte Förner den Tod von Zauberinnen, selbst wenn sie noch keinen Schaden angerichtet hätten. Die Folgen sind bekannt. Dabei sind solcherlei Prozesse im übrigen Deutschland, wie auch in Altbayern fast gänzlich ausgeblieben.

Erst im 18. Jahrhundert setzte mit der „cautio criminalis" des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld die Abwendung von der Hexenhysterie ein. Die Theorie von Spee,  „erst die Folter macht die Hexen" fiel auf fruchtbaren Boden und so wurde 1749 in Würzburg die letzte Frau als Hexe hingerichtet.

Die Aussage von Dr. Jung, dass die verantwortlichen Bischöfe in ihrer Funktion als weltliche Obrigkeit, nicht aber als geistliche gehandelt hätten, vermochten nicht alle Zuhörer zu teilen. 

Vor einem Jahr hat man sich sogar im Bamberger Stadtrat mit dem Thema der Hexenprozesse auseinander gesetzt und manche Politiker hatten seitens der Kirche eine Entschuldigung und sogar Wiedergutmachung für Hinterbliebene gefordert. Die Reaktion am Bamberger Domberg war folgende: Die Bamberger Kirche hat sich zur Schuld bekannt.  Manchem Zuhörer war dieser Schritt zu wenig; viele Zuhörer hätten hier eine formale Entschuldigung des Klerus erwartet.

Und das allgemeine Fazit lautet: 50 - 60.000 als Hexen oder Hexer getötete Menschen in Mittel- und Südeuropa, davon etwa 1.000 im Raum Bamberg und eben so viele im Bistum Würzburg , weitere 4.000 in Frankreich oder gar 10.000 in Litauen und Polen sind einem Massenwahn zum Opfer gefallen, der keinerlei Rechtfertigung finden kann.

                                                                                               gä

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