Großer Bahnhof herrschte am 30.12.2010 ab 11 Uhr in der Gaststätte Schuh m Herzogenauracher Ortsteil Dondörflein. Der „Herr Lehrer Tille" aus dem benachbarten Höfen kann seinen 90. Geburtstag feiern. Und da wird sich sicher die Prominenz aus der Stadt und aus dem Landkreis ein Stelldichein, da werden sich Vereine und Institutionen die Klinke in die Hand geben.
Richard Tille ist und war kein „normaler Bürger". Der gebürtige Erlanger war Jahrzehnte lang nicht nur eine Institution, nein, er war mehr.
Rund ein halbes Jahrhundert hat er akribisch für die Heimatgeschichte in Stadt- und Landkreis gesammelt, hat archiviert und zusammengetragen - das Stadtarchiv erweitert und sein eigenes Archiv angelegt. 15 Jahre lang war er als Kreisheimatpfleger der Motor für den Denkmalschutz und der Buhmann, wenn es um die Erhaltung alter Bausubstanz ging. Er war sicher kein angenehmer Verhandlungspartner, wenn es um die Erhaltung wertvoller Bausubstanz galt; seinem Steinbock-Naturell entsprechend konnte er dabei angriffslustig und hartnäckig zugleich sein. Und es gibt nicht wenige, die behaupten: ein Kreisheimatpfleger Richard Tille hätte den Abbruch des Rosenzweighauses in Mühlhausen mit allen Mitteln verhindert.
Tilles Stern begann in Herzogenaurach zu strahlen, nachdem Heimatforscher Luitpold Maier verstorben war. Wie einst unsere Vorfahren entwickelte sich der gelernte Feinmechaniker nach seinem Kriegsdienst bei der Marine, einem 11-tägigen Fußmarsch bei Kriegsende von Berlin in seine fränkische Heimat und einem Aufbaustudium zum Volksschullehrer zum „Jäger und Sammler" in seinem neuen Beruf.
Der begeisterte Heimatfreund trug zusammen, was er für Erhaltenswert für die Nachwelt wichtig schien. Ab 1969 betreute er das Heimat- und Stadtmuseum, damals noch im Ostflügel des Schlosses untergebracht. Sein Wohnhaus in Höfen ähnelt zudem einem eigenen kleinen Privatmuseum.
Höfen, das ist noch heute die Heimat des vielfach geschätzten Lehrers. Hier unterrichtete er 16 Jahre im alten Schulhaus, dirigierte den Gesangverein HDZ (Höfen, Dondörflein, Zweifelsheim) und den benachbarten Posaunenchor in Puschendorf.
In den 70-er und 80-er Jahren war Richard Tille eine Institution in Herzogenaurach: Seine Unterstützung und sein Rat waren gefragt bei Stadtprospekten und Stadtbüchern, bei Restaurierungsarbeiten, bei der Anbringung von Schildern und Gedenktafeln an historisch bedeutenden Bauwerken. Ohne ihn hätte es bei den ersten Altstadtfesten keine Stadtmedaillen gegeben und ohne Richard Tille hätte der Heimatverein seine große Existenzkrise nach der Anfangseuphorie der Nachkriegsjahre nicht überlebt.
Die Denkmahlmedaille des Freistaats, die Goldene Bürgermedaille der Stadt und die Ehrenmitgliedschaft des Heimatvereins dessen Ehrenvorsitzender er auch ist sind nur kleine Symbole der Anerkennung für seine Jahrzehnte lange ehrenamtliche Arbeit auf vielen Ebenen. Eigentlich hätte Richard Tille mehr verdient!
Seit 1983 3genießt der engagierte Lehrer, zuletzt an den Schule in Münchaurach und an der Carl-Platz-Schule tätig seinen Ruhestand in der selbst gewählten „Einsiedelei" in Höfen. Und hier zehrt er von vielen Erinnerungen an seine aktiven Jahre .