Die Entwicklung und Fertigung der Bleistifte ist ein echtes Beispiel fränkischen Erfindergeistes, wie er vom Mittelalter bis heute die Wirtschaftsgeschichte zwischen Altmühl und Frankenwald bestimmt. Die ersten „Bleysteffte"und „Bleystefftmacher" im Frankenland tauchen Mitte des 17. Jahrhunderts in Nürnberg auf. Einer von ihnen ist Friedrich Staedler. Der erste aller Bleistifthersteller dürfte jedoch ein Hanns Baumann gewesen sein.
Rund 100 Jahre später begann der aus Langenzenn stammende Schreiner Caspar Faber in Stein mit einer kleinen Bleistiftproduktion und legte damit den Grundstock für das heutige Unternehmen Faber-Castell, das in allen Erdteilen Bleistifte und Schreibwaren herstellt und vertreibt. Entscheidend für das Aufblühen der Bleistiftindustrie in Deutschland wird jedoch das Wirken des späteren Freiherrn und Reichsrats Lothar von Faber im 19. Jahrhundert Der 1862 in den Adelsstand erhobene Industrielle wird aufgrund seiner technischen und wirtschaftlichen Ideen der Schöpfer der Bleistiftherstellung großen Stils. Er löst dabei die englische Bleistiftindustrie ab.
Mit Blei haben die Schreibstifte mit der schwarzen Mine allerdings nichts zu tun. Vielmehr war uns ist es Graphit (griechisch: graphein = schreiben), also weicher Kohlenstoff, der in Stangen oder Stäbchen zwischen Holzteile gelegt, als Schreibmaterial auf Papier verwendet wurde und im Gegensatz zur Tinte den Vorteil hatte, dass man Geschriebenes durch radieren leicht auslösche konnte. 1839 führte Anton Wilhelm Faber in vierter Generation den Markenbegriff A.W. Faber ein.
Lothar von Faber gilt nicht nur als Erfinder des sechseckigen Bleistifts, er legte durch Beimischen von Ton auch die unterschiedlichen Härtegrade fest, die heute weltweit gelten. Lothar von Faber erwarb Wasserkraftanlagen und mechanisierte durch den Einssatz von Dampfmaschinen eine rationellere Fertigung und moderne industrielle Produktion. Mit dem Erwerb von Graphitgruben in Russland und der Einfuhr amerikanischer Hölzer wurde der Grundstock für eine weltweite Produktion gelegt. Handelshäuser i New York, London, Paris Wien und Sankt Petersburg folgen und die Faberschen Stifte werde Ende des 19. Jahrhunderts über die ganze Welt vertrieben.
1896 vermacht Lothar von Faber sein Unternehmen erst seiner Frau und dann seiner Enkelin Ottilie. Diese heiratet 1899 in eines der ältesten deutschen Grafengeschlechter. Sie vermählt sich die Freiin Ottilie mit Alexander Graf von Castell-Rüdenhausen. Heute würde die Regenbogenpresse titulieren: „Industrieadel heiratet alten fränkischen Adel". Graf Alexander führt im Jahr 1905 den grünen „Castell 9000" ein, der zum meist verkauften Bleistift der Welt wird. Zwischen 1903 und 1906 lassen Ottilie und Graf Alexander das „Neue Schloss" in Stein, das mit seiner Stilvielfalt von der Neo-Romanik über Neo-Klassizismus bis hin zum Jugendstil die Besucher noch heute begeistert und einen Einblick in die fürstlich-großindustrielle Lebenswelt der Wilhelminischen Ära gibt.
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