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geht an den Heimatverein 23.07.2018
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Postkarten aus dem 1. Weltkrieg Teil 2

 

Herzogenaurach. Eine gesunde Portion Unternehmergeist, Erfindungsreichtum und Fleiß haben Herzogenaurachs Bürger schon immer ausgezeichnet. Einer von ihnen war Christoph Daßler. Als Weber war er in jungen Jahren„on tour" , wie man heutzutage sagen würde. Im 19. Jahrhundert hieß das, „auf Wanderschaft gehen", volkstümlich gesprochen, „ging man auf die Walz" um seine handwerklichen Kenntnisse zu erweitern.

Der junge Christoph Daßler kam auf seiner Wanderung als Tuchmachergeselle nach Gera. Die Stadt im Osten Thüringens war damals eine Hochburg der Tuchproduktion. Christoph Dassler lernte nicht nur dazu, er lernte auch seine Frau Pauline kennen, die ihm nach Herzogenaurach folgte. Christoph erkannte frühzeitig, dass die Tuchmacher im kleinen Herzogenaurach keine Zukunft haben werden. Er sattelte um und arbeitete bald in der Schuhfabrik in der „Kalchgrubn" westlich des früheren Würzburger Tors (heute Würzburger Straße). Hier erlernte er das Schuhmacherhandwerk, von dem sein jüngster Sohn Adolf später fasziniert werden sollte und in die Fußstapfen des Vaters trat..

Christoph Daßler lebte nicht im stillen Kämmerlein in seinem schmucken Heim an der äußeren Stadtmauer nahe dem Hirtengraben. Er war interessiert am politischen Geschehen und am Alltag in seiner Heimatstadt. Als „historischer Christoph" ist er in die Geschichte seiner Heimatstadt eingegangen. Christoph erwies sich als unermüdlicher Motor bei der Gründung eines historischen oder „Heimatvereins", den er mit Gleichgesinnten  am Montag, 02. April 1906 aus der Taufe hob.

Mit Gedichten und kritischen Beiträgen im „Herzogenauracher Tagblatt" und in den „Herzogenauracher Heimatblättern" nahm er zu aktuellen Themen Stellung  und rüttelte seine Mitbewohner auf, sich am Tagesgeschehen zu beteiligen. Seine Untersuchungen zur Geschichte der örtlichen Tuchmacher sind noch immer eine Fundgrube für jeden Historiker und seine Verse, wie die  zum 35-jährigen Eisenbahnjubiläum, spiegeln den Stolz auf die Eisenbahn wieder.

„35 Jahr is heia scho, daß mir ham ei Eisaboh - und wenn mir die heit nuni hett, mißt mer lafn um die Wett....".

Christoph Daßler hatte wohl auch Freude daran, die nach dem Kriegsausbruch in reichem Maß gedruckten Propagandakarten der Jahre 1914 und 1915 zu verschicken. Was den Inhalt der Karten angeht, so sind sie jedoch allesamt unpolitisch. Was hätte man auf einer solch kleinen Karte auch an militär- oder kriegswichtigen Dingen mitteilen oder diskutieren sollen, noch dazu wenn mann man fast jedes Wochenende aus Nürnberg in die Heimatstadt fahren konnte.

Christoph war aufgrund seiner fachlichen Fähigkeiten „unabkömmlich gestellt" und nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden, sondern arbeitete in Nürnberg in einer Schufabrik. 

Die Karten der Jahre 1914/15 strahlen  auf den Titelseiten volles Selbstbewusstsein der Mittelmächte, also von Deutschland und seinenen Verbündeten aus, auch wenn das, was hier dargestellt wurde, voller Ernst war. Da marschieren zum Beispiel bunt gekleidete Kinder, Mädchen wie Buuben, papierene Hütchen  oder Pickelhauben auf dem Kopf, mit Degen oder Spielzeuggewehren, Blumen geschmückt und musizierend in eine imaginäre Schlacht. Und Sie tragen stolz die kaiserliche Fahne. Auf der Karte steht „Gloria Viktoria" (Ruhm und Sieg).

  Auf einer anderen Karte marschieren Kinder-Soldaten in den Uniformen der Verbündeten, nämlich dem Deutschen Reich, Österreich, Türkei und Bulgarien mit den Fahnen ihrer Heimatländer in den Krieg, begleitet mit der Parole „Wo den Feind wir greifen an,  ist der Sieg auf unsrer Fahn´!"

Auf einer anderen bunten Karte versohlt ein deutscher Soldat seinen französischen Gegner, während die übrigen Soldaten der deutschen Gegner anstehen müssen, um versohlt zu werden und ihnen  ein deutscher Wachmann zuruft: „"Nur immer langsam, ihr kommt´s alle dran!"

Doch bald sollte sich die Stimmung auch auf den Postkarten ändern, selbst wenn noch solche verschickt wurden, auf denen zu lesen war"Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos´, jeder Tritt ein Brit."

Klaus-Peter Gäbelein

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