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geht an den Heimatverein 23.07.2018
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Essig: Kaffeeklatsch

Herzogenaurach. „Gemeinsam sind wir stark", so die Schlussbemerkung von Heimatvereinsvorsitzenden Klaus-Peter Gäbelein nach der gelungenen Lesung des Bamberger Literaturwissenschaftlers Rolf-Bernhard Essig und seiner Ehefrau Gudrun Schury mit dem Titel „Wie der Klatsch zum Kaffee kam". Gäbelein spielte auf die Gemeinschaftsveranstaltung von Volkshochschule, Kulturamt der Stadt und Stadtbücherei an, die der Heimatverein organisiert und dabei die genannten Kulturträger mit ins Boot genommen hatte.

Der Konzertsaal der Musikschule konnte die große Zahl der „Worthungrigen" kaum fassen. Und Herzogenaurachs Kulturpreisträger Thomas Fink am Flügel bildete eine vollendete Abrundung des wortspielreichen Abends.

Den Zuhörern wurde rasch vorgeführt, dass das Neuhochdeutasche keine reine Sprache, sondern tatsächlich ein „multi-kulti-Gemisch" ist. Bereitwillig haben das Alt- und Mittelhochdeutsche Begriffe aus fremden Sprachen aufgenommen und „eingedeutscht" und die eigentlichen Wurzeln vieler Begriffe sind heute nur noch schwer zu erkennen.

Das Ehepaar Essig-Schury verstand es blendend, „Wundersames aus der Welt der Wörter" darzustellen und Thomas Fink ist ein perfekter Musiker, dem selbst zu einzelnen Wörtern oder Redensarten entsprechende Melodien oder Medleys einfallen. Und dass die „Schuressigs" das Publikum mit einbezogen, machte die Veranstaltung nicht nur interessant, sondern auch abwechslungsreich und amüsant.

Heute sind wir in der Zusammenstellung unserer Mahlzeiten, Kleidungsstücke, Sportarten oder Urlaubsziele weltoffen wie nie. Und Migranten, Fremdarbeiter, Zuwanderer, Asylanten oder Neubürger sorgen täglich dafür, dass das Deutsche farbiger und weltoffener wird: So ließen wir auch das „Twittern", den „Latte macchiato" und die „Vuvuzela" ins Land. Wir tragen „Sweatshirts" statt „schweißaufsagender Überzieher", verwenden „fanatisch" statt „eiferwütig", „Sadist" statt „Quällüstling" und essen „Sandwich" anstelle von „Klappbroten".

Wer vermutet heute noch hinter den angeblich echt deutschen Begriffen „Scheck" oder „Schach" den indischen oder französischen Ursprung? Die westlichen Kreuzfahrer haben das von den Arabern übernommene Griechische „Schach" mitgebracht und den Franzosen verdanken wir die Veränderung zum „Scheck". Letzteren haben die Engländer mit dem Wort „check"  übernommen, verstanden damit das „abrupte Aufhalten oder die Kontrolle" und wir sprechen heute noch vom „Check-Point", vom „Einchecken" am Flugplatz und bringen unser Auto zum „Durchchecken". Und „scheckig" ist letztlich nichts Anderes als „kariert wie ein Schachbrett", womit wir wieder bei der ursprünglichen Sprachwurzel angelangt wären, auch wenn „scheckig" heute nicht mehr nur schwarz-weiß kariert wie ein Schachbrett bedeutet.

Die geliebte Kaffeetasse war einst ein chinesisches Trinkgefäß, das bald wegen des heißen Inhalts einen Henkel und später eine Untertasse bekam, aus der man teilweise die heißen Getränke wie Tee, Kakao oder Kaffee schlürfte.

Die rund 145 Anwesenden erfuhren, dass die „Kinkerlitzchen" im Französischen kleine Metallteile waren, also „Krimskrams" (Kram war im Mittelhochdeutschen die Marktbude), dass „schmusen" (aus dem Rotwelschen übernommen) soviel bedeutet wie „schönreden oder anbiedern" und dass unser Begriff „kaputt" aus dem Lateinischen und Französischen eingebürgert wurde.

Wenn der vordere Teil eines Schiffes nach dem Entern (lateinisch „caput" = der Kopf) unterging, sprachen Franzosen und Niederländer vom „capote", und im 30-jährigen Krieg haben die marodierenden Horden auf deutschem Boden alles „kaputt" gemacht. Auch die „Horde", aus dem Tartarisch-Türkischen", ist fremden Ursprungs und gleiches gilt für die Hängematten. Diese „Schwebebetten" lernten die spanischen Seefahrer auf ihren Entdeckungsreisen auf Haiti kennen, spannten sie kurzerhand in ihren Schiffen auf und genossen so die Überfahrt und wurden nicht mehr  auf verfaultem Stroh von Schiffsratten gepeinigt.  

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                                                                        gä

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