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Elektrischer Strom

Als den Herzogenaurachern ein (das) Licht aufging...

Der 24. September 1921war ein besonderer Tag für Herzogenaurach. Es war nicht das erste Automobilrennen der Republik, das auf der gerade fertig gestellten  Berliner Rennstrecke, der AVUS, ausgetragen worden war und von dem die wenigen Zeitungsleser im hiesigen „Tagblatt" erfuhren. Nein, an diesem Samstag vor 90 Jahren ging den rund 3500 Einwohnern in der Aurachstadt „ein Licht" auf, nämlich das elektrische Licht.

Doch Schalter drücken (damals noch drehen) und in einen hell erleuchteten Raum eintreten, - so einfach war es anfangs nicht. Der Strom floss zwar, aber von Licht durch fluteten, hellen Räumen konnte noch nicht die Rede sein. In einem Schreiben an den Strom Lieferanten, das Oberfränkische Überlandwerk in Bamberg, mussten die Herzogenauracher Verantwortlichen im Oktober 1921 monieren „....Die Versorgung gibt jedoch zu lebhaften Klagen Anlass. Abends, bei Einschaltung der Beleuchtung, ist das Licht nur mangelhaft und kann weder zur Arbeit noch sonst wie gebraucht werden." Aus diesem Grund ging sogar Anfang November eine Beschwerde an die Regierung von Oberfranken nach Bayreuth. Von dort kam als Entschuldigung der Hinweis, dass eine in Hirschaid installierte Dieselmotoren Anlage zur Stromerzeugung nicht rechtzeitig fertig gestellt werden konnte.

Vorreiter für die Elektrifizierung in der Stadt war die „Vereinigte Fränkische Schuhfabrik". Die im 1. Weltkrieg als „kriegswichtig" eingestufte Firma hatte schon 1917 beim zuständigen Ministerium in München den Anschluss an die Überlandleitung des Fränkischen Überlandwerks Nürnberg durchgesetzt, die bei Beutelsdorf vorbeiführte. Der Anschluss der Stadt an Leitungsnetz scheiterte 1917, weil das Überlandwerk Nürnberg gegen Kriegsende zu wenig Kohle für die Stromerzeugung erhalten hatte.

Doch die Herzogenauracher Stadtväter bauten vor. Sie beschlossen 1920 das marode städtische Gaswerk stillzulegen und stattdessen ein eigenes städtisches Stromnetz zu errichten, das tatsächlich im Januar 1921 durch die Firma Eisenbahnbaugesellschaft Becker & Co. (Bamberg) fertig gestellt worden war.

Verhandlungen wegen der Stromlieferung wurden mit dem oberfränkischen Überlandwerk, dem Überlandwerk Thalermühle (Erlangen) und dem Bauernkraftwerk Wellerstadt (bei Baiersdorf) geführt. Schließlich einigte man sich darauf, den notwendigen Strom vom Oberfränkischen Überlandwerk zu beziehen. Die Idee, durch den Einbau eines neuen Wasserrads in der Eichelmühle die notwendige Stromversorgung zu sichern wurde fallen gelassen, weil niedrige Wasserstände der Aurach im Winter nicht die notwendige Leistung für einen berechneten zusätzlichen Stromverbrauch hervorgerufen durch die Straßenbeleuchtung und zusätzliche private Stromabnehmer erbracht hätten.

Wie der Briefwechsel aus den 20-er Jahren bezeugt, ist von Beginn an Strom für die Straßenbeleuchtung, für Fabriken und Privathaushalte geliefert worden. Die Stromabnehmer waren auf den Dächern an Rohren angebracht und als Freileitungen von Haus zu Haus gespannt. Diese waren allerdings nicht unproblematisch. „Auch durch das Hineinfliegen der Gänse in die Leitungen kommen häufig Leitungsstörungen vor, so erst kürzlich in der Hinteren Gasse, wobei zwei Drähte durchbrannten und durch neue ersetzt werden mussten.", heißt es in den Unterlagen.

Im Jahres- und Tätigkeitsberichts des Elektrizitätswerkes für 1924 werden 800 Lichtanschlüsse und 125 Kraftanschlüsse aufgeführt.  5787 Glühbirnen und 175 Motoren mit 644 PS wurden bereits betrieben und im Jahresbericht für 1927 werden bereits 6816 Glühlampen und 238 Motoren genannt. 58 „halbnächtige" und 24 „ganznächtige" Straßenlaternen tauchten die Stadt ins „rechte Licht". 1929/30 waren bereits neun Kilometer Stromleitung in der Stadt verlegt, vier Jahre später waren es 9,5 km mit 495 Dachständern, 91 Masten und 43 Giebelanschlüssen.  

