Bis ins Jahr 1819 sind die Akten bezüglich der hiesigen Polizei zurück zu verfolgen, als von Ansbach aus, der Regierungshauptstadt des „Rezatkreises" (Mittelfranken), dem Herzogenaurach nach der Eingliederung in das Königreich Bayern damals zugeteilt worden war, erste Erlasse an die örtlichen Gendarmeriestellen ergingen.
Nach französischem Vorbild hatte König Max I. im gesamten Königreich solche „Gendarmerieposten" eingesetzt. Zwei Gendarmeriebeamte versahen in den folgenden Jahren den Dienst in der Stadt. Unter ihnen finden wir Namen wie Kolb, Hübsch, Ziegler oder Walz. Sie beschwerten sich zum Beispiel in den Jahren 1824/1826 über nichtige Aufgaben, die sie von ihrer eigentlichen Tätigkeit abhielten. Hierzu zählten Beschwerden der Bürger über das „Herumlaufen der Hunde ohne Maulkorb", Beschwerden der Bürger über schlechtes und zu teueres Brot oder das „Viehschlachten ohne Erlaubniß". Nach Meinung der „Gendarmen" waren dies Dinge, welche nicht die Polizei angingen, sondern Aufgabe des hiesigen Stadtmagistrats und des von diesem angestellten Stadtbüttels (Stadtdieners) seien.
Wichtiger für die Gendarmen waren da die Anschaffungen von schwarzen Lederhandschuhen für den Dienst an Sonn- und Feiertagen oder die Kosten für die Uniformhosen und die „Tschackos", die langen schwarzen Uniformmäntel, die für die Gendarmen 1857 vorgeschrieben worden und zwei Jahre später auf Stadtkosten angeschafft worden waren..
Springen wir in die Jahre nach dem 1. Weltkrieg:
1923, im Jahr der großen Inflation, unternahmen Herzogenaurachs Verantwortliche die Initiative zum Bau einer eigenen modernen Gendarmeriestation. Man erwarb das Anwesen des Maurermeisters Andreas Döhler (Spitzname: Schuften Reser) in der „Promenadenstraße 413", um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die „Promenade" war damals die nördlich der Aurach errichtete „Schütt" und das Gebäude kennen ältere Herzogenauracher noch als das sog. „Schuftenhaus" unmittelbar östlich des heutigen Busbahnhofs.
Im Mai desselben Jahres ging das Baugesuch an die zuständige Behörde nach München. Die Baupläne sahen Dienst- und Wohnräume vor. Zwei Wohnungen für verheiratete Beamte und zwei „Ledigenräume" waren neben einem Amtszimmer die wichtigsten Räumlichkeiten im geplanten „Herzogenauracher Polizeipräsidium".
Doch die Mühlen der Behörden liefen angesichts der Wirtschaftskrise extrem langsam. Im Oktober 1925 konnte das Bauunternehmen von Anton und Georg Ferdinand Kurr ein Angebot für das Bauvorhaben einreichen. 25 -30000 Mark wurden damals veranschlagt.
Um die notwendigen „Baudarlehensmittel" zum Bau und zur „Steuerung der Erwerbslosigkeit und Förderung der Notstandsarbeiten" zu sichern, reiste eine Herzogenauracher Delegation im Oktober 1927 nach München zum „Staatsministerium für soziale Fürsorge".
Und ein halbes Jahr später, am 30. April 1928 bat man um die 2. Rate des Baudarlehens. Und erst danach konnte die Verantwortlichen im Herzogenauracher Rathaus an das Bezirksamt nach Höchstadt melden: „Das Gendarmeriegebäude ist im Rohbau fertig".
Einige Jahre war das „Schuftenhaus" das Domizil für die Gendarmen und dann zog nach einer Umstrukturierung die „Polizei" in die Glockengasse (Anwesen Körner) um.
Klaus-Peter Gäbelein