Er gehört zu den berühmten Persönlichkeiten der europäischen Geschichte. Und die ganze Welt bewundert seine Schlösser. Zurzeit pilgern die Besucher in Scharen an den Chiemsee zur Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Schloss Herren Chiemsee. Die Rede ist von König Ludwig II.
125 Jahre nach seinem Tod präsentiert die Bayerische Landesausstellung 2011 die Geschichte jenes Monarchen, der zur Ikone wurde: König Ludwig II. (1864 - 1886)aus dem Hause Wittelsbach. Und das neo-barocke Schloss (1878 erbaut) ist ein würdiger Rahmen und eine spektakuläre Bühne für den Herrscher und seine absolutistische Herrschaftsidee.
An Ludwig II. scheiden sich noch heute die Geister, nicht nur wegen seines ungeklärten Todes im Würm See (heutiger Starnberger See) am 13. Juni 1886. Da sind die „Märchenschlösser", die Freundschaft zu Richard Wagner und die Vorliebe zu dessen Kompositionen. Was ist über seinen Lebensstil, seinen Lebensstil, seine Marotten nicht alles geschriebne worden? Als 20-Jähriger zog er nicht an der Spitze der bayerischen Truppen in den Krieg gegen Preußen, statt dessen stattete er seinem nördlichsten Landesteil, unserem Franken im November/Dezember 1866 einen triumphalen Besuch ab. Von Bayreuth bis Hof, von Bamberg bis Aschaffenburg, selbst in kleinen Städten wie Münchberg oder Hammelburg und am Schluss in Fürth und in Nürnberg lagen ihm die Menschen zu Füßen. Und als er äußerte, eventuell Nürnberg anstelle von München zur Landeshauptstadt erheben zu wollen, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Nach Ludwigs Tod schossen die „Fan Clubs" im ganzen Königreich wie Pilze aus dem Boden. Selbst im - für Münchner Verhältnisse spröden und evangelischen Franken - gab es König-Ludwig-Vereine, wie in Bamberg, Nürnberg und in Herzogenaurach wurde ein „Ludwigs-Denkmal-Bauverein" ins Leben gerufen..
Unter Führung von Josef Maria Peetz und Anton Zimmerer ging im Oktober 1904 ein Schreiben an den Magistrat der Stadt mit der Bitte, dem Bau eines Denkmals für den Herrscher aus dem „Wittelsbacher Stamm" zuzustimmen. Und nur zwei Monate später, im Dezember desselben Jahres, wurde ein Verein gegründet, der sich die Errichtung eines Denkmals zur Aufgabe stellte.
Neben den 50 Pfennig Beitrag der Vereinsmitglieder verzeichnete man auch Spenden, wie die 100 Mark vom Schuhfabrikanten Berneis. Als die Stadtväter die Genehmigung zur Errichtung eines Denkmals gaben, waren bereits knapp 1100 Mark auf dem Konto angehäuft.
Der Nürnberger Bildhauer Ferdinant(d) Gröschel lieferte den Entwurf und der „Star-Bildhauer" in der Aurachstadt, Hans Gast sen., gab zwei Kostenvoranschläge ab, die mit 1350 bzw. 2055 Reichsmark (im Mai 1911) um einiges über den Ersparnissen und Spenden lagen.
Drei Kubikmeter Muschelkalk errechnete Gast für das 3,20 m breite und 2,60 m hohe Denkmal und der Münchner Kupferschmied Hygin Kiene erhielt den Auftrag eine Kupferplatte mit dem Konterfei des „Märchenkönigs" zu fertigen.
Am Sonntag, 23. Juli 1911, kurz nach dem 25. Todestag des Monarchen, sollte in der heutigen Bamberger Straße unmittelbar an der Abzweigung zum Höchstadter Weg und oberhalb der Felsenkeller eine eindrucksvolle Einweihungszeremonie steigen.
Schließlich startete das, was man heute als „big event" bezeichnet: Ein Riesenfest zur Einweihung. Auf der Titelseite des „Herzogenauracher Tagblatts" prangte das Bild des Monarchen mit einem „Willkommensgruß. Allen Gästen aus Nah und Fern, die zu dem morgigen Feste der Enthüllung des Denkmals Seiner Majestät Weiland König Ludwigs II. von Bayern in Bekundung glühender Vaterlandsliebe herbeieilen, unser herzlichstes Willkommen!"
F. Haberkamp pries in markigen Versen den verstorbenen König und auch der „Dichter des Aurachtals", der Falkendorfer Bürgermeister Michael Kreß, steuerte ein Loblied auf Ludwig bei, das von den Ehrendamen, Krämer und Dassler, bei der Enthüllung vorgetragen wurde.
Das „Tagblatt2 hatte im Vorfeld bereits die „Fest-Ordnung" für das Wochenende veröffentlicht und zahlreiche Vereine, wie die „Waldfreunde", der „Krieger- und Militär-Verein" sowie der „Katholische Gesellen-Verein" hatten ihre Mitglieder zur Teilnahme „Dienst verpflichtet".
Am Vorabend gab es einen Zapfenstreich mit Salutschüssen sowie einen Festkommers im Vereinslokal „Gambrinus" (Bamberger Straße) und am darauf folgenden Sonntag wurden die Herzogenauracher bereits um 5 Uhr mit Salutschüssen und einem Weckruf aus den Federn geholt. Nach dem Fest-Gottesdienst („Königsamt"!) folgte ein Umzug um die Stadt, dann wurden die auswärtigen Festgäste empfangen, bevor es erneut in einem Festzug zum Denkmal ging.
Nach der Begrüßung durch Josef Maria Peetz pries Oberamtsrichter Bernhard Loritz „in beredten Worten das Leben und Walten König Ludwigs II. von Bayern, ....ferner seine Liebe zur Kunst....Zugleich brachte er ein Hoch auf das königliche Haus und seine Königliche Hoheit, den Prinzregenten Luitpold von Bayern aus...", soweit der Pressebericht im hiesigen „Tagblatt". Nach der Königshymne enthüllte Bezirksamtmann Braun aus Höchstadt als offizieller Vertreter der Regierung das Denkmal mit dem „herrlichen Reliefbild" des Königs.
Mit einem geselligen Teil endete der offizielle Festalt auf dem Festgelände am „König Ludwig Hain", am Hirtenbuck oberhalb des Denkmals.
Über den Verbleib des Denkmals befinden sich im Stadtarchiv keine Hinweise. Das Ende der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg war für Bayerns Royalisten ein schwerer Schlag. 1930 ist das Relief mit dem Abbild des Königs gestohlen worden, welch schändliche Tat in de Augen der Mitglieder des „Ludwig-Denkmal-Bau-Vereins".
Klaus-Peter Gäbelein