Der Stromverbrauch stieg in der Folge erheblich, so dass die Stadt im Februar 1930 eine Transformatorenstation im Garten der Brauerei Hubmann am Schlossgraben errichten ließ. Und Brauereibesitzer Hubmann, gleichzeitig Bürgermeister bei Kriegsende im Mai 1945, war es auch, der den Herzogenaurachern per Anschlag am Marktplatz eine tägliche Stromsperre zwischen 12 und 20 Uhr ankündigen musste. Michael Adler war für die Technik und die Stromversorgung in der Stadt zuständig. Sein Mitarbeiter Baptist Willert geriet damals im alten E-Werk an eine Starkstromleitung von mehreren tausend Volt. Wie durch ein Wunder überlebte er den Stromschlag.

In den 50-er Jahren normalisierte sich die Lage in der Herzogenauracher Stromversorgung. Vor allem die US-Amerikaner auf der Herzo-Base waren Großabnehmer der elektrischen Energie.

Die Nachfrage nach dem unsichtbaren „Saft" stieg mit der zunehmenden Industrialisierung in der Stadt. Zur besseren Versorgung wurde 1952 ein neues Betriebsgelände an der Aurach bezogen. In den folgenden Jahren entstanden Trafostationen An der Bieg, Am Schlossgraben, in der Hans-Sachs-Straße, der Flughafenstraße, der Würzburger und in der Industriestraße. Ende der 50-er Jahre wurden die ersten Erdkabel verlegt und die veralteten Freileitungen abgebaut.

1985 wurde ein neues Umspannwerk an der Straße nach Burgstall errichtet, das im Sommer 2011 (wir berichteten)erweitert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden ist. Die Stromversorgung und der erhöhte Verbrauch in der Stadt sind damit gesichert. Auch an die Umwelt haben die Stadtwerke gedacht. Seit 2000 kann auch Öko-Strom der Marke „Herzo Natur" bezogen werden.

Erinnerungen: Hilde Tiedemann, in der Eckenmühle aufgewachsen erinnert sich: „Wir hatten schon vor 1933 unsere eigene Stromversorgung auf der Mühle.

Allerdings konnten wir nur 110 Volt erzeugen. Das reichte für die die Glühlampen, aber nicht für unser Radio, das mit 220 Volt betrieben werden musste. Hier musste mit zusätzlichen Trockenbatterien Abhilfe geschaffen werden. Für elektrische Geräte benötigten wir keinen Strom, denn das Futterschneiden oder das Sägen wurde über die Wasserkraft erledigt. Problematisch wurde es jedoch mit unserer Wasserversorgung ab Mai 1933, als am Eichenbrünnlein der Spatenstich zur Herzogenauracher Wasserleitung erfolgt war. Mein Vater sprach deswegen auf dem Rathaus und wollte von Bürgermeister Dr. Fröhlich die Garantie für kostenfreien Bezug von 50 Kubikmetern Wasser, als bekannte Herzogenauracher Parteimitglieder das Zimmer betraten und den Bürgermeister für abgesetzt erklärten."

Gerda Kitterer: (geb. Mandelkow) „Mein Vater hatte nach der Übernahme der Druckerei von A. Debler  einen Handgenerator angeschafft, mit dem er schon in den 20er Jahren Strom erzeugte, den er für eine kleine Druckmaschine einsetzte und für die Beleuchtung. Vater erzählte, wie sich manche Herzogenauracher die Nase an den Fenstern platt gedrückt haben, weil es bei uns elektrisches Licht gegeben hat."


 

Aus dem Lagebericht der Herzo-Werke GmbH von 2010

 

n  2010 Erhöhung der Stromabgabe gegenüber 2009 um 1%  d.h. um 21.813 MWh

n         Bei Haushaltskunden  auf 39.393 MWh

n         Bei Geschäftskunden auf 153.100 MWh

n         Gesamt 193.039

 

n  Verteilungsnetz: 2009 397,3 km

                              2010 409,3 km

 

n  Hausanschlüsse  2009 6012

n                         2010 6.023

 

n  Eingebaute Zähler 2009 6.012   Jahreshöchstlast: 2009  30,5 MW

                                2010 6.023                           2010  31,2 MW

Klaus-Peter Gäbelein

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