Herzogenaurach. Früher
als in den letzten Jahren ziehen Herzogenauracher Christen in diesem Jahr zur
Wallfahrt ins unterfränkische Dettelbach. Am kommenden Feitag, 01. Juli,
werden....Fußwallfahrer unter Leitung von Helmut Fischer auf die Schweiß
treibenden 83 Kilometer zum Gnadenbild in der Dettelbacher Wallfahrtskirche mit
dem kirchlichen Segen verabschiedet.
Zog man bei Gründung der
Wallfahrt im Jahr 1738 am Ende der „Schnitternte" zu Maria Himmelfahrt (15.
August) aus Dank für eine gute Ernte zur „Muttergottes im Sand", so hat sich
dieser Termin zuletzt immer weiter in den Juli verschoben. In den Dettelbacher
Kirchenunterlagen ist die hiesige Wallfahrt bezeugt. So steht beispielsweise in
der Gottesdienstordnung von 1853: „Am 15. August zwischen 3 und 4 Uhr
nachmittags kommen die Herzogenauracher, welche am 16. abziehen und hl. Amt um
6 Uhr halten lassen." Für das Jahr 1886 sind 60 Fußwallfahrer bezeugt.
Die Fußwallfahrt heute
Zum 23. Mal schnürt
Wallfahrtsleiter Helmut Fischer in diesem Jahr die Wanderschuhe für die Schweiß
treibenden 85 Kilometer nach Dettelbach. Anlässlich der 250. Wallfahrt nach
Dettelbach hat er 1988 die Fußwallfahrt wieder ins Leben gerufen. Sieben
Aufrechte waren es damals, die den langen Marsch auf sich nahmen, auf 40 bis 50
Teilnehmer hat sich die Zahl inzwischen jährlich erhöht.
Fischer ist nicht nur der
„Anführer", er ist quasi auch der Logistik-Chef für seine Glaubensschwestern
und Glaubensbrüder aus allen Herzogenauracher Pfarreien, zu denen inzwischen
auch evangelische Christen gestoßen sind. Er zeichnet verantwortlich für die
Quartiere in Dettelbach und unterwegs in Geiselwind bzw. in Schlüsselfeld, er
organisiert den Transport des Gepäcks, lässt T-Shirts mit den Stationen des
Wallfahrtswegs drucken, besorgt Getränke für unterwegs, denn „man muss viel
trinken, so lassen die Kräfte nach, man wird von Muskelkrämpfen geplagt
und außerdem stellt sich am nächsten Tag fürchterlicher Muskelkater ein" so
weit Helmut Fischer. Schließlich informiert er die Gaststätten, in denen
unterwegs Rast eingelegt wird, sorgt dafür, dass die Kapellen und Gotteshäuser
am Weg geöffnet sind und dass die dort auch die Glocken vom Ein- bzw.
Vorbeimarsch der Wallfahrer künden oder Geistliche den Segen spenden.. „Ich
mache das gerne, freue mich schon jedes Jahr auf diese Pilgerschaft, auch wenn
ich selten von Blasen an den Füßen verschont bleibe", so Helmut Fischer im
Gespräch mit unserer Zeitung. Und er ergänzt: „Das schönste Gefühl ist der
Augenblick, wenn wir - in diesem Jahr sind wir 45 Fußwallfahrer - am Samstag
zwischen 12 und 13 Uhr abgekämpft und erschöpft in die Kirche in Dettelbach
einziehen, vor dem Gnadenaltar unser christliches Glaubensbekenntnis ablegen,
am Samstagabend gemeinsam mit den übrigen Herzogenaurachern an der Prozession
in Dettelbach teilnehmen und am Sonntag die Messe zusammen mit Stadtpfarrer
Helmut Hetzel feiern können."
Die „große Wallfahrt"
Rund 150 Jahre lang zogen die
Herzogenauracher an vier Tagen in den unterfränkischen Gnaden Ort.
Heimatforscher Luitpold Maier hat in den Unterlagen entdeckt, dass teilweise
aus jedem Haushalt mindestens eine Person sich an der Wallfahrt beteiligt hat,
so dass um 1900 bis zu 500 Herzogenauracher Gläubige in Dettelbach weilten.
