Als Adam grub und Eva spann....
Herzogenaurach (gä) Zum 13. Mal sei er als Referent beim Heimatverein in Herzogenaurach, stellte Professor Werner K, Blessing von der Universität Erlangen vor einer gro0en „Fan-Gemeinde" fest, als er diesmal über fränkisches Dorfleben im Mittelalter sprach.
Schwerpunkte seines anschaulichen Vortrags waren die Probleme bei der Erschließung Frankens, der Alltag am Land, die Anhängigkeiten der Bauern und die Krisen im Bauernstand über sieben Jahrhunderte hinweg. Eine dauerhafte Besiedlung in Franken ist seit dem 6./7. Jahrhundert bezeugt und erfuhr einen ersten Höhepunkt in karolingischer Zweit in den beiden folgenden Jahrhunderten. Die Karolinger forcierten den Landesausbau (Ortsnamen auf -heim) von Westen her und slawische Siedler drangen von Osten nach Franken vor (Ortsnamen auf -itz). Und schließlich siedelte Karl der Große aufsässige und unterworfene Sachsen (aus Niedersachsen!) in Franken an (z.B. Sachsen bei Ansbach). Unterstützt wurde er bei seiner Siedlungspolitik vor allem durch Grafen von Schweinfurt, allgemein durch den fränkischen Adel und durch die Kirche.
Nach der Gründung des Bistums Bamberg (1007) wurde die Besiedlung zwischen Main und Regnitz bis an die Grenze Thüringens, bis zum Frankenwald und ins Fichtelgebirge fortgesetzt. Parallel zum Landesausbau setzte ein verstärkter Burgenbau in Franken ein. Und das gesamte Unternehmen wurde infolge einer Klimaerwärmung zwischen 800 und 1500 erleichtert. Durch intensive Rodung entstand so die fränkische Kulturlandschaft, wie wir sie heute kennen.
Die Bauern, sie machten ca. 90% der Bevölkerung aus, lebten auf Fronhöfen, in Weilern oder Streusiedlungen, in unregelmäßig angelegten Haufendörfern oder in planmäßig angelegten, geordneten Anger- bzw. Waldhufendörfern. In der Regel umgab ein Flechtzaun die Behausungen, bisweilen auch ein Erdwall mit Graben. Menschen und Vieh lebten gemeinsam unter einem Dach in „Wohnstallhäusern" aus Holz und Lehm erbaut und mit einem Strohdach versehen, wie wir es heute noch im Freilandmuseum in Bad Windsheim sehen können.
Den Frauen blieb es vorbehalten für die Kleidung aus Leinen, Schafwolle und Tierfellen zu sorgen. Während die Männer mit hölzernen Geräten und Werkzeugen rodeten und die Felder bestellten. Eiserne Werkzeuge kamen nur zögerlich zum Einsatz.
Die Erträge waren oft spärlich und dienten zunächst für den Eigenbedarf, erst in zweiter Linie mussten sie an die Grundherren (Adel und/oder Kirche) abgeliefert werden. Roggen, Hirse, Gerste und vereinzelt Weizen oder Hafer wurden angebaut, dem Obstbau kam große Bedeutung zu, während es um die Viehzucht recht bescheiden bestellt war. Bauern nutzten vor allem die Erträge des laubreichen Niederwaldes für die Viehweide, die Streugewinnung und die Eichelmast. Die hohen Herren dagegen nutzten den Hochwald für die Holzgewinnung und für die Rotwild- und Schwarzwildjagd.
Das mühselige Leben war geprägt von harter Arbeit, schlechter Ernährung, großen Gefahren bei der Arbeit und von chronischen Krankheiten, die sich im Alter besonders bemerkbar machten (Arthritis, Arthrose, Rheuma, Gicht).
Jeder Bauerstand einer Grundherrschaft und in manchen Dörfern teilten sich mehrere Grundherren die einzelnen Höfe, so wie in Uttenreuth, wo die Reichsstadt Nürnberg, die Kress von Kressenstein, die Hohenzollern, die Gemeinde sowie die Bischöfe von Bamberg und Würzburg Anteile an den einzelnen Höfen besaßen.
Noch härter wurde das Leben für die fränkischen Bauern ab 1500: Klimaverschlechterung und Missernten, Erhöhung der Abgaben und Steuerlasten, Münzverschlechterung und Preisverfall und nicht zuletzt die Hoffnung auf den Reformator Luther und seine Lehre führten zu einer großen Krise, die durch die Reformation verstärkt wurde und im großen Bauernaufstand von 1525 im Gebiet zwischen Rothenburg und Südthüringen ihren Höhepunkt fand.
Die Folgen waren verheerend nach dieser größten sozialen Revolution auf deutschem Boden: Tausend niedergemetzelte und verstümmelte Bauern, hohe Strafen und vermehrte Abgaben. Und die Situation für die „Bauerntölpel" verschlechterte sich nach 1632 und der Zerstörung Frankens im 30-jährigen Krieg noch weiter.
Klaus-Peter Gäbelein