Herzogenaurach, seit dem frühen 11. Jahrhundert zum Bistum Bamberg gehörig, war seit dem 7./8. Jahrhundert vom Bistum Würzburg und dem Kloster Kitzingen aus missioniert worden. Noch heute erinnert der Kiliansbrunnen in der Hauptstraße an diese unterfränkische Missionstätigkeit.
Mit aller Kraft stemmte sich die Bamberger Kirche zu Beginn der Reformation gegen die Einführung der lutherischen Lehre in der südlichsten Festungsstadt ihres Bistums.
Erst nach der Lockerung der Kirchenherrschaft, der Auflösung der Fürstbistümer und der Eingliederung Herzogenaurachs in das Königreich Bayern, zogen vereinzelt evangelische Christen, „Protestanten oder Lutherische", wie man sie teilweise gering schätzend nannte in die Stadt. Die seither alteingesessenen Familien Heller oder Zehlein sind ein beredtes Beispiel dafür, dass diese „Neubürger" bald in ehrenhafte Berufe aufstiegen und es zu Ansehen und einem gewissen Wohlstand brachten.
Seit 1817 gehörten die Protestanten der Stadt und aus den heutigen südlichen Stadtgemeinden (Dondörflein, Höfen und Zweifelsheim) zum Kirchensprengel Münchaurach, während die Burgstaller ihre kirchliche Heimat in Obermichelbach suchten und fanden. 1887 gründeten die hiesigen Protestanten zur „Pflege der Gemeinschaft" den „protestantischen Missionsverein". Zu Bibelstunden kamen sie im beim Gastwirt Zinner im „Gasthaus zum Schwarzen Bären" in der Hauptstraße (heute Sparkasse) zusammen.
1900 setzte Oberamtsrat Loritz (einer der Mitbegründer des Heimatvereins) durch, dass die evangelischen Christen nicht mehr in Münchaurach, sondern im städtischen Friedhof beigesetzt werden durften. Vor allem der Schmied Lorenz Zehlein bemühte sich unermüdlich, für seine Mitchristen einen eigenen Betsaal oder eine eigene Kapelle zu errichten.
Der Traum von der eigenen Kirche
Im November 1901 trafen sich 22 protestantische Einwohner im „Bären" „einmütig und in schaffensfroher Stimmung" zur Gründung eines „Kirchenbau-Vereins". Mittlerweile hatte man 6000 Reichsmark für einen eigenen Kirchenbau zusammengetragen; das Geld wurde nun vom Vorsitzenden, dem „Königlichen Rentamtmann (Vorsitzender des „Finanz- und Steueramts"), seinem Schriftführer Dr. Hans Walther und dem Kassier Lorenz Zehlein bestens verwaltet.
1907 erhielt die kleine „Gemeinde" die frühere St. Georgs Kapelle im Schloss als Betsaal und Domizil zugewiesen, so dass der beschwerliche Weg nach Münchaurach teilweise erspart blieb. Das Innenministerium in München genehmigte 1913 schließlich die Bezeichnung „Tochterkirchengemeinde Herzogenaurach". Inzwischen hatte die Stadt der neuen Gemeinde auch das „Schulmeisteräckerlein" am Köpfwasen als Baugrundstück für ein eigenes Gotteshaus zugewiesen. Dieses wurde jedoch 1933 durch ein größeres benachbartes Grundstück am Rand des damaligen Fußballplatzes auf der „Ludwigshöhe" ersetzt.
Die eigene Kirche wird Wirklichkeit
Der Stadtmagistrat hatte der evangelischen Gemeinde den ursprünglichen Baugrund zunächst kostenlos überlassen und willigte nun problemlos in den Tausch ein. Am 08. Dezember 1932 hatte Brauereibesitzer Hans Heller sen. sich angeboten, das benötigte Bauholz in den umliegenden Gemeinden zu sammeln. Besonders unterstützt wurde er hierbei durch Holzspenden von der Schleifmühle und aus den Gemeinden Dondörflein, Höfen, Zweifelsheim, Falkendorf und Burgstall. Insgesamt wurden 397 Baustämme gespendet, die auf dem Lagerplatz beim Sägewerk Popp abgeliefert wurden. Die Familie Heller versorgte dabei großzügigerweise nicht nur die Holzlieferanten, sondern später auch die Bauarbeiter kostenlos mit Essen und Getränken.
An einem wunderschönen Herbsttag, dem 24. September 1933, fand die Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus statt. Und wie früher üblich wurden die gesamten Bauarbeiten ausschließlich an einheimische Handwerker vergeben: Der „Arbers Gerch" (Georg Maier) sorgte für die Maurerarbeiten, Nikolaus Popp für die Zimmermannsarbeiten, Johann Derrfuß war für das Dachdecken zuständig und Michael Döhler für die Stuckarbeiten, während sich die Schreiner Neumüller, Westner, Bitter, Herrmann und Zink die Schreinerarbeiten teilten.
Nach dem Richtfest am 26. Oktober 1933 und der Glockenweihe am 30. November 1933 konnte das evangelische Gotteshaus zur „Ehre des dreieinigen Gottes" am 23. September 1934 im Beisein zahlreicher Ehrengäste und unter reger Beteiligung der katholischen Bevölkerung eingeweiht werden.
Klaus-Peter Gäbelein