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Vortrag Essig: Herzogenaurach liegt am Meer

Oder vergnügliche Sprachkunde mit Sprachforscher Rolf-Bernhard Essig

Herzogenaurach. Rolf-Bernhard Essig, Sprachforscher und in Bamberg zu Hause, entführte seine Anhänger bei seinem jüngsten Auftritt auf Einladung des Heimatvereins in der Cafeteria der Fachklinik hinaus auf die hohe See. Konkret: Er unterhielt sein Publikum mit Begriffen, Redensarten und Liedern, bei denen es ausschließlich um Seefahrt, Wasser und die Weltmeere ging. Thomas Fink begleitete den Sprachkünstler mit passenden Liedern und das Publikum stimmte eifrig ein, wenn Songs von Lale Andersen oder Hans Albers erklangen.

Essig, bereits zum fünften Mal zu Gast beim Heimatverein, bietet seinem Publikum nicht nur eloquente Unterhaltung, „man erfährt bei ihm auch immer etwas Neues, ohne dass er „schulmeistert“, so äußerten sich begeisterte Besucher. Meer und Wind gehören zusammen: bei Flaute mussten die Seefahrer „kreuzen“, wenn sie „in See stechen wollten“. Bevor man segeln konnte, musste man sich mit einem Padel und Stechbewegungen vom Land lösen. Wenn man sich vom Beiboot löste, so machte man einen „Abstecher“. Und wenn Matrosen „Seemannsgarn spannen“ mussten sie an Bord Netze flechten oder Seile in Ordnung bringen. Bei diesen Tätigkeiten wurden dann abenteuerliche Geschichten erzählt (gesponnen). Wenn Seile mit mit einem „roten Faden“versehen waren wie bei der englischen Marine war das ein unverkennbarer Hinweis auf die königliche Zugehörigkeit.

Rund 300 000 Redensarten und Sprichwörter kennt die deutsche Sprache. Wir verwenden noch immer Begriffe, die mit Wasser und Seefahrt zu tun haben, ohne dass wir den eigentlichen Hintergrund kennen. Die Begriffe „Schwarzes“ oder „Rotes Meer“ übernahmen die Griechen von Steppenvölkern, für die „schwarz“ soviel wie oben –also Norden- und „rot“ soviel wie unten, also „Süden“ bedeutete; Eritrea bedeutet folgedessen Rotland oder Südland.

Essig wusste manche Anekdoten und Geschichten rund um die Seefahrt zu erzählen: dass der jüngste Matrose an Bord als „Moses“ bezeichnet wurde, in Erinnerung an das Kleinkind Moses, das der Überlieferung nach vor der Ermordung geschützt und im Weidenkörbchen ausgesetzt der jüngste Seefahrer der Geschichte war. Zu Seefahrtsgeschichten gehört auch jene vom legendären Seeräuber Klaus Störtebeker, der nach seiner Verurteilung und auf seine letzte Bitte hin nach seiner Enthauptung noch an 12 seiner Matrosen „kopflos“ vorrüber gegangen ist und ihnen somit den Tod durch das Henkerbeil erspart hat. Ob ihm der Henker deswegen ein Bein gestellt hat, weil ihm die „Kopfprämie“ entgangen war, mag vielleicht Seemannsgarn sein – wer weiß?

Der Bamberger Sprachwissenschaftler ist immer aktuell. Er verriet seinem Publikum, dass man heute in Brasilien die Redewendung „Tor für Deutschland“ verwendet, wenn man auf etwas Negatives hinweisen will. Warum diese eigenartige Formulierung? Nun, die Fußball besessenen Südamerikaner, können die schmerzliche 1:7 Niederlage ihrer Nationalmannschaft gegen das deutsche Team vor drei Jahren im eigenen Land noch inmmer nicht verkraften.

Und dann wusste Dr. Essig noch wundersame Geschichten zu erzählen von der wohl schönsten und kostbarsten Meeres- oder Wasserfrucht, von der Perle. Mehr darüber kann man in seinem jüngsten Buch erfahren. Der Titel lautet schlicht und einfach „Perlen-Perlen-Perlen – eine Liebeserklärung“.

 

Klaus-Peter Gäbelein

 

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