Herzogenaurach. Luther war 1511/12 und auf seinem Weg zum Augsburger Reichstag, wo er 1518 von Kardinal Cajetan vernommen wurde, in Nürnberg. Hier spendete der Augustinerprior Wg. Volprecht 1523 das Abendmahl in beierlei Gestalt. 1524 hielt er die Messen in deutscher Sprache, weswegen er mit dem Kirchenbann durch Bamberg belegt worden war, an den er sich jedoch nicht hielt.
Das Augustinerkloster, in dem sich Luther bei seinen Besuchen in der freien Reichsstadt aufgehalten hatte, war längst zum eigentlichen Zentrum der Reformation geworden. Hier wurden Luthers Thesen in der Urfassung und in deutscher Sprache gedruckt und unters Volk gebracht und somit war der Bruch mit der alten Kirche nicht mehr aufzuhalten, zumal der streitbare Prediger Osiander (wir berichteten) den Gang der Ereignisse beschleunigte.
Selbst der hochgebildeten Klarissin Caritas Pirckheimer, die bis zu ihrem Lebensende sich dem Rat der Stadt widersetzte, das Kloster aufzulösen und die sich von Osiander als „Unkraut, ... das man ausreutten... und von dannen schaffen müsse“ bezeichnen lassen musste, gelang es nicht, eine Umkehr herbeizuführen. Lediglich dem bedeutenden Humanisten Philipp Melanchton gelang es, mäßigend auf den Gang der Ereignisse einzuwirken, so dass die Auflösung des Klarissenklosters, des letzten Bollwerks der alten Kirche wenigstens bis zum Tod der letzten Klosterschester 1596 hinausgezögert wurde.
Im benachbarten verschlafenen Erlangen, damals einem unbedeutenden Städtchen und zur Markgrafschaft Brandenburg –Kulmbach gehörig, sollten sich alle Priester von ihren Konkubinen trennen (1526). Pfarrer Wentler, der alten Lehre anhängend, bat jedoch darum, seine „Dienerin“ behalten zu dürfen, „da sie ihn in vielen Jahren der Krankheit gepflegt hatte“ und er auch jetzt im Alter auf sie angewiesen sei. 1528 hat ihn der Markgraf entlassen, weil der die neue Lehre nicht verkündete. Überhaupt scheint sich die alte Lehre im Bereich Erlangen noch längere Zeit gehalten zu haben.
In Herzogenaurach zeigte der Ruf nach dem „frei lauter Wort“ reformatorische Tendenzen. In Büchenbach wure der Pfarrer 1525 von den Bauern davongejagt und in Hannberg hatte man einen „entloffenen Mönch“ zum Pfarrer bestellt, was jedoch von der Bamberger Obrigkeit untersagt wurde.
Wesentlich gravierender waren die Einschnitte für die Pfarrei Herzogenaurach in ihren südlichen Filialen im heutigen Landkreis Fürth. 1527 reformierte ein evangelischer Prediger die Pfarrei Puschendorf und in den folgenden Jahren sagten sich Obermichelbach (1528) und Veitsbronn (1530) von der Herzogenauracher Mutterpfarrei los.
Die kleinen Ritterschaften im heutigen Landkreis, wie Lonnerstadt oder Neuhaus schlossen sich der neuen Lehre an und 1543 schwor auch der Pfarrer von Hannberg den lutherischen Eid. In Weisendorf waren bis 1543 alle Linien der von Seckendorff evangelisch, 1539 hatte man bereits die Pfarrei reformiert. In Kairlindach war der Gutsherr auf Neuenbürg mit dem Übertritt zum Luthertum vorausgegangen.
Daneben hatten „Wiedertäufer“ für zusätzliche Unruhen in unserer Gegend gesorgt, bevor sie „sträflich eingezogen“ worden waren. Sie hatten die Kindertaufe abgelehnt und die Erwachsenentaufe gefordert. An eine friedliche Ausübung der Religion war somit in unserer Gegend nicht zu denken.
Klaus-Peter Gäbelein