„Als die Bilder laufen lernten"
Herzogenaurach. Zehn Jahre sind es her, dass Herzogenaurach ein rauschendes Festjahr feierte. Damals, im Jahr 2002, erinnerte man an die erste urkundliche Erwähnung von URAHA, wie man den Ort am Auerochsenwasser früher nannte. Ein ähnlich großes Jubiläum beging die Stadt jedoch bereits im vierten Nachkriegsjahr 1949.
Blicken wir zurück: 1348 erschien das Rechtsbuch des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe. In diesem wird zwölfmal die Bezeichnung „0ppidum" für URAHA verwendet (befestigter Ort mit Stadtcharakter und befestigter Stadtanlage) und außerdem ist der Begriff „cives in hertzogawrach", Stadtbürger von Herzogenaurach aufgeführt.
Die logische Folge für die rund 4500 Herzogenauracher „Ur-Einwohner" (denn es kamen ja noch rund 2000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene dazu) war es, die 600 Jahre alte Erwähnung als „Stadt" zu feiern. Wäre da nicht der unselige Weltkrieg gewesen und die große wirtschaftliche Not der Nachkriegsjahre. Und weil außerdem eine Währungsreform bevorstand, beschloss der Stadtrat unter Führung von Bürgermeister Hans Maier (SPD) die Festlichkeiten auf das folgende Jahr 1949 zu legen.
Die Möglichkeiten, das Festjahr fotografisch festzuhalten, waren begrenzt, hatten doch die Amerikaner nach dem Einmarsch im April 19945 darauf bestanden, alle Fotoapparate zu konfiszieren. Und dennoch gibt es zahlreiche Fotos und sogar filmische Dokumente, wie den Film von Anton Welker und seinem Vater, in dem die Höhepunkte der Festlichkeiten festgehalten sind.
Die Filmaufnahmen, der Zeit entsprechend in schwarz-weiß und als Stummfilm gedreht, präsentierte der Heimatverein seinen Mitgliedern und zahlreichen interessierten Gästen. Vereinsmitglied Daniel Kardos hat den Zelluloidstreifen inzwischen auf DVD überspielt und mit dezenter Musik hinterlegt.
So konnten die Zuseher denn ein Wiedersehen feiern mit bekannten Herzogenauracher Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Im Bild zu sehen waren die Bürgermeister Hans Maier und Anna Hermann, der Organisator des gesamten Festjahrs, das frühere Stadtoberhaupt, Senator Dr. Valentin Fröhlich, der Schirmherr der Veranstaltungen, Dr. Karl Graf von Schönborn , der Bamberger Erzbischof Joseph Otto Kolb sowie die Historiker Hans Hubert Hofmann, Theodor Mayer, Luitpold Maier und Erich Freiherr von Guttenberg.die zum Erscheinen des Heimatbuches beigetragen hatten, Stadtpfarrer Leonhard Ritter oder die Schulleiterin und spätere Ehrenbürgerin Mater Rosalie Göller.
Manche der Anwesenden erkannten sich im Film wieder. Die einen waren aktive Teilnehmer bei einem der drei Festzüge, wie Norbert Lukasczyk, später Kapazität in der Verwaltung im Rathaus, der beim Schäffler-Tanz mitwirkte oder Katharina Alfes (geborene Gast), die bei einem Holzschuhtanz ihr Bühnendebüt gab.
In dem Streifen über das Festjahr waren neben den drei Festzügen (Historischer Festzug, Kinderfestzug und Volkstümlicher Festzug) Bilder von den zahlreichen Ausstellungen der Handwerker und des heimischen Gewerbes zu sehen. Allein 17 Schuhfabriken präsentierten ihre neuesten Modelle im Vereinshaus; daneben gab es Ausstellungen im Volkshaus, im Mädchenschulhaus oder im Schloss.
Und schließlich gab es eine landwirtschaftliche Präsentation mit 20 Ausstellern. Und weil damals auch noch Wert auf die Kleintierzucht gelegt wurde zeigten 38 Geflügelaussteller, 18 „Tauberer" und 27 Kaninchenzüchter ihre preisgekrönten Zuchtexemplare.
Faszinierend auch die filmischen Aufnahmen, die im Anhang (Bilder von 1941 und später) gezeigt wurden, als die Fronleichnamsprozessionen noch mehr Teilnehmer als passive Zuseher hatten und als man über einen frisch gemähten Grasteppich durch die Stadt zu den Altären zog. Und ganz zum Schluss konnte man im Film noch einmal die Primiz des Neupriesters Fritz Fröhlich in der Magdalenen Kirche mitfeiern.
Am 03. Mai lädt der Heimatverein zu einem weiteren filmischen Höhepunkt ein. Dann werden in der Musikschule Aufnahmen von den Festlichkeiten anlässlich der 1000-Jahr-Feier von 2002 gezeigt.
Klaus-Peter Gäbelein