Herzogenaurach (gä) Für die Herzogenauracher Festwoche vom 20. - 28.August 1949 konnte als Schirmherr „Seine Erlaucht Dr. Karl Graf von Schönborn" aus Pommersfelden gewonnen werden. In seinem Grußwort, abgedruckt in der Festschrift zur Jubelfeier, erinnerte der „Ehrenprotektor" an die großen Leistungen und an den Aufbauwillen, durch die sich die Herzogenauracher Bevölkerung immer wieder ausgezeichnet hatte. Voller Stolz verwies er auch darauf, dass „gerade ein Vorfahr meiner Familie, nämlich Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg, zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Herzogenaurach das Schloß in seiner jetzigen Gestaltung gebaut hat...."
Seine Gattin, die Reichsgräfin von Schönborn, hatte sich dafür eingesetzt, bei der „Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Seen" aus den Beständen des Marstallmuseums eine Karosse für die Ehrengäste am Festzug auszuleihen. Doch wurde ihr aus München eine negative Antwort zuteil, „da die in Frage kommenden Wagen nicht mehr fahrbereit" waren und noch dazu zu starken „bayerischen Charakter" für einen Festzug aus den Tagen der fürstbischöflichen Amtszeit in Herzogenaurach besaßen.
Am eigentlichen Festtag, am Sonntag 21. August; war erst noch ein Mammutprogramm zu bewältigen, bevor sich der Festzug durch die Straßen der in Bewegung setzen konnte. Die Einheimischen wurden bereits um 6 Uhr durch Musik geweckt, ab 7 Uhr wurden in den Aurachwiesen rund um das alte Schießhaus Brieftauben aufgelassen und um 8 Uhr empfing Bürgermeister Maier seine Gäste im Rathaus; anschließend zog man gemeinsam in die beiden Gotteshäuser.
Autos waren in der Nachkriegszeit noch Mangelware und der Kraftstoff teilweise war rationiert. Die meisten Gäste reisten daher per Bahn an. Vom Bahnhof aus zogen die Ehrengäste zu den beiden Gotteshäusern. In der katholischen Stadtpfarrkirche St. Magdalena zelebrierte Erzbischof Josef Otto ein Pontifikalamt und in der evangelischen Kirche mahnte der Erlanger Bischof Dr. Heckel die Gläubigen „Wirkt für der Stadt Bestes und betet für sie."
In der Pfarrkirche hielt der langjährige Stadtpfarrer, Domkapitular Franz Rathgeber, die Festpredigt. Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich der Bamberger Oberhirte bei seinen „lieben Getreuen" von Herzogenaurach, dass sie in den Wirren der Reformation und während der Nazi-Tyrannei in kirchlicher Treue am katholischen Glauben festgehalten haben. Ein Festakt im Vereinshaus schloss sich schon um 11 Uhr an, bei dem der Würzburger Historiker Professor Theodor Mayer den Festvortrag hielt. Und dann es sich zu sputen, um das Mittagessen einzunehmen, denn schon um 14.30 Uhr begann der „große historische Festzug"
Inzwischen stand der Aufnahmewagen des Bayerischen Rundfunks am Kirchenplatz, damit das Geläute von St. Magdalena in alle Teile Bayerns übertragen werden konnte, und wer nicht aktiv am Festzug beteiligt war, machte sich auf, um bei dem großen Spektakel in der Innenstadt möglichst nah dabei zu sein. Der historische Zug endete wie jener bei der 1000-Jahr-Feier am Festgelände im Weihersbach.
Doch an einen gemütlichen Ausklang bei einer kühlen Maß konnten die Wenigsten denken. Denn schon um 16 Uhr erfolgte der Anpfiff zum Fußballspiel der Stadtauswahl gegen die Altliga der Spvgg. Fürth, der Kreisverband der Grund- und Hausbesitzer lud zur einer Kundgebung in den Volkshaussaal ein und im Cafe´ Mauser gab es die Preisübergabe des ADAC für die Sternfahrt. Wem das alles noch immer nicht reichte, der konnte im Vereinshaus dem Festspiel „Die Zunftmeister von Nürnberg" beiwohnen.
Klaus-Peter Gäbelein