Mit dem Bamberger Kirchenhistoriker Dr. Norbert Jung als Referenten war dem rührigen Verein ein Volltreffer gelungen.
Dr. Jung, einst Kaplan in Herzogenaurach und inzwischen oberster Kulturhüter der Erzdiözese Bamberg, ging zunächst auf den Bestseller der amerikanischen Autorin Donna W. Cross „Die Päpstin" ein. Der historische Roman, vor 15 Jahren erschienen, gehört heute noch zu den zehn meist gelesenen Büchern in Deutschland.
Und das Interesse an diesem brisanten Thema ist ungebrochen. Mit einem Historienfilm und einem Musical, im Sommer in Fulda zu erleben, wird die Thematik nach wie vor äußerst medienwirksam aufbereitet.
Bevor sich Dr. Jung mit der Quellenlage beschäftigte, ging er zunächst auf den Inhalt dieser „unglaublichen Emanzipationsgeschichte" (so die Frauenzeitschrift „Brigitte") ein. Johanna, ein junges Mädchen mit überragenden Geistesgaben wuchs in karolinkischer Zeit im Frankenreich Mitte des 9. Jahrhunderts auf. Als Mönch verkleidet, erhielt sie im Kloster Fulda eine umfassende Bildung, ging schließlich nach Rom, wurde Leibarzt des Papstes und löste diesen schließlich auf dem Thron Petri ab. Sie verliebte sich, wurde schwanger und erlitt bei einer Prozession eine Fehlgeburt, die ihren Tod zur Folge hat.
Namhafte Historiker, so der renommierte Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Horst Fuhrmann („Überall ist Mittelalter"), haben den Roman in den Bereich der Comic Serie „Asterix und Obelix" eingereiht und auch die promovierte katholische Theologin Elisabeth Gössmann distanziert sich mit anderen Wissenschaftlern von dem Roman der US-Schriftstellerin. Der durchaus kirchenkritische und aus Bamberg stammende Kirchenhistoriker r Ignaz Döllinger hatte schon vor über 100 Jahren immer wiederkehrende Theorien über die Päpstin in das Reich der Legenden verwiesen.
Anhand wissenschaftlich belegbarer Fakten bewies Dr. Jung, dass es seit dem 13. Jahrhundert immer wieder zu einer derartigen Legendenbildung gekommen ist. Das unruhige 9. Jahrhundert mit „Mord und Totschlag" innerhalb der römischen Kirche trug zur Legendenbildung bei und schließlich hat der streitbare Dominikanermönch Martin von Troppau, dessen Orden mit dem Papst in Rom im Clinch lag, die Geschichte von der Päpstin genüsslich aufgegriffen. Die Reformation trug ein Übriges zu negativen und sensationellen Geschichten in Sachen „Päpstin" bei.
Nicht vergessen werden darf ein gewisses Geschick von Fälschern in den Archiven, die, wie Dr. Jung glaubhaft nachweisen konnte, an Urkunden und Skripten Texte anfügten, die nicht der Wahrheit entsprachen. Der Referent räumte auch mit der Theorie auf, dass die Männlichkeit eines Papstes mittels eines gespaltenen Stuhls festgestellt werden musste. Auf einem solchen wurde der neu gewählte Papst vom Colloseum zum Lateran getragen.
Schließlich stellen Abbildungen des 16. und 17. Jahrhunderts, mit einer Frau im Mittelpunkt nicht die „Päpstin" dar, sondern sie verweisen auf die „ecclesia", also auf die Kirche als Frau und Mutter.
Fakt ist, so Dr. Jung, dass das gesamte Mittelalter „starke Frauen" in Klöstern, in der Wissenschaft und an den Fürstenhöfen gesehen hat. Dass das Volkstümliche und Sensationelle, die Menschen allerdings mehr interessiert als wissenschaftlich fundierte Fakten, beweisen manche Meldungen und Nachrichten unserer Tage.
Fakt ist: eine „Päpstin" hat es innerhalb der römischen Kirche nie gegeben!
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