Wie eng (Volks-)Glaube, Aberglaube und dazu der Gebrauch von Natur- und Heilmitteln beieinander liegen, darüber unterhielten sich die Teilnehmer beim Gesprächskreis „So war es früher..." in den Räumen des Heimatvereins.
Noch im 19. Jahrhundert glaubte man bei Herzbeschwerden an folgendes Heilmittel: "Gehe morgens dreimal nüchtern um dein Haus, dann wasche die Herzgrube kalt und ziehe dich warm an. Dazu nimm einen Esslöffel voll klarem Schnaps. Das alles stärkt dein Herz und ist auch gut gegen jeden Kummer." Freilich gilt ein Gläschen Schnaps am Morgen noch bei vielen älteren Menschen als „wenig schädlich", soll es doch Kreislauf und Verdauung anregen.
Und hatte man einmal am Abend ein paar Gläser Alkohol zuviel getrunken, so sollte ein saurer Hering gegen den Brummschädel helfen. Vielleicht sind die Regale der Supermärkte um die Silvester- und Neujahrszeit aus diesem Grund besonders gut mit sauren Fischprodukten gefüllt. Und wieder andere schworen darauf, vor einem Zechgelage den Magen mit dem Inhalt einer Dose Ölsardinen gegen die drohende Alkoholflut gleichsam „auszupichen".
Welche Ratschläge hat und hatte man nicht parat bei Schlaflosigkeit. Während die einen Schafe zählten, empfahlen andere ein Gläschen Melissengeist, ein Glas heißen Apfelweins oder warmes Bier, weil all diese Mittel die Magennerven beruhigen. Eine Gesprächsteilnehmerin nannte als Allheilmittel bei Schlaflosigkeit, sich eine Zeitlang aufrecht ins Bett zu setzen, andere bevorzugten eine Bettlektüre und für andere ist der Blick auf den Bildschirm noch immer das beste Schlafmittel.
Schafe, Katzen und Spinnen werden auch noch heute immer wieder ins Spiel gebracht, wenn es um Glück oder Unglück geht. Bei Schäfchen zur Linken, wird einem angeblich das Glück winken und unverheirateten jungen Frauen sagte man „Schafe zur Rechten, so siehst du heute noch den Rechten (Richtigen)." Querte eine schwarze Katze den Weg von links, so sagte man „Glück bringt´s!", während die schwarze Katze von rechts auf Pech oder Unglück hinwies.
Rund um Hochzeit und um Beerdigungen kannten unsere Vorfahren eine Vielzahl von „Lebensweisheiten". Während die einen behaupteten, dass ein paar Regentropfen am Hochzeitstag der kommenden Ehe Glück verheißen sollten, behaupteten andere, dass es Unglück bedeute, „wenn es in den Schleier regnet". Regnete es „ins Grab", also bei einer Beerdigung, so soll das auf ein glückliches Leben des Verstorbenen hinweisen. Und im ländlichen Raum hielt sich die Behauptung, wenn die Turmuhr während der Wandlung schlägt, stirbt bald einer aus dem Dorf.
Wenn sich die Braut beim Gang in die Kirche oder nach der Trauung umsah, so sollte das angeblich Unglück bringen, weil sie sich jetzt schon nach einem anderen umsah. Und in Herzogenaurach und Umgebung galt der Grundsatz, nicht im Winter zu heiraten, denn so riet man dem Bräutigam: Du weißt nicht, ob sie dich heiratet, weil sie dich gern hat oder nur, weil sie (nachts!) friert.
Die Braut sollte am Hochzeitstag auch keine Perlenkette tragen, denn die Perlen deuteten dann auf Tränen in der Ehe hin.
Bis heute hat sich der Brauch erhalten, dass die Braut ihren Brautstrauß über den Rücken allen unverheirateten weiblichen Hochzeitsgästen entgegen wirft. Diejenige, die ihn auffängt, soll als nächste den Gang in die Ehe vor sich haben.
Ein ungeschriebenes Gesetz ist auch heute noch die Tatsache, dass der Bräutigam die künftige vor dem Gang zum Altar nicht im Brautkleid sehen darf. Nach der Trauung muss der Ehemann die Angetraute über die Schwelle tragen. Man reicht dem Brautpaar ein Glas Sekt und wer es zuerst ausgetrunken hat, der hat in der Ehe das Sagen. Und selbstverständlich wurden dem Brautpaar nach der Trauung Brot und Salz als wichtigste Güter gereicht, die im Haushalt nicht ausgehen dürfen.
Gegen Schluckauf soll es helfen, wenn man die Luft anhält, andere behaupten, dass der Schlucken aufhört, wenn man an drei Glatzköpfe denkt. Der Schleim von roten Schnecken und die Milch von Wolfsmilchgewächsen soll gegen Warzen helfen
Zahlreiche einheimische Kräuter und Pflanzen brachte man mit dem Wohlbefinden und der Heilung von Mensch und Tier in Verbindung. Schließlich hält sich auch heute noch das Gerücht, dass Sellerie ein wichtiges Aphrodisiakum für den Mann sein soll und im Fränkischen hält sich noch immer der Spruch: „Eier tun der Mutti gut, wenn sie der Vati essen tut!"