Herr ueber mehr als 2 000 Paar Sportschuhe
Herzogenaurach. Helmut Fischer, Ureinwohner von Herzogenaurach, das fotografische Gewissen der Stadt
und seit 1978 in Diensten des Sportartikelherstellers mit der Raubkatze im Firmenlogo, lockte ueber 100 Zuhoerer
zu einem Vortrag "ueber Sportpromotion, also ueber Werbung in Sachen Sportartikel" in das PUMA Verwaltungsgebaeude
Drei Schwerpunkte hatte der Leiter der Werbeabteilung Puma Deutschland fuer seine Ausfuehrungen festgelegt:
Die Entstehung der Herzogenauracher Sportschuhindustrie durch die Dassler Brueder, die Trennung der beiden und
schliesslich den eigenen Weg der Entwicklung bei Puma.
1924 war bekanntlich der Beginn der hiesigen Sportschuhindustrie als Adolf und Rudolf Dassler zusammen mit ihrem
Vater Christoph die Firma "GEDA" (GEbrĂźder DAssler) gegruendet haben. Der Betrieb in einem kleinen Backsteingebaeude
gegenueber dem Herzogenauracher Bahnhof wurde bald zu klein, man erweiterte und erwarb zusaezlich Fabrikationsraeume
der einstigen Schuhfabrik Berneis in der Wuezburger Strasse, dem spaeteren Stammsitz von Puma.
Bereits damals baute man auf Werbung: Der Firmenname Dassler wurde mit Fluegeln umrahmt, mit Fluegeln, die den
Athleten zu Erfolgen tragen sollten. Von vornherein gab es eine klare Arbeitsteilung: Adolf, der Tueftler war fue die
Entwicklung der Schuhe zustaendig, Rudolf uebernahm die Vermarktung, war Repraesentant uned kuemmerte sich um die
Talentsuche.
Mit dem Rennschuhmodell "Waitzer" , benannt nach dem Olympiateilnehmer und Leichtathletiktrainer, war man
erstmals bei Olympia 1928 und 1932 erfolgreich. 1936 gewann die "schwarze Gazelle" Jesse Owens mit Dassler Schuhen
vier Goldmedaillen. Bis zum Ausbruch des Krieges 1939 tzrug der Amerikaner die Spikes, fuer die Herzogenauracher
Schmiede die Dornen (Spikes) lieferten. Fuer den Koenig der Sprinter wurden erstmals weisse Rennschuhe produziert.
Die Auftraege nach diesem Typus ueberstiegen alle Erwartungen.
In ihren Anzeigen warben die Dassler aber auch fue ihre Schuhmodelle fuer Sportarten wie Handball, Boxen, und Ringen,
fuer Basketball und Rugby, fuer Eishockey und Schifahren, ja sogar fuer Rudern und Kegeln. Damals trugen auch Nicht-Schifahrer
im Winter das "Volksmodell Schneeteufel" als Alltagsschuh.
Fischer ging in seinen Ausfuehrung auf die Trennung der Brueder sowie auf den vor kurzem ausgestrahlten RTL-Film
über den "Bruderstreit" ein und klärte auf, wer von den beiden den Schraubstollenschuh erfunden hat Englische Tueftler
und ein kleiner Bremer Hersteller duerfen wohl als die Vaeter gelten, Rudolf stattete Spieler von Hannover 96 ab 1953 mit
Schraubstollenschuhen aus und Adolf wurde dank seiner besseren Beziehungen zu Nationaltrainer Herberger schliesslich mit dem Sieg
der deutschen Nationalelf 1954 der "Vater der Schraubstollen".
Fast endlos ist die Reihe der Entwicklungen im Sportschuhsektor: da gab es den legendaeren Buerstenschuh für Kunststoffbahnen,
der nach dem Einwand vom Konkurrenten adidas vom Markt genommen werden musste, genauso wie die Entwicklung einer
einteiligen Spielkleidung fuer Fussballer oder eines aermellosen Fussballtrikots, das ebenso nicht produziert werden durfte.
Exotische Schuhmodelle aus seinem Fundus von weit ueber 2 000 Modellen konnte Fischer vorstellen: den Damensportschuh
mit dem Firmenlogo, dem Streifen (formstrip) an der Seite und mit hohem Absatz , den leichtesten Fussballschuh,der gerade einmal
das Gewicht einer Tafel Schokolade besitzt und natürlich die modernen mehrfarbigen Fussballschuhe, die derzeit
bei den Kickern ueberaus beliebt sind.
Und genauso endlos ist die Zahl der bekannten Sportler, die von Puma ausgeruestet wurden und werden, wie Boris Becker oder
die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten: Martina Navratilova, die Olympiasieger Wolfermann oder der aktuell
schnellste Mann der Welt, Usain Bolt. Nicht zu vergessen die großen Fussballer Pele, Maradonna, Cruyff oder der Herzogen-
auracher Weltfussballer Lothar Matthaeus.
Ein Fernsehinterview mit Rudolf Dassler zum Thema "Bruderkrieg" rundete den kurzweilien Vortrag ab. Hier nahm der Puma-Chef
Stellung und sprach klare Worte: einen Krieg gibt es nicht zwischen Bruedern - vielmehr ist das ein Konkurrenzkampf zum Wohle
aller Sportler und gut fuer die Preisgestaltung der Sportschuhprodukte.
Klaus-Peter Gaebelein