Töpferei und Keramik in Oberfranken
Herzogenaurach (gä) Die oberfränkische Töpferhochburg Thurnau im Landkreis Kulmbach und das benachbarte Creußen im Landkreis Bayreuth, bekannt durch seine kunstvollen Keramiken waren Ziel einer Studienfahrt des Heimatvereins.
Bei Orts- und Museumsführungen erhielten die Fahrtteilnehmer einen umfassenden Einblick in die Geschichte der beiden Gemeinden. In Thurnau prägten die Rittergeschlechter der Förtsch, der Künßberg und zuletzt der Herren von Giech das Ortsbild. Das mächtige Schloss über der Stadt bildet zusammen mit der Lateinschule und der barocken Laurentiuskirche noch immer ein markantes Abbild eines einst blühenden Marktfleckens.
Die Tradition der Thurnauer Töpferei lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Aufgrund der reichen Tonvorkommen und des Waldreichtums konnte sich in Thurnau das Töpferhandwerk ansiedeln und ausbreiten. Thurnauer Gebrauchsgeschirr, wie Gans- und Hasenbräter, Tassen, Teller, Krüge und Schüsseln sowie alte Kachelöfen und eine vor wenigen Jahren entdeckt „schwarze Küche" sind zusammen mit Puppenküchengeschirr die Schmuckstücke des Museums.
Noch heute findet man sechs Töpfereien, in denen weniger Gebrauchstöpfereien, dafür aber kunstvolle Schalen, Vasen und Fayencen mit modernen Dekors und wie in der Biedermeierzeit Kacheln für Kachelöfen hergestellt werden.
In der Nähe der Quelle des Roten Mains und von dem Fluss umschlossen, liegt die Stadt Creußen, ein Jahr nach der ersten urkundlichen Erwähnung Herzogenaurachs (1002 bzw. 1003) nachgewiesen und fast zur selben Zeit zur Stadt erhoben wie Herzogenaurach (1358). Der mittelalterliche Ortskern, der Mauerring um die Stadt, das spätmittelalterliche Rathaus mit den Brot- und Fleischbänken, das Krügemuseum und die „Engelkirche" St. Jakobus mit 133 Engelfiguren oder -bildern beeindruckten hier besonders. Steinzeugkrüge wurden bei höheren Temperaturen, mindestens bei 1200 Grad, gebrannt als die Thurnauer Tonwaren. Die formale und technische Qualität, wie sie in Creußen erreicht wurde, war in ihrer Art einmalig. Creußener Steinzeug war besonders beliebt bei Adel und Patriziat. Auf Auktionen erzielt Creußener Steinzeug heute sogar fünfstellige Summen.
Nur wenige Kilometer von Creußen entfernt, im Ortsteil Lindenhardt befindet sich der bekannte Flügelaltar des Renaissancemalers Mathias Grünewald. Er bildete den letzten Höhepunkt dieser Fahrt. Neben Lucas Cranach ist Grünewald der bekannteste Maler der Reformationszeit. Seine Darstellung der 14 Nothelfer und des gekreuzigten Christus ist ein Anziehungspunkt für Kunstkenner. Grünewald betätigte sich darüber hinaus auch als Wasserbau-Ingenieur: Im Auftrag des Mainzer Bischofs Albrecht von Brandenburg schuf er für dessen Bischofsstadt ein bestens funktionierendes Wasserleitungssytem.