Kiliansbrunnen:
Zur Einweihung des Kiliansbrunnens vor 80 Jahren
Herzogenaurach. 80 Jahre sind es her, dass die Statue des heiligen Kilian am gleichnamigen Brunnen vor dem Fehnturm ihrere Bestimmung übergeben worden ist. Für die Herzogenauracher war das "seit urdenklichen Zeiten" allerdings die Stelle, an welcher der Frankenheilige unseren Vorfahren die Taufe gespendet haben soll. Schließlich wird auf der Inschrift am Sockel des Brunnens auf die legendäre Jahreszahl 686 der Taufe von Herzogenauracher Bürgern verwiesen.
"Die Kilianstadt Herzogenaurach - ältester Siedlungsboden des Germanentums" lautete die Überschrift eines ganzseitigen Artikels vom Samstag, 15. September 1934, den der damalige Rektor der Volksschule , Kuno Wachter, für das "Herzogenauracher Tagblatt" verfasst hatte. Wachter sang ein Loblied auf den iroschottischen Mönch und Missionar, der den Franken im Raum Würzburg die Botschaft des Christentums gebracht hat. Und dass der Artikel stark angehaucht war von der Blut und Boden Politik der damaligen Machthaber, versteht sich von selbst. Der Artikel war der Einstieg zum großen Heimatfest, dass am folgenden Sonntag, 16. September 1934, an der Aurach begangen worden ist.
Wesentlich sachlicher stellte Heimatforscher Luitpold Maier den historischen Hintergrund für das Fest und die feierliche Weihe des von der Ehrenbürgerin Maria Lerch (Bamberg) geschaffenen Brunnendenkmals in den "Herzogenauracher Heimatblättern" 1934 dar. Demnach ist "der ursprüngliche Kiliansbrunnen das älteste bestehende Wahrzeichen unserer Stadt, ohne das man sich Herzogenaurach und seine Geschichte gar nicht denken kann." In der Presse (15. September) heißt es: "Plan und Modell der Künstlerin sind nach eingehender Besichtigung des Sachverständigen der Denkmalpflege in Bayern, Professor Schmuderer, München, zur Ausführung bestens begutachtet worden.
Freilich gibt es keinerlei dokumentarischen Beweis über die Anwesenheit des irischen Bischofs "Killena" (Kilian) an der Aurach. Fakt ist, dass im Rahmen seines missionarischen Wirkens vom heutigen Unterfranken aus bis weit ins heutige Ober- und Mittelfranken Pfarreien bzw. Kirchen gegründet worden sind, die den Namen Kilians tragen. Von Altenkunstadt über Hallstadt und Pretzfeld in Oberfranken bis nach Emskirchen, Kairlindach, Hagenbüchach oder Markt Erlbach gibt es noch heute katholische und evangelische Kilians Kirchen. Und dabei wirkte der heilig Gesprochene nur knappe vier Jahre im Fränkischen, bevor er nach nur vierjähriger Tätigkeit in Franken während einer Herrschaftsintrige mit dem Schwert gerichtet wurde. Kraft seiner Worte und seiner Persönlichkeit wurde er wohl zur Legende im gesamten Frankenland.
Im Oktober 1933 befasste sich der Heimatverein Herzogenaurach im Zuge des Wasserleitungsbaus in der Innenstadt erstmals mit dem Thema "Erstellung eines neuen Kiliansbrunnens an alter Stelle unterhalb der Pfarrkirche". Am 23. Oktober 1933 lesen wir im Protokollbuch des Heimatvereins: "Der Stadtrat wünscht in dieser Sache Vorschläge des Heimatvereins....Nach längerer Diskussion entschied man sich, dass von der Künstlerin Maria Lerch, Bamberg, Entwurf und Modell in Auftrag gegeben wird." Später (Februar 1934) wurde beschlossen, die Einweihung mit einem Heimattag zu feiern. Eine Besichtigung des Modells im Attelier der Künstlerin fand den uneingeschränkten Beifall einer Herzogenauracher Delegation, der neben Bürgermeister Körner und Stadtpfarrer Franz Rathgeber weitere Honoratioren angehörten.
Brunnenweihe und Heimattag am Sonntag, 16. September 1934
Die Veranwortlichen des Heimatverein, an ihrer Spitze Stadtrat und Schreinermeister Valentin Zink, hatte ein perfektes Programm für den Heimattag am 16. September ausgearbeitet. Voller Begeisterung stimmte das hiesige Tagblatt auf den Heimattag und die Weihe des neuen Brunnens ein. Und am Montag, 17. 09. 1934 folgten euphorische Berichte über das gelungene Fest in der Tageszeitung: Das Heimatfest des gestrigen Sonntags nahm bereits morgens um 6 Uhr mit dem Weckruf seinen Anfang. Golden strahlte die Morgensonne auf auf das buntwogende Bild der Fahnen und Wimpel, dem das Schwarz-Gelb der Herzogenauracher Stadtfarben und das Gelb-Weiß der kirchlichen Fahnen ein besonderes Gepräge gab."
Stadtkaplan Gebert legte in seiner "mitreißenden Festpredigt" Sinn und Bedeutung des Tages klar und Ehrendomherr Egenhöfer aus Nürnberg (einst Pfarrer in Herzogenaurach) zelebrierte den Festgottesdienst und nahm die Weihe vor mit den Worten: "Möge dies natürliche Wasser ungehindert durch die Jahrhunderte fließen,, aber auch die übernnatürlichen Ströme der Gnade sich in die Herzen der Gläubigen ergießen. Gott segne die Stadt und seine Bewohner!"
Prälat Winterstein aus Würzburg überbrachte die die Glückwünsche der Kiliansstadt Würzburg. Er schloss mit dem Wunsch, "dass die Stadtgemeinde Herzogenaurach das Standbild des Frankenapostels heilig und Hochhaltenund die Quellen der Gnade in alle Zukunft über Herzogenaurach und seine Bewohner und alle die strömen möge , die am Kiliansbrunnen vorübergehen".
Am Nachmittag bewegte sich ein malerischer historischer Festzug durch die Straßen der Stadt. Vor allem eine Kiliansgruppe von Jugendlichen begeistrete die zahlreichen Besucher. Den Abschluss des Festtages bildete eine "stimmungsvolle Heimatfeier" in den überfüllten Vereinshaussälen mit Gesangsdarbietungen des Liederkranzes und einm Lichtbildervortrag des Fürther Heimatforschers Dr. Rühl. Und zur Erinnerung an den großen Jubeltag konnten die Besucher eine blecherne Ansteckplakette mit dem Bildnis des heiligen Kilian für ein paar Pfennige erwerben.
Klaus-Peter Gäbelein
Wie alt ist der Kiliansbrunnen?
Der Frankenapostel Kilian soll auf der Rückkehr von Rom im Jahr 686 den heidnischen Ansiedlern von URAHA (Aurach) die christliche Heilsbotschaft gebracht und sie an der Quelle getauft haben, die später zum Brunnen gefasst den Namen des Heiligen übernahm. Diese Theorie vertritt Heimatforscher Bernhard Dietz im Herzogenauracher Heimatblatt vom 7. Februar 1927. Dabei stützt er seine Behauptung wohl auf die mündliche Überlieferung. Kilian soll mit 11 Gefährten 686 ins Frankenland gekommen sein und in Unterfranken gepredigt haben. Die Jahreszahl 686 ist auch auf dem steinernen Fundament des Herzogenauracher Kiliansbrunnens eingemeißelt.
Fakt oder Wunschdenken? Diese Frage wird wohl nie eindeutig geklärt werden können, wobei letzteres eher wahrscheinlich scheint. Dietz schreibt weiter, dass sich über dem Brunnen einst eine Kapelle mit dem Bildnis des Heiligen erhoben haben. Vom Ilgen- oder Gilgen(Kilians)brunnen ist zudem in den Baumeisterrechnungen öfters die Rede, so z.B. einmal, als die kupferne Rinne erneuert werden musste, weil sie gestohlen worden war.
In den Häusern um den Kiliansbrunnen feierte man früher am 08. Juli die Kilianskirchweih. Kilian ist der Patron der Brauer und Büttner und diese feierten an seinem Gedenktag mit einem Umzug durch die Stadt. Dabei wurden ihnen aus den angrenzenden Häusern Kirchweihkrapfen gereicht.
Wiederholt ist auch die Rede davon, dass das Wasser des Brunnens heilkräftig gewesen sein soll. Weil das Wasser des Brunnens ansonsten als Trinkwasser verwendet worden ist hat der Magistrat den Hausfrauen das Wäschewaschen am Kiliansbrunnen untersagt. Ende der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts stand an der heutigen Brunnenstelle ein Pumpbrunnen, (Foto im Postkartenbuch Fischer/ Gäbelein liegt der Redaktion vor) dessen Erneuerung der Vorsitzende des Heimatvereins, Christoph Dassler, damals mehrfach gefordert hatte, bis sein Wunsch 1934 verwirklicht werden konnte.
Feier zum 80-jährigen Jubiläum
Um das Jubiläum würdig zu begehen, hat sich Stadtpfarrer Helmut Hetzel in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein bereit erklärt, am Sonntag 14. September, mit einer kleinen Feierstunde an die Einweihung des heutigen Kiliansbrunnens zu erinnern.
Klaus-Peter Gäbelein