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Währungsreform 1

Währungsreform 1948
Die Nachkriegszeit
 
Am Montag, 16. April 1945, war für Herzogenaurach der 2. Weltkrieg zu Ende. US Streitkräfte fuhren über die Würzburger Straße in das Zentrum, besetzten das Rathaus und danach die beiden Lazarettstationen im Mädchenschulhaus und im Liebfrauenhaus. Freude herrschte über das Ende des Krieges, aber auch Angst und Unsicherheit vor einer ungewissen Zukunft erfasste die Menschen.
Die wirtschaftliche Situation in den letzten Kriegsmonaten war  in Herzogenaurach nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos. In der Stadt mit 4500 Einwohnern und rund 2000 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen musste man sich einschränken, aber dank des bäuerlichen Umlands und der einer Kleinstadt eigenen Infrastruktur  konnten sich die Menschen so recht und schlecht über Wasser halten: Hasen und Hühner, Ziegen und Schweine, ein Nutzgarten um das Haus, die umliegenden Wälder boten im Sommer Pilze und Beeren, - man war ja genügsam geworden.
Und da waren  ja noch der Schwarzmarkt und die „Hamsterei“.
mit Gemüse und Kartoffeln, all das sorgte dafür, dass man sich in den Nachkriegsjahren so recht und schlecht über Wasser halten konnte -zumindest bis zum Frühjahr 1948.
Seit Mitte Juni 1948 hatte in den westlichen Zonen des zerstörten Deutschland das Gerücht die Runde gemacht, dass es mit der alten Reichsmark langsam, aber sicher zu Ende gehe. Der offizielle Reichsmark-Kurs lag im Mai 1948 bei 0,30 Dollar, doch inoffiziell wurde die alte Mark nur mit 0,01 Dollar gehandelt.
Am 14. Juni 1948 hatten die Regierungen, alle Landratsämter, Stadt- und Gemeindeorgane mit eigener Polizeistation ein Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern  mit dem Hinweis „Eilt sehr! - Vertraulich!“ erhalten.
In dem Schreiben war von der neuen Währung die Rede, doch lautete der Hinweis: „Der Termin der Währungsumstellung ist noch nicht bekannt...“
Aufmerksamen Beobachtern war indes nicht entgangen, dass in diesen Tagen verstärkt  bewachte Transporte im Altlandkreis Höchstadt gesichtet worden waren. Und irgendwie schien es dann doch durchgesickert zu sein, dass Landrat Weber die „Herren Bürgermeister und Sachbearbeiter bei den Kartenstellen“  (Auisgabestellen für Lebensmittelkarten) für Freitag, 18. Juni  um 9.00 Uhr nach Höchstadt in die Gaststätte „Zur Schwane“ bestellt hatte.
Mit einem Omnibus des Bus- und Fuhrunternehmens PEETZ fuhren schließlich am genannten Freitag 13 Herzogenauracher Vertrauenspersonen um 8.15 Uhr von der Aurach an die Aisch. An ihrer Spitze standen Bürgermeister Hans Maier und sein Stellvertreter Herberger; mit von der Partie waren auch Mitglieder der Verwaltung, der Leiter der Polizeiinspektion und Rektor Wachter.
Alle Landkreisvertreter erfuhren in Höchstadt folgende wichtigen Punkte: „Jeder Bürger der Westzonen sollte am Sonntag, 20. Juni 1948, ein sogenanntes „Kopfgeld“ der neuen Währung, der D-Mark, erhalten und einige Zeit später noch einmal 20 DM, und zwar jeweils im Umtausch von 1 : 1 gegen die alte Reichsmark.  Als Ausgabestellen wurden die Ämter benannt, die auch die Lebensmittelmarken ausgegeben hatten sowie die Kreditinstitute.
Seitens des Innenministeriums wurde besonders darauf hingewiesen, dass Landratsämter und Stadtverwaltungen für die sichere Aufbewahrung der neuen Geldscheine in Tresoren oder Panzerschränken zu sorgen hätten, soweit die behördlichen Anordnungen. „Die betreffenden Gebäude sind Tag und Nacht durch Beamte der örtlich zuständigen Vollzugspolizei zu bewachen!“, so lautete die Anordnung. Und weiter hieß es „Für den Transport des Geldes zu den Kartenstellen haben die Landratsämter Kurierfahrten mit Kraftfahrzeugen vorzubereiten, die unter starker polizeilicher Bedeckung durchzuführen sind...........In den Auszahlungraum dürfen jeweils nur wenige Personen eingelassen werden ..... Zu jeder Kartenstelle müssen mindestens zwei Polizeibeamte abgestellt werden ...“
Gleichzeitig erfuhr die Bevölkerung am Wochenende zum 20. Juni 1948 über die Rundfunkempfänger von der bevorstehenden Geldumstellung. Da die Zahl der Radios in Herzogenaurach damals jedoch recht beschränkt war, musste der städtische Bote, der Bitters „Velder“ (Valentin Bitter), der Vater von „Rahmbergbürgermeister“ Sepp Bitter die Nachricht von der bevorstehenden Geldausgabe mit der Glocke „ausschellen“. An 176 Stellen im Ort soll das nach Aussage vom Bitters Sepp erfolgt sein.
Und dann kam der Sonntag, der 20. Juni , an dem die in den USA gedruckten und von der Bank Deutscher Länder in Frankfurt eingelagerten 10 Milliarden  DM ausgegeben wurden. Schon lange vor der Öffnung bildeten sich vor der  Raiffeisenbank (damals noch im Steinweg Nr. 4) und der  Sparkasse (damals Hauptstraße 35, neben der Brauerei Heller) lange Schlangen derjenigen, die ihre alten Reichsmarkscheine gegen die neue DM umtauschen wollten. Aber auch im Vereinshaus, im Alten Rathaus, in den Gaststätten „Monopol“ (heute „Lindengarten“),“Glass“ am Marktplatz sowie in der Gaststätte „Zur Krone“ konnte man gegen Vorzeigen der Kennkarte das „Kopfgeld“ erhalten.
Bis man das neue Geld  in Händen hatte, war allerdings auch ein zweiseitiges Formular auszufüllen: und dann gab es das neue Geld, selbst als 5 bzw. 10-Pfennig Scheine. Auch einen 50-Pfennig-Schein  mit dem Aufdruck “eine halbe Mark" sowie den Mark-Schein und einen Zwei-Mark-Schein konnten die Deutschen jetzt in den Händen halten.  Auf einer Schautafel in der Eingangshalle der Raiffeisenbank in der Hinteren Gasse sind die Banknoten übrigens noch  ausgestellt.
Doch noch wichtiger als das neue Geld war für alle Deutschen und auch für die Herzogenauracher die Tatsache, dass es plötzlich über Nacht fast alles zu kaufen gab, was vorher nur unter dem Ladentisch gehandelt worden war. Die Jüngsten standen an vor dem Cafe Weiß in der Hauptstraße (heute Damenmode) gegenüber „Bücher medien & mehr“). Hier gab´s schon für „a Fünferla“ eine Tüte Eis. Beim „Kurrs Gogges“ in der Würzburger Straße wurde wieder Werkzeug angeboten und in den Bekleidungsgeschäften beim Maiers Paul oder beim Denklers Ludwig hingen auf einmal Hemden, Anzüge und Hüte in den Schaufenstern, und beim „Gehr“ auf der Hauptstraße konnte man tatsächlich echte Lederschuhe erwerben.
Noch wichtiger aber war für die meisten Deutschen, -und hier machten auch die Herzogenauracher keine Ausnahme, dass man nun auch endlich etwas Vernünftiges zum Essen und Trinken für das neue Geld bekam.
Das Wirtschaftswunder nahm seinen Anfang für alle Bundesbürger, denn die Älteren hatten bisher neben der alten Reichsmark der Kaiserzeit, der Rentenmark ab 1923 und der  Reichsmark des 3. Reichs nun endlich eine stabile Währung in den Händen, die erst durch den Euro vor acht Jahren abgelöst worden ist.

 

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