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Daßler Haus in der Hauptstraße 10

Bald fallen die Hüllen

Herzogenaurach. Fast zwei Jahre schon  ist das schmucke Fachwerkhaus in der Hauptstraße mit der Hausnummer 10 unter einer schützenden Folie versteckt. Die Menschen, die durch Herzogenaurachs Innenstadt laufen, haben sich längst daran gewöhnt. Das grüne Netz sollte die Passanten schützen, denn an der Fassade wurde monatelang gearbeitet, sprich restauriert.

Bald kann Juliane Daßler, Eigentümerin und Bewohnerin des alten Fachwerkjuwels, erleichtert aufatmen, wenn Zimmerleute, Maurer und Maler und auch der Spengler ihre Arbeit beendet haben. Und ähnlich wird es dem Mieter im Erdgeschoss gehen, der Bäckerei Greller.

Und auch Helmut Popp, Architekt. Sachverständiger und für den Bau verantwortlich wird dann aufatmen,

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Aus dem 17. Jahrhundert stammt der Bau, der jetzt aufwändig restauriert worden ist.   Juliane Daßler, die Besitzerin, wird drei Kreuze schlagen, wenn in den nächsten Tagen die Handwerker abziehen werden und die grüne Schutzhülle an der Fassade fällt.. Denn als sie vor knapp zwei Jahren den Entschluss gefasst hat, ja fassen musste, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude sanieren zu lassen, war nicht abzusehen, welch marode Bausubstanz die Fachleute vorfinden würden: die hölzerne Fachwerkkonstruktion war weitgehend nicht mehr zu retten. In den Andreaskreuzen (Fachwerkkonstruktion mit dem sogenannten großen X) und den anderen Fachwerkkonstruktionen hatte sich die Feuchtigkeit längst soweit ausgebreitet, dass der Holzwurm Arbeitsplätze und reichlich Nahrung fand und die Feuchtigkeit weiterarbeitete. Sprich: das Fachwerk war schlicht und einfach faul.

Ausbesserungsarbeiten waren im Spätherbst vor zwei Jahren praktisch gescheitert, weil sich herausgestellt hat, dass der Giebel infolge der Feuchtigkeit, die sich im Putz zwischen den Fachwerkbalken festgesetzt hatte, herunter zu brechen drohte. Schließlich wurde Helmut Popp vom Goldberganger, erfahren in Sachen Restaurierung, hinzugezogen und mit der Betreuung der gesamten Sanierung beauftragt. Der Briefverkehr, der inzwischen angefallen ist füllt einen dicken Ordner und im Gespräch mit Popp kann man nur erahnen, was auf den Besitzer eines alten und denkmalgeschützten Hauses  zukommt, wenn es darum geht, historische Bausubstanz zu erhalten. „Du musst ein Sanierungskonzept entwerfen und vorlegen, die Finanzierung muss gesichert werden, dann muss das Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet werden und die finanzielle Unterstützung bei der Stadt, beim Bezirk  und schließlich auch bei der Denkmalpflege eingereicht und beantragt werden. Und es darf nicht vergessen werden, bei allen Aufträgen für Handwerker drei Angeborte einzuholen. Und wenn dann die Anträge bearbeitet, positiv beschieden und genehmigt sind, ist noch immer nicht gewährleistet, ob die entsprechenden Handwerker mit der Arbeit beginnen können, weil es derzeit Arbeit im Überfluss in der Region gibt und auch andere Baustellen bedient werden müssen.  Außerdem hat es wenig Sinn, mit Maurerarbeiten in den Wintermonaten zu beginnen", soweit Helmut Popp. Und er ergänzt, „ein Laie, noch dazu eine 87-jährige ältere Dame ist mit all diesen Dingen schlicht und einfach überfordert".

Unter Popps Regie liefen die Vorbereitung für die Restaurierung 2013.  2014  wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht. Zimmermann Armin Popp aus Burgstall begann damit, die Fachwerkbalken zu ersetzen, nachdem der oberste Giebel rückverankert worden war und auch im Inneren der oberen Stockwerke die notwendigen Arbeiten durchgeführt worden waren.

Die Zimmerleute ersetzen die morschen Balken an der Vorderseite durch solche aus Lärchenholz, das mit Leinöl vorbehandelt worden war. Dazu wurde mit Ingrid Winkelmann aus der Fränkischen Schweiz auch eine fundierte Restauratorin mit einbezogen. Sie wurde auch bei der Farbauswahl für das Fachwerkzu Rate gezogen: Noch schwankt die Eigentümerin zwischen drei Farbtönen, die von einem gedämpften Rot bis zu einem Braunton reichen. Aber da hat auch Mittelfrankens oberster Denmalschützer  Thomas Wenderoth vom Bezirk noch ein Wörtchen mitzureden Am 10. September wird er zur Begutachtung des Dasslerschen Hauses in der Stadt erwartet.

