Heute feiern sie ihren Namenstag, die Kunigunden, kurz auch Gundi oder Kuni genannt. Der schöne alte Name der Gattin des Bamberger Bistumsgründers und Kaisers Heinrich ist wie vieles in unserer schnelllebigen Zeit vom Aussterben bedroht, auch wenn die Frauen der Erzdiözese sich jährlich zum Kunigunden Tag am Bamberger Domberg treffen, wie am vergangenen Samstag geschehen.
Die fromme Kaisergattin, die zwischen 980 und 1033 lebte und schon 1002 zur Königin gekrönt worden ist, just in dem Jahr, in dem Herzogenaurach erstmals urkundlich erwähnt wurde. Stolz hält sie am Hochaltar der Herzogenauracher Pfarrkirche Maria Magdalena in ihrer Linken ein Modell des Bamberger Doms, für dessen Bau sie sich unermüdlich eingesetzt hat. Im Jahre 1200 heilig gesprochen wurde sie zur Patronin des Erzbistums und zur angeflehten Fürsprecherin der hoffenden Frauen und der kranken Kinder.
Heute ist ihr Name aus den „Hitlisten" der Vornamen verschwunden und erscheint nicht einmal mehr unter den 200 der beliebtesten deutschen Vornamen, wie die „Gesellschaft für deutsche Sprachforschung" (GfdS) ermittelt hat, traurig aber wahr.
Dafür haben in den letzten zehn Jahren die weiblichen Vornamen Anna (fünfmal) Hannah (zweimal) Leonie (einmal) und Marie (zweimal) der Kunigunde den Rang abgelaufen. Die fünf beliebtesten Vornamen des vergangenen Jahres bei den Mädchen gefällig? Nun es waren Marie, Sophie (Sofie), Maria, Anna und Emma. Und nur ein einziges Mal im gesamten Bundesgebiet waren nach Angabe der „GfdS" vertreten: Hermine, Gretel und Karen.
Auch wenn die Wünsche vieler Eltern nach ausgefallenen Vornamen immer extremer werden, die Standesbeamten sind angehalten, nur die Namen einzutragen, die das Geschlecht des Kindes eindeutig erkennen lassen. So wurde in den letzten Monaten Eltern nicht erlaubt, ihre Sprösslinge Satan, Bierstübl, Sputnik, Störenfried oder Verleihnix zu nennen und auch die weiblichen Vornamen „Oma" oder „Pillula" wurden von den Standesbeamten nicht erlaubt.
Während Tennisass Boris Becker seine ehelich gezeugten Söhne Noah Gabriel, Elias Balthasar und den jüngsten Spross Amadeus Benedikt Edley Luis nannte,
kann sich Verteidigungsminister von und zu Guttenberg immerhin mit zehn Vornamen schmücken: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester. Die Familie dürfte sich wohl auf die ersten beiden dieser Litanei bei der Anrede beschränken. Aber wann feiert der denn Namenstag? Bekanntlich bekam man da früher immer etwas geschenkt! Wobei es mir - ehrlich gesagt schwer fallen würde, meinen Sohn Amadeus zu rufen ohne an die kleine Nachtmusik zu denken.
Und wie steht es um die beleibtesten Bubennamen heute? In den letzten zehn Jahren hatte der Lukas viermal die Nase vorn, gefolgt von Leon (zweimal) Jan, Luka und Niklas. Am Ende des letzten Jahres rangierte Maximilian vor Alexander, aber auch Leon, Luca und Paul hielten sich noch in den Hitlisten.
Weit abgeschlagen landen die alten und beliebten Vornamen Elisabeth (Platz 88 , Eva (97) und Magdalena (159) bundesweit in den Vornamenslisten. Und bei den Jungen bringt es der gute alte Georg nur auf Platz 162, aber um einige Plätze vor Friedrich (200).
Im Herzogenaurach Standesamt wurden in den letzten Jahren nur jeweils ein bis Geburten in und aus Herzogenaurach angezeigt. Die meisten Kinder kommen in den Umliegenden Krankenhäusern in Erlangen, Neustadt, Fürth oder Nürnberg zur Welt. Hier eine Rangliste der beliebtesten Namen aus der Aurachstadt zu erstellen, wäre eine Sysyphusarbeit für die Angestellten im Rathaus.
Fest steht jedoch auch hier, dass die alten Herzogenauracher Vornamen, die man in Schriftstücken seit dem 15. Jahrhundert lesen kann aussterben oder bereits Vergangenheit sind. Es gibt keinen „Cuntz" (von Konrad), keinen „Balders" (von Balthasar) und keinen Leonhard mehr und auch den Siegfried, den Ludwig oder den Johann muss man in den Namenslisten mit der Lupe suchen.
Und ich bin traurig, dass mein schöner Vorname Peter auf Rang 194 in Deutschland geführt wurde. Nichts desto trotz werde ich am 29. Juli Namenstag feiern, schließlich hatte ich da früher immer schulfrei.
Klaus-Peter Gäbelein