Bamberg und das Bistum in der Reformation
Herzogenaurach. Während sich die Reichsstadt Nürnberg schon in den 20-er Jahren des 16. Jahrhunderts der neuen Lehre, also dem evangelischen Glauben, geöffnet hatte, war die Situation in der Bischofsstadt (seit 1007) um einiges komplizierter.
Die Bamberger Besitzungen in Franken reichten zu Beginn der Reformation bis weit ins heutige Oberfranken mit den Städten Kronach ,Lichtenfels, Staffelstein, Stadtsteinach, Scheßlitz, Hollfeld, Forchheim sowie ins spätere Mittelfranken mit Höchstadt und Herzogenaurach. Weite Gebiete der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach, der freien Reichsstadt Nürnberg, des Kurfürstentums Pfalz (heutige Oberpfalz) und Gebiete um die Reichsstadt Rothenburg gehörten kirchlich zu Bamberg.
Im 16. Jahrhundert zählte man in der Domstadt 13 Klöster. Tiefe Frömmigkeit und zahlreiche Stiftungen (sog. Benefizien zum Unterhalt der Geistlichen) und Bruderschaften der Handwerker prägten das Bild der Stadt.
Als um 1518 die ersten Boten der Reformation Bamberg erreichten, verbreitete sich mehr und mehr eine Rom feindliche Haltung. Und nachdem die beiden Nürnberger Pfarreien St. Sebald und St. Lorenz dem Bamberger Einfluss entzogen worden waren (1520 u. 1522 ) schwand auch der Einfluss auf die Kirchen in Nürnberg.
Im Umfeld des Bischofs Georg Schenk von Limb(p)urg waren hochrangige Persönlichkeiten mit dem Juristen Johann von Schwarzenberg an der Spitze dem religiösen Umbruch zugeneigt. Und der Fürstbischof schritt weder gegen den Druck und Verkauf lutherischer Schriften in seiner Residenzstadt ein, noch wies er Prediger zurück, die lutherische Thesen verbreiteten (z.B. den Prediger Johann von Schwanhausen oder den Domdekan Andreas Fuchs) und welche die Veröffentlichung von Luthers Bann um ein halbes Jahr hinauszögerten.
Limburgs Nachfolger, Fürstbischof Weigand von Redwitz, wenig theologisch gebildet und fast nur kirchenrechtlich ausgebildet, beurteilte die Reformation überwiegend unter dem Aspekt des Ungehorsams. Er ermahnte zwar lutherfreundliche Geistliche in Memmelsdorf, Forchheim oder in St. Gangolf in Bamberg, aber er ging nicht gegen sie vor.Auch bei der Ernennung des Markgrafen Kasimir von Brandenburg – Kulmach oder desen Nachfolger Markgraf Georg spielte er keine glückliche Rolle und konnte nicht verhindern, dass das gesamte „Oberland“ der neuen Lehre zugeführt wurde. Seine Versuche, die Vorsteher der großen Nürnberger Klöster nach Bamberg zu zitieren misslangen, sein Einfluss auf Nürnberg entglitt ihm vollends.
Im Raum Erlangen-Herzogenaurach gärte es um damals zunehmend in der Bauernschaft. Zwar wurde 1524 den Bauern ion Hannberg verboten, einen „entloffenen Mönchen zum Prediger“ anzunehmen, doch im benachbarten Büchenbach wurde 1525 der (altgläubige) Pfarrer von aufrührerischen Bauern vertrieben. Bereits im Sommer 1524 hatten die Gemenden Forchheim und Herzogenaurach die Zehntleistungen verweigert und freies Jagd- und Fischrecht gefordert, in Forchheim wurde der Bamberger Stadtschultheiß vertrieben. 500 Bauern versammelten sich hier am Vorabend des Bauernkriegs ein Jahr später (1525) und rebellierten. Herzogenaurach wurde daraufhin von 60 bambergischen Fußknechten besetzt, gab aber, gewarnt durch die Strafen von 1524 Ruhe und beteiligte sich nicht an den Bauernunruhen, in denen 8 000 Bauern Bamberg besetzten, ausraubten und plünderten.
Von 190 selbstständigen Pfarrkirchen im Bistum fielen im Laufe des 16. Jahrhunderts 105 mit allen Einkünften auf Dauer dem Protestantismus zu. Bedeutende Klöster, wie Himmelkron, dazu St. Klara und St. Katharina in Nürberg wurden geschlossen, ebenso Schlüsselau und Neunkirchen/Brand. Auch für das Bendiktinerkloster in Münchaurach und das Frauenstift in Frauenaurach läutete zwischen 1528 und 1548 das Totenglöckchen.
K.-P. Gäbelein