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Das Herzogenaurach Schloss und seine Geschichte

 

Herzogenaurach. Herzogