Herzogenaurach. Professor Wolfgang Wüst vom Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Universität Erlangen gehört seit Jahren zum Referentenstamm des Heimatvereins. Dieses Mal referierte er zum Thema „Citronen, Pomeranzen, Spargel, Tabak“, also über exotische Kulturpflanzen des 17. und 18. Jahrhunderts und deren Anbau in Franken..
Die absolutischen Fürsten, geistliche wie weltliche, zwangen nicht nur ihren Untertanen ihren Willen auf, sondern auch der Natur. Die Folge waren u.a. der Anbau von neuartigen und unbekannten Obstsorten und Früchten. In unserer regenarmen Region im Herzen Frankens entstanden zahlreiche Schlossgärten, Ziergärten und Orangerien, in denen die neuartigen Gewächse nachgezogen und gezüchtet wurden.
Klöster, geistliche Herren und fränkische Schlossherren waren beispielsweise stolz auf ihre Bäume mit „bitteren Pomeranzen oder sauren Citronen“, die sie in erster Linie aus dem Gebiet um den Gardasee bezogen und wie die Herren von Schwarzenberg (auf Schloss Scheinfeld) ab 1787anpflanzen ließen. Weitere solcher „Lustgärten“ finden wir bei den Klosteranlagen in Bronnbach (bei Wertheim), in Waldsassen, Langheim (bei Lichtenfels) oder um das Kloster am Michelsberg in Bamberg und zu den bekannten Orangerien gehört Seehof vor den Toren Bambergs.
Welche neuartigen Früchte standen bei den hohen Herren hoch im Kurs und womit mussten sich ihre Gärtner auseinandersetzen? Da waren einmal die eingangs genannten Zitrusbäume mit ihren grünen, gelben oder orange-roten Früchten, die nicht unbedingt zum Verzehr geeignet waren – aber exotische Eindrücke vermittelten und angenehm dufteten.
Johann Georg Volckamer, Arzt und Botaniker in Nürnberg, forcierte die Anlage eines botanischen Gartens am Schmausenbuck (Tiergarten!) in Nürnberg –Mögeldorf. Auch im Bereich von Schloss Thurn/Forchheim leisteten sich die Besitzer einen „Lustgarten“.
Vielfach pflanzte man im 18. Jahrhundert sogar Ananas, Pfirsichbäume, Melonen und Feigen an, letztere als Symbol der Fruchtbarkeit. In Unterfranken stand die Erdbeere, weniger wegen ihrer schmachhaften Früchte als wegen ihrer niedlichen Blüten hoch in der Gunst der Herrschaften. Außerdem erlebte der Weinanbau eine Renaissance. Teilweise wurden Angestellte von höheren Herren oder von Klöstern mit einfachem Wein, dem sogenannten „Kochwein“ abgegolten. Besser schmeckte da schon der „Speisewein“, der den Mönchen zustand, während der Herr Abt und seine Gäste sich den „Mundwein“ kredenzen ließen.
Schließlich standen die Bienenzucht und die Teichwirtschaft ebenfalls sehr hoch im Kurs. Bienenwachs war wegen des Bedarfs an Kerzen für Kirchen und Klöster unverzichtbar. Auch die Teichwwirtschaft wurde gefördert. Die schmackhaftesten Karpfen kamen damals nicht aus dem Aischgrung; Gourmets bevorzugten angeblich die Fische aus Kunreuth am Eingang zur Fränkischen Schweiz unnd die aus Rattelsdorf bei Bamberg.
Zum Schluss seines mit kollorierten Stichen anschaulich illustrierten Vortrags erinnerte Professor Wüst daran, dass sich unser Nachbarland Holland im 18. Jahrhundert zum Tulpenparadies entwickelte und sich das Knoblausland nicht nur zur „Grünzone“ wegen des Gemüseanbaus, sondern infolge des Tabakanbaus für Raucher, Schnupfer und Tabakkauer ein Paradies wurde.
Klaus-Peter Gäbelein