Herzogenaurach. Fahrradtouren zu Kirchen in der Region gehören seit einigen Jahren zum Kulturprogramm des Heimatvereins. Diesmal galt die Exkursion dem Besuch der früheren Herzogenauracher Tochterpfarrkirche St. Veit, die dem an ihrem Fuß entstandenen Ort samt einer Quelle den Namen gegeben hat: Veitsbronn.
Das Kirchlein mit seinen gotischen und barocken Kunstwerken wurde bereits um 1350 als Filiale der Herzogenauracher Pfarrkirche erwähnt und zur Wehrkirche ausgebaut. Neuer Patronatsherr wurde damals der Nürnberger Patrizier und Stifter des Heilig Geist Spitals in Nürnberg, Konrad Groß. Er bestellte künftig auch den Priester. Trotzdem blieb die kleine Kirche auch weiterhin Ziel von Herzogenauracher Wallfahrten. Selbst als im Zeitalter der Reformation das südlich der Aurach gelegene Land die neue lutherische Lehre angenommen hatte, pilgerten Herzogenauracher Katholiken zu „ihrer“ einstigen Filialkirche.
Glücklicherweise überstand das Gotteshaus jeden Bildersturm und so ist das Kirchlein heute noch mit zahlreichen Kunstwerken reich bestückt. Hierzu gehören verständlicherweise die kleine Statue des Kirchenpatrons aus dem späten 15. Jahrhundert. Insgesamt viermal ist er abgebildet: „ein kleines hölzernes mit einem hemadla(Hemdchen) angetanes Männchen, St. Veit genannt“, so heißt es um 1797 in einer Chronik. Seine Attribute sind von jeher ein Buch (Symbol für die Bibel) und ein Hahn als Zeichen der Wachsamkeit.
Veit, aus Sizilien stammend, soll schon als christliches Kind Wunder gewirkt haben. Später wurden seine Gebeine über Frankreich ins norddeutsche Kloster Corvey gebracht, wo sogar der Bamberger Bistumsheilige Kaiser Heinrich II. an einer Gedenkfeier zu Ehren des Heiligen teilnahm. Kaiser Karl IV. ließ um 1350 einige Reliquien von St. Veit nach Prag bringen und im dortigen St. Veits-Dom aufbewahren.
Zahlreiche weitere Kunstobjekte wie der Katharinenaltar, der Barbaraaltar oder dar barocke Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert machen die Veitskirche in Veitsbronn zu einem künstlerischen Kleinod im evangelischen Mittelfranken, das den Herzogenauracher Besuchern Bewunderung abverlangte und das jeder Kunstfreund gesehen haben sollte. Nicht umsonst ist das kleine Gotteshaus jährlich an Christi Himmelfahrt noch immer Ziel einer Wallfahrt von Herzogenauracher Christen in ihre einstige Tochterkirche jenseits der Aurach.
Klaus-Peter Gäbelein