Herzogenaurach (gä) Rund 130 Persönlichkeiten aus Kirche, Politik Wirtschaft und dem öffentlichen Leben hatten die Einladung zur 600-Jahr-Feier im Sommer 1949 in Herzogenaurach erhalten und die meisten von ihnen hatten sie auch angenommen. Nun galt es, die Auswärtigen hier aufzunehmen und zu verköstigen. Auch wenn die wirtschaftliche Situation trotz der ein Jahr zuvor durchgeführten Währungsreform in den Westzonen noch alles andere als rosig war, so wollte man den Gästen nur das Beste der fränkischen Küche und aus fränkischen Kellern bieten.
Der Initiator der Feierlichkeiten, der ehemalige Bürgermeister und damalige Senator Dr. Valentin Fröhlich ließ es sich nicht nehmen, einen Teil der hochrangigen Personen in seinen eigenen vier Wänden zu verköstigen. Zu ihnen gehörten in erster Linie all jene Professoren, die - damals für ein „Butterbrot" Beiträge für das Stadtbuch geliefert hatten. Es waren in erster Linie Historiker der Universitäten Bamberg, Erlangen und Würzburg, wie Heinrich und Otto Maier, Theodor Mayer, Hans Hubert Hofmann, von und zu Guttenberg sowie die Heimatforscher E. Rühl und Luitpold Maier.
Andere Ehrengäste speisten in „besseren" Gastwirtschaften. Hierzu zählten vor 60 Jahren die Brauereigaststätte Hubmann, die Krone und der „Weiße Hahn". Zu den erschienenen Bürgermeistern zählten jene aus Erlangen, Neustadt/Aisch, Dinkelsbühl und Cadolzburg sowie jene aus den heutigen Herzogenauracher Ortsteilen. Hohe Kirchenvertreter, unter ihnen Domkapitular Rathgeber, lange Jahre als Stadtpfarrer in St. Magdalena tätig, Regierungsvertreter aus München und Bayreuth, Landrat Weber sowie die Vertreter des Frankenbundes aus Würzburg und der Rangau Vorsitzende Valentin Fürstenhöfer und schließlich die späteren Ehrenbürger Schürr, Maria Lerch und Carl Platz.
Doch noch zahlreiche andere „logistische" Meisterleistungen hatten die Organisatoren damals zu bewältigen. Es galt neben den hochrangigen auswärtigen Gästen auch lokale Persönlichkeiten von Rang und Namen einzuladen und noch dazu die übrige Festfolge zu organisieren.
Die Festfolge begann am Samstag, 20. August mit der Eröffnung verschiedener Ausstellungen im Schloss, in der Mädchenschule und der Knabenschule am Marktplatz. Damit war der Terminkalender aber noch lange nicht erschöpft. Die Honoratioren mussten um 13 Uhr zur Tagung des „Industrie- und Handelsgremiums" in den Volkshaussaal (Würzburger Straße), anschließend zum Cafe´ Mauser (heute am Kreis´l), denn hier begann die Sternfahrt des ADAC. Um 14.30 Uhr begann eine Handwerker - Tagung in den Vereinshaussälen, um 15 Uhr die Gau-Vorstandssitzung des ADAC im Rathaus und auf 19.30 Uhr war ein großer Zapfenstreich angesetzt mit „Illumination der Stadt" und dem Festgeläute aller Glocken der Stadt. Und am Ende des Tages um 20 bzw. 21 Uhr begannen noch der jeweilige Festkommers des ADAC im Cafe´ Mauser und der allgemeine Festabend im Vereinshaus.
Die Stadt war voller Gäste und Ehrengäste. Die Bettenzahl in den Gasthäusern reichte bei weitem nicht aus, zumal die Wohnungsnot infolge der zugewiesenen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die mittlerweile fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachten. Aber man rückte zusammen und bot Privatquartiere an. Die Mehrzahl der auswärtigen Gäste reiste damals mit dem Zug an. Die Bahn hatte für die Zeit vom 20. mit 28. August 1949 einen Sonderfahrplan erstellt und ließ neun Züge von Erlangen aus in die Aurachstadt fahren. Außerdem brachte ein Postsonderbus von Schlüsselfeld die Gäste hierher und zurück.
Klaus-Peter Gäbelein