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Das Jubiläumsjahr für die evangelische Kirche

 

Vor 80 Jahren

1934  Das Jubiläumsjahr für die evangelische Kirche

Herzogenaurach. Am 23. September sind es 80 Jahre, dass der erste evangelische Kirchenbau eingeweiht worden ist. In der Seckendorffstraße, dort wo sich heute der moderne Kirchenbau aus dem Jahr 2010 erhebt, war unter tatkräftiger Mithilfe der gesamten evangelischen Kirchengemeinde das erste lutherische Gotteshaus in Herzogenaurach errichtet worden.

Für die evangelischen Christen war das Leben in der katholischen Aurachstadt ein Leben in der Diaspora. Der Versuch, in der Stadt im Zeitalter der Reformation den neuen Glauben einzuführen , wurde im 16. Jahrhundert durch die von Bamberg gestartete katholische Reformbewegung (die sog. Gegenreformation) unterdrückt.

Bis ins 17. Jahrhhundert lebten in Herzogenaurach nur wenige evangelische Christen.Der bekannteste von ihnen war Joachim Ludwig von Seckendorff, „Herr von Obernzenn Meuselwitz, Schnauder-Heinichen, Mumsdorf und Gumberda", 1626 in Herzogenaurach geboren als Sohn des Amtmanns Joachim Ludwig von Seckendorff, der zu einem der bedeutendsten Kirchenlehrer des 17. Jahrhunderts aufstieg.

Als in den Jahren der napoleonischen Wirren Franken und somit auch Herzogenaurach (ab 1806) zu Bayern kam, siedelten sich in Herzogenaurach die ersten Protestanten an. Der namentlich bekannteste war der

aus Bad Windsheim stammende Apotheker Beyschlag, der lange kämpfen musste, um sich hier niederzulassen zu dürfen. Die nach Herzogenaurach zugezogenen Protestanten fühlten sich zunächst keiner bestimmten Kirchengemeinde zugehörig. Sie besuchten die Gottesdienste in den benachbarten  „lutherischen Pfarreien" Münchaurach, Frauenaurach, Puschendorf oder Obermichelbach (wie auch die Burgstaller Christen, die fast ohne Ausnahme der Lehre Luthers angehörten).

Erst nach 1806 wurden klare Fronten geschaffen: Die in Herzogenaurachz wohnenden Lutheraner wurden in die evangelische Pfarrei Münchaurach und die Münchauracher Katholiken in die katholische Pfarrei Herzogenaurach eingegliedert.

Der Aufbau einer eigenen Gemeinde

 

1866 lebten in Herzogenaurach unter 1850 Einwohnern 34 evangelische Familien mit 104 Personen  (weniger als 6%). 1887schlossen sie sich „zur Pflege der Gemeinschaft" zusammen und daraus entstand ein „Protestantischer Missionsverein". Er wurde von der Münchauracher Geistlichkeit betreut. Bibelstunden wurde im Gasthaus „Scharzer Bär" (heute Sparkasse) beim Gastwirt und Glaubensbruder Zinner abgehalten.

Es bildete sich ein Kirchenbau-Verein", dem es am Herzen lag, ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Um dessen Standort gab es einige Unstimmigkeiten, bis sich am 10. November 1901 22 protestantische Einwohner zur Gründung eines Kirchenbauvereins trafen. Diesem stand der „Königliche Rentamtmann" (Steueramtmann; Finanzbeamter) German vor, Dr. Hans Walther und Lorenz Zehlein standen ihm als Schriftführer und Kassier zur Seite.

Bis 1902 , als der Verein in dasVereinsregister eingetragen wurde, war ein beachtliches Vermögen von 13.200  Reichsmark angespart worden. Überhaupt entwickelte sich innerhalb der Glaubensgemeinschaft ein aktives Gemeindeleben, getragen von großer Opferbereitschaft. 70 und mehr Gläubige versammelten sich zu den Bibelabenden, die seit 1907 in der katholischen St. Georgskapelle im Schloss abgehalten wurden.

Und langsam fixierte sich die Gemeinde und strebte ihre Eigenständigkeit an. Das reichte vom ersten Abenmahlsgottesdienst über regelmäßige Sonntagsgottesdienste unter Mitwirkung von Pfarrern benachbarter Gemeinden hin zur ministeriell genehmigten Bezeichnung „Tochterkirchengemeinde Herzogenaurach".

Die eigene Kirche wird Wirklichkeit

 

Auch wenn 1914 der „Stadtmagistrat" das „Schulmeisteräckerlein" am Köpfwasen) für einen Kirchenbau „übereignete"(zur Vefügung stellte), sollte es noch 20 Jahre dauern bis zur Fertigstellung eines eigenen Gotteshauses. 1933 tauschte man das Grundstück gegen ein größeres benachbartes am Rand des damaligen Fußballplatzes auf der „Ludwigshöhe" (heutiges Kirchengelände). Riesig war nach wie vor die Spendenbereitschaft und der Zusammenhalt innerhalb der evangelischen Christen.

Brauerbesitzer Hans Heller sen. hatte sich 1932 angeboten, das Bauholz in den umliegenden Gemeinden zu „sammeln". Besonders unterstützt wurde er dabei vom Besitzer der Schleifmühle und Bewohnern aus Dondörflein, Höfen, Zweifelsheim, Falkendorf, und Burgstall. 397 Baumstämme wurden gespendet und auf dem Lagerplatz beim Sägewerk Popp an der Aurach gestapelt. Die Familie Heller versorgte dabei nicht nur die Holzlieferanten, sondern später auch die Bauarbeiter kostenlos mit Essen und Getränken.

An einem wunderschönen Herbsttag, dem 24. September 1933, fand die Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus statt. Und wie früher üblich, wurden alle Bauarbeiten nur an einheimische Handwerker vergeben. Dem „Arbers Gerch" (Georg Maier) oblagen die Maurerarbeiten, Nikolaus Popp besorgte die Zimmererarbeiten, Johann Derrfuß deckte das Dach. Für die Stuckarbeiten war Michael Döhler zuständig und die Schreiner, Neumüller, Westner, Bitter, Herrmann und Zink teilten untereinander die Schreinerarbeiten auf.

Am 26. Oktober 1933 wurde das Richtfest gefeiert, fünf Wochen später erfolgte die Glockenweihe und am 23. September 1934 konnte das evangelische Gotteshaus „Zur Ehre des dreieinigen Gottes" und unter Beteiligung der gesamten Einwohnerschaft Herzogenaurachs sowie zahlreichen Vertretern der umliegenden evangelischen Ortschaften eingeweiht werden. Kreisdekan und Oberkirchenrat Prieser aus Bayreuth hielt die Weiherede, den Festgottesdienst zelebrierte Dekan Pültz aus Münchaurach.

Glückwünsche gab es von allen Seiten, von Stadtrat Zink als Vertreter der Stadt oder Kuratus Kaufmann von der kazholischen Kirche und dass sich zum Ausklang ein Festkommers anschloss, der im „Schwarzen Bären" abgehalten wurde, versteht sich von selbst.

Jeden zweiten Sonntag wurde ab September 1934 vom Münchauracher Dekan Pültz, Kirchenrat Baum, Studienprofessor Pöhlmann oder Erlanger Theologiestudenten Gottesdienste gehalten. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1944 wurde Pfarrer von Lossow aus Frauenaurach die seelsorgerische Betreuung der Tochterkirchengemeinde übertragen.

Klaus-Peter Gäbelein

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