Steinerne Brücke.
Sonntag, der 12. September 1948, war ein großer Tag in der Herzogenauracher Nachkriegsgeschichte. Nach über zweijähriger Bauzeit wurde die Steinerne Brücke über die Aurach eingeweiht. Im Amtsblatt vom
10. September 1948 lud 1. Bürgermeister Hans Maier die Gesamtbevölkerung zu diesem für die Stadt bedeutenden Ereignis ein.
Hans Maier sprach vom „Abschluss eines nunmehr gelösten Problems, das allgemeine Anerkennung finden wird“ und er bat die Bevölkerung aus diesem Anlass die Stadt entsprechend zu schmücken. Und in der genannten Veröffentlichung heißt es weiter „Hierzu werden besonders alle Anwesen-Besitzer , beginnend von der Post (heute Polizeigebäude) bis zum Weihersbach gebeten, ihre Hausfassaden und Zäume mit frischem Grün und Fahnen zu versetzen. Der Heimat- und Verschönerungsverein wird jedem einzelnen mit Rat beistehen. Für die Zuschauer werden durch die Polizei und durch die Feuerwehr die Plätze angewiesen. Die Schulkinder werden ausnahmslos durch die Lehrkräfte gruppiert. Jeder Fahrzeugbesitzer, ob Last-, Personenwagen oder Motorrad, wird gebeten, sich zwecks Beteiligung am Fahrzeugkorso mit Herrn Stadtrat Heinrich Peetz, An der Schütt, in Verbindung zu setzen. Herr Peetz erteilt Anweisungen über Aufstellung und Fahrtrichtung der Fahrzeuge.“
Der Neubau der Steinernen Brücke war notwendig geworden, weil im Übereifer der Vaterlandsverteidigung bei Kriegsende die beiden Aurachbrücken am Vorabend des amerikanischen Einmarsches (16. April 1945), gesprengt worden waren. Am Sonntagnachmittag des 15. April 1945 gegen 10 Uhr erschütterten heftige Detonationen die Stadt, die beiden Aurachbrücken wurden gesprengt. Es waren nicht SS-Truppen, wie manche vorschnell angenommen hatten; vielmehr hatte Feuerwehrkommandant Korbinian Westner, damals auf dem Fliegerhorst im Einsatz den Befehl zur Sprengung erhalten.
Im Umkreis von einigen hundert Metern bleib nahe der beiden Brücken keine Fensterscheibe heil. Während die Steinerne Brücke unpassierbar geworden war, konnten Fußgänger die Eisenbahnbrücke weiterhin passieren, weil hier lediglich die Fahrbahndecke weggerissen worden war. Doch gab es hier zwei Verletzte: „die alte Frau Bauer“ von der benachbarten Bäckerei erlitt schwere Armverletzungen, die später im Lazarett im Liebfrauenhaus behandelt werden mussten und im Nachbaranwesen Neumüller erblindete das Familienoberhaupt infolge der bei der Explosion erlittenen Netzhautablösung.
Die Steinerne Brücke war 1544 anstelle eines hölzernen Stegs (Steggasse!) erbaut worden. Die Baumeisterrechnungen jener Zeit erzählen von der beschwerlichen und aufwändigen Beschaffung der Steine, die in den Steinbrüchen bei Hauptendorf, im Lohhofgebiet, bei Zweifelsheim und aus dem Birkenbühl zum Bau und zum Pflastern herbeigeschafft werden mussten. Aus Dankbarkeit für die Vollendung des Bauwerks hatte die Stadt an der Brücke eine Martersäule errichtet und mit einem Bild versehen. Gegenüber dieser Stele markierte eine weitere Marter die Fraischgrenze (Gerichtsgrenze) zwischen dem bambergischen und ansbachischen Besitz. Der Tag der Einweihung am 12. September
begann mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche. Um 10.15 wurden „die Schuljugend und die Bevölkerung“ über Engelgasse, Reytherstraße, Postvorplatz und Schütt zur neuen Brücke geleitet; die Ehrengäste folgten 15 Minuten später. 15 Programmpunkte umfasste die Festfolge. Ein Kinderchor und der Volkschor sangen und die Kapelle Lehner umrahmte das gesamte Fest. Die feierliche Weihe durch Stadtpfarrer Ritter, Reden des Bürgermeisters und des „Herrn Regierungspräsidenten“ durften nicht fehlen, bevor die Brücke für den Verkehr freigegeben wurde.
Der Tag klang aus mit einem Standkonzert im Freibad , zu dem jeder Zutritt hatte, der ein Festabzeichen für 20 Pfennige erworben hatte.