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Doppelmord in Herzogenaurach

Herzogenaurach. Samstag, der 11. Mai 1953, war ein sonniger Frühlingstag. Am späten Nachmittag allerdings war im beschaulichen kleinen Ort die Welt nicht mehr in Ordnung. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht im Städtchen: „Habt ihr´s scho gheerd, drunten an der Schütt senn zwaa Leit derschossen woärn!“

Beim Gesprächskreis des Heimatvereins „So war es früher…!“ geht es zurzeit um die Geschichte der hiesigen Polizei. Beim letzten Zusammentreffen unter der Leitung von Herbert Dummer, ging es zu wie bei der „TV-Serie XY – ungelöst, als Details zu diesem spektakulären Fall zusammengetragen wurden.

Vorsitzender K.-P. Gäbelein recherchierte zusätzlich in Archiven,( im Archiv des FT) , um fehlende Einzelheiten zu diesem Mordfall zusammenzutragen.

 

Was war geschehen? Martin Maier, der Vater des damaligen Bürgermeisters Hans Maier (76 Jahre) und dessen Schwester Elise Maid (79), kurz, die „Lies“ genannt, waren mit mehreren Pistolenschüssen niedergestreckt worden. Der Täter hatte zunächst die Tante des Bürgermeisters erschossen, dann deren Bruder, der gerade von einem Besuch bei seinem Sohn, dem Bürgermeister in die gemeinsame Wohnung kam. Beide lebten im heutigen Anwesen des Friseurs Stark an der Schütt. Während Elise Maid, die bereits im Bett gelegen hat, als der Mörder die nicht verschossene Wohnung im Erdgeschoß betreten und einen tödlichen Schuss abgegeben hat, auf der Stelle tot war, verfehlte eine zweite Kugel den Rentner; ein dritter Schuss traf Maier dann in den Rücken.  Er schleppte sich schwer verletzt Bruder noch ins Nachbaranwesen Faber. Im Forchheimer Klinikum verschied  der schwer Verletzte.

Der Täter, der vermummt gewesen war, entkam in Richtung „Großers Gässla“ und Freibad. (Tuchmachergässchen).  

Was war die Ursache für die grauenvolle Tat gewesen? Offenbar hatte der Mörder- wie sich später herausstellte -, schon längere Zeit Kontakt zu seinen Opfern, und hatte wohl auch Kenntnis davon erhalten, dass Elise eine größere Rentennachzahlung erhalten hatte. Angeblich waren es 2000 Mark, damals eine stattliche Summe, die der Täter, von Martin Maier überrascht, nicht gefunden und nicht mitgenommen hatte. „Bis spät nach Mitternacht wurde an den Hausecken und in den Wirtschaften die schreckliche Tatdiskutiert….“ berichtete der Fränkische Tag in seiner Ausgabe vom 11. Mai 1953.

Von der Polizeistation in der Glockengasse aus lief die Spurensicherung durch die Beamten Bauerfeld und Grumann auf Hochtouren. Zunächst wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die sofort die Kriminalaußenstellen der LP-Ansbach und Bamberg einschaltete.

Eines war den beiden klar: Der Täter konnte nur ein Herzogenauracher sein, der es auf das Geld der Toten abgesehen hatte.

Nachbarn konnten eine ziemlich genaue Täterbeschreibung liefern. Demnach soll der Mörder ca. 26 Jahre alt sein, 160 – 165 m groß, mit vollem Gesicht, schwarzem, welligen, nach hinten gekämmtem Haar. Bekleidet soll er mit dunkler einreihiger Jacke, schwarzer Hose mit auffällig breiten Streifen und weißem, offenem Hemd mit Streifenmuster gewesen sein.

Das ungeschickte und auffällige Verhalten des Mörders führte schließlich zur Aufklärung des Falles. Ein ca.25-jähriger Metzger aus Herzogenaurach fragte einige Tage nach der Tat den Schwiegervater des Polizisten Bauerfeld, ob denn schon ein Brief wegen der Tat aus dem Landratsamt bei der Polizei angekommen sei. Bauerfeld, der von dieser Frage erfuhr, wurde daraufhin stutzig. Und nun liefen die Nachforschungen auf Hochtouren.

Hatte man zunächst ein Familienmitglied verdächtig aus der Familie Maier verdächtigt und ebenso den Kronzeugen B.P. aus dem gegenüber liegenden Sägewerk, der einen Mann“ hatte davonlaufen sehen, so konzentrierte n sich nun die Untersuchungen auf einen jungen Mann, von dem bekannt war, dass er in Geldnöten war und sich durch den Kauf eines Motorrads zusätzlich verschuldet hatte.

Später stellte sich Folgendes heraus: Nach der Tat war der Täter äußerst selbstbewusst durch die Stadt zu seiner Lebensgefährtin in die Hauptstraße gegangen und soll unterwegs noch zu Passanten gesagt haben: „Habt ihr´s schon gehört, do drunten soll´n s zwaa Leit derschossen hab´n!“

Bereits am Montagabend, (11.05.) wurde der vermeintliche Täter, der ledige Metzger Otto K. festgenommen. Er  leistete keinerlei Widerstand. Dem Herzogenauracher Polizeichef Heinkelmann und dem Untersuchungsrichter gegenüber hielt er sein Geständnis aufrecht und gestand, die Tat mit voller Absicht ausgeübt zu haben, „um sich 800 Mark zu holen“. Wie er beteuerte, war er in großen finanziellen Schwierigkeiten

 und hatte u.a. 500 Mark Schulden auf seinem Motorrad. „Mein Motorrad ist mein Ein und Alles, ich möchte fast sagen mein Heiligstes“, versuchte er seine Tat zu rechtfertigen. Außerdem habe er Angst gehabt, „seine Braut zu verlieren“.

Zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt, wurde er in die Strafanstalt in Straubing eingeliefert, in der seinen erlernten Metzgerberuf ausüben konnte.

Die beiden Opfer wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreicher Honoratioren aus der Umgebung beigesetzt, unter ihnen Landrat Weber und der Erlanger OB Poeschke.

Bürgermeister Hans Maier, bedankte sich am 13. Mai in einer Anzeige im Amts- bzw. Anzeigenblatt für die Anteilnahme und wies alle Herzogenauracher eine Woche später eindringlich darauf hin, Bargeld nicht daheim aufzubewahren. „Bringt Euer Erspartes zu Eurer Sparkasse“, forderte er seine Mitmenschen auf. Und Maier fuhr fort:“ Es gehört außerdem zur Ordnung in jedem Hause, Türe und Tore geschlossen und, wenn möglich, schon mit Beginn der eintretenden Dunkelheit, versperrt zu halten….“

 

                                                                                                  Klaus-Peter Gäbelein

 

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