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Wintererinnerungen 1800/1801

Herzogenaurach (gä) „Des einen Freud´, des andern Leid", so war es schon immer und erst recht, was das Wetter und die Witterungsverhältnisse im Winter angeht. Während die Hausbesitzer stöhnen, weil den Schneeschieber ständig im Einsatz sein muss und (endlich einmal wieder!?) Muskelkraft beim Schneeräumen angesagt ist und während die Autofahrer die weiße Pracht verdammen, haben Wintersportfreunde und vor allem die Kinder ihren Spaß mit dem Schnee. Allen Wetterwarnungen zum Trotz und den Aufrufen, sich mit Vorräten einzudecken, blieb unsere Region aber von schlimmen Schneeverwehungen und Blizzardstürmen verschont.

Luitpold Maier, Ehrenbürger, der Heimatforscher und „Geschichtspapst" schlechthin hat in den „Herzogenauracher Heimatblättern" vom Dezember 1926 über „Traurige Wintererinnerungen aus der Herzogenauracher Vergangenheit" geschrieben. Maier beruft sich in seiner Darstellung auf Aufzeichnungen des Stadtpfarrers Schleicher von 1800-1802, die 1810 der Kuppel des Türmers-Turms bei deren Renovierung entnommen wurden.

Neben dem strengen Winter hatten die Herzogenauracher im Winter 1800/1801 vor allem unter einer französischen Besatzung zu leiden. Der französische Befehlshaber Jourdan war kurz vor der Jahrhundertwende in das Fürstbistum Bamberg eingefallen und hatte die Bevölkerung auf die harten Zeiten eingestimmt. „ Ihr werdet wohl ohne Zweifel von der Anwesenheit der Armee zu leiden haben; aber euer Eigentum soll nicht verwüstet werden¸ ihr werdet euere Häuser nicht in Flammen aufgehen sehen. Bleibet bei eueren Herden, nehmt keinen Anteil an den kriegerischen Begebenheiten, dann könnt ihr darauf rechnen, bei allen Chefs meiner Armee Schutz zu finden. Alle Befehlshaber werden strengste Ordnung unter den Truppen halten. Plünderung und Misshandlung werden nach der Strenge der Gesetze bestraft werden...."

Auch wenn nicht geraubt und geplündert wurde, so waren die Belastungen für die Herzogenauracher Bevölkerung doch gravierend. Da war einmal die Angst vor der „gallo-batavischen Armee" des französischen Eroberers Napoleon. Fremdsprachige Franzosen und Holländer waren hier einquartiert, französische Husaren kamen noch dazu und immer wieder zogen kaiserliche Truppen durch unsere Gegend und versorgten sich selbst an Nahrungsmitteln und Pferdefutter.

Für die Franzosen fielen Ausgaben für „Haarpuder" für den Kommandanten, Zopfbänder für die Mannschaften, für 4 Hüte, für Branntwein und französische Tarockkarten sowie für Zucker, Käse und Kaffee an.

Von September bis November 1810 lagen über 1000 französische Soldaten in der Stadt. Allein der Stadtmüller hatte 44 Mann zu verköstigen, die anderen Müller jeweils „nur" 20 feindliche Soldaten. Doch das war noch nicht das Ende:

Um die Weihnachtstage drängte eine französische Division mit rund 2000 Soldaten und über 300 Pferden in die Stadt. Im Pfarrhaus war der Stab (rund 20 Personen) einquartiert, mit einigen hochrangigen Offizieren, zwei Köchen und drei Ordonanzen. Wohn- und Schlafstube von Pfarrer Schleicher waren mit Stroh ausgelegt und er selbst musste auf einem Stuhl sitzend die Nächte verbringen.

Er beklagt des Weiteren den Verlust seines gesamten Brennholzes; auch seine beiden Schweine und die beiden Milchkühe wurden geschlachtet. In den Orten rund um die Stadt fielen 35 Zugochsen den hungrigen Mäulern zum Opfer; jeder Metzger musste 70-80 Mann verköstigen und das Fleisch und die Suppe ins französische Lager bringen. Zudem fraßen die Feldfeuer die gesamten Brennholzvorräte auf. Und Pfarrer Schleicher notierte in seinem Tagebuch „Nun sieht man nichts als abgemagerte, abgezehrte Menschen vor Gram; sollte man nicht fragen, wovon wollen wir den Winter (über) leben....."

Die gesamte Einquartierung dauerte von Oktober 1800 bis 4. April 1801 und kostete die Stadtgemeinde 52542 Gulden und 7 5/8 Kreuzer, so dass die Stadt über Jahrzehnte hinaus verschuldet war. Dass im Schluss an die Einquartierung auch noch die Blatterseuche auftrat und viele Kinder hinweg raffte bedeutete den traurigen Höhepunkt des Katastrophenwinters 1800/1801.

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