Um 1800 hätte der Wallfahrt
beinahe das Aus gedroht. Infolge der Napoleonischen Kriege war unsere Gegend
äußerst unsicher geworden und zudem hatten Hungersnöte die Menschen
derart geschwächt, so dass viele „fromme Pilger infolge der Strapazen nicht
selten krank nach Hause kamen".
Um 1900 erkannte man
die Vorzüge der Eisenbahn. Man zog nun (ab 1902) 14 Kilometer auf der Straße
nach Emskirchen, fuhr bis Mainstockheim und legte die restlichen zehn Kilometer
bis Dettelbach wieder zu Fuß zurück.
Gretel Fischer (geb. Bock)
gehörte im Alter von 14 Jahren zu den Teilnehmern der Jubiläumswallfahrt
anlässlich des 200. Wiederkehr der Wallfahrt. Sie erinnert sich: Unter
der Leitung von Wallfahrtsleiter Georg „Schorsch" Ort ging es um 2 Uhr in der
Früh nach Emskirchen und wir stiegen hier um 5 Uhr in den eigens reservierten
Wagon ein. 2,50 Reichsmark kostete die Rückfahrkarte für Kinder und
Jugendliche. Gebete und Kirchenlieder waren noch erlaubt. Mit Kriegsausbruch
1939 mussten Wallfahrten und Prozessionen als „Ausflüge" getarnt werden.
Allerdings war die Begleitung durch einen Pfarrer 1938 von den Parteioberen
bereits untersagt worden und es gab auch keinen Reisesegen."
Als nach dem Krieg die Straße in Richtung Emskirchen immer mehr befahren wurde, wichen die Wallfahrer auf die Strecke von Herzogenaurach nach Puschendorf aus. Von hier ging es dann per Eisenbahn nach Mainstockheim und zuletzt zu Fuß und mit der Main Fähre nach Dettelbach.
Viele Jahre hat Kirchenpfleger Heinrich Fink das Amt des Wallfahrtsleiters ausgeübt und es dann an Klaus Burkardt übergeben. Er hat sich in den letzten Jahren mehr als ihm lieb war über die Deutsche Bahn ärgern müssen. Der Fahrplan in Richtung Würzburg wurde zum Nachteil der Herzogenauracher Wallfahrer so geändert, dass man ab Puschendorf mit angemieteten Bussen nach Mainstockheim fahren muss.
82 Personen haben sich in diesem Jahr für die Fuß-/Bus-Wallfahrt angemeldet, die am Samstag um 5.15 Uhr an der Pfarrkirche mit dem Reisesegen verabschiedet wird. Am Sonntag werden dann, - zusätzlich zu vielen privaten PKW-Fahrern - noch einmal 25 Gläubige per Bus nach Dettelbach kommen.
Große Ehre für die
Radwallfahrer
Zum 10. Mal machen sich am
Samstag 45 Radfahrer auf den Weg zum Gnadenbild der wundertätigen
Muttergottes ins unterfränkische Dettelbach.
20 Firmlinge und 25 Jugendliche und erwachsene Begleiter sind mit von der Partie.
Den Organisatoren wird tags zuvor in Bamberg große Ehre zuteil. Am Freitag, 1. Juli, zeichnet Erzbischof Dr. Ludwig Schick die beiden Initiatoren Ernst Klimek und Thomas Matzick mit dem Ehrenamtspreis der Erzdiözese aus. Mit zum Domberg fahren eine Reihe von Helfern und Organisatoren, so Sepp und Roswitha el Massri, Anita Klimek, Pater Richard, der Walölfahrtsseelsorger aus Dettelbach, sowie Vertreter der Spedition Peetz aus Weisendorf, der Verkehrswacht Herzogenaurach sowie der Fa. Eder aus Tuchenbach.
Die Letztgenannten unterstützen und betreuen die Radfahrer auf der insgesamt 45 Kilometer langen Tour bis Tuchenbach und von Markt Bibart bis Dettelbach.
Dabei übernimmt die Spedition Peetz den Radtransport auf dem Hin- und Rückweg, und die Verkehrswacht stellt die notwendigen Warnwesten zur Verfügung.
In Dettelbach sind die Radler im Kloster untergebracht. Am Abend wartet ein großes Programm zum 10-jährigen Jubiläum auf sie.