Inzwischen hat auch die Erlanger Firma Heinlein die Maurerarbeiten fast abgeschlossen. Die Gefache, also die Teile zwischen den Holzbalken, wurden schräg „eingeputzt", und zwar nicht mit Zement und Gips wie in früheren Jahren bei Ausbesserungsarbeiten, sondern unter anderem auch mit wenig Wasser anziehenden Steinen sowie einer Spezialmischung aus Kalk und Leinölkalkfarbe. In den nächsten Tagen können dann die Maler der Firma Heinlein in Aktion treten, wie der Bauleiter  von Heinlein, Anton Güthlein, betont.

Am 31. August lief übrigens die Genehmigung der Gerüststellung ab. Doch die kann nach Helmut Popp wohl problemlos verlängert werden. „Zum Abschluss aller Restaurierungsarbeiten, die inzwischen einen sechsstelligen Euro-Betrag überschritten haben, wird letztlich noch ein östlicher Dachanbau am Dassler-Haus entfernt werden müssen", so Helmut Popp.

Wenn dann - hoffentlich in nächster Zeit das Gerüst fällt und die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sein werden, wenn weitere Zuschüsse - auch von der Stadt Herzogenaurach bewilligt worden asind, werden Juliane Dassler Zentner schwere Steine vom Herzen fallen.

Eines aber weiß sie genau:"Das Haus bleibt als „Daßler Haus" in der Innenstadt im Familienbesitz. Sohn Michael und die beiden Enkel Maximilian und Sebastian werden als Erben die Daßler Tradition fortführen.

Die Geschichte des Hauses

Das imposante Haus, einst am Stadtgraben und am „niederen Tor" unmittelbar neben dem 28m hohen Fehnturm und am historischen Kiliansbrunnen gelegen, wurde wohl nach den Wirren im 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) errichtet. Heimatforscher Luitpold Maier hat herausgefunden, dass es in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts einen Wagnerbetrieb beherbergt hat. Ein Georg Ickhes von Krautstein, wohl ein Exulant aus dem Salzburgischen, war der namentlich erste bekannte Besitzer.  Dieser verkaufte das Anwesen an einen aus Traunstein zugewanderten Wagner namens Urban Wurm. Dieser musste laut der Baumeisterrechnungen und Ratsprotokolle „ein Pfund Geld" für die Lagerung des Wagnerholzes am Stadtgraben an die Stadt abführen.

Die Kiliansdrogerie

Im 19. Jahrhundert (1878) erwarb Georg Derrfuß das Anwesen, in dem sich hier inzwischen eine Metzgerei befand. Schwiegersohn Hans Daßler, Lehrer von Beruf, verpachtete 1927 den Laden, der  als Metzgerei weiter geführt wurde, bis wiederum Alfons Daßler am 01. Dezember 1962 hier eine Drogerie eröffnete. Die „Kiliansdrogerie" war rund 35 Jahre eine beliebte Anlaufstelle für viele Bürger in der Stadt, lange bevor der erste Drogeriemarkt, nur einen Steinwurf entfernt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite eröffnete.

Der Daßlers Alfons war schlicht und einfach eine Institution in der Stadt. Man kannte ihn, immer adrett im weißen Kittel und immer zu einem Späßchen aufgelegt. Hier trafen sie sich: Rentner und Hausfreuen, nicht nur zum Einkauf, auch für ein  Schwätzchen, eine kleine Unterhaltung oder für einen neuen Witz, denn einen solchen hatte der „Kilian", wie er manchmal genannt wurde,  immer auf Lager. Außerdem konnte man beim Daßlers Alfons auch sein Herz ausschütten, seine Probleme los werden und darüber wurde man immer gut beraten: die Oma, die statt ihres 4711 Toilettenwassers einen anderen Duftstoff ausprobieren wollte oder jemand, der ein Hühneraugenpflaster benötigte. Hier hast du Franzbranntwein ebenso bekommen wie Mäuse- oder Rattengift, den klebrigen Fliegenfänger und die Fliegenklatsche und selbst „Verhüterli" die er seinen Kindern als „Schlafsäcke für Mäuse" erklärt hat, kramte er aus einem seiner Schubläden in dem gemütlichen Laden hervor. Es war schlicht und einfach beruhigend in der beginnenden Hektik der 70-er und 80-er Jahre, die Drogerie neben dem gleichnamigen Brunnen zu besuchen.

Und weil Alfons Daßler auch ein echter Heimatfreunde war, verwaltete er die Kasse des Heimatvereins in Personalunion als stellvertretender Vorsitzender.

Nachz dem Tod  von Alfons Daßler führte seine Witwe, Juliane, die Drogerie noch bis zum Jahresbeginn 1996, dann machte sie Platz  für ihren Schwiegersohn und eine ihrer Töchter, die eine Zeitlang Brot und Backwaren hier anboten. Einige Zeit später übernahm dann die Bäckerei Greller aus dem Nachbarlandkreis Fürth den Laden als Filiale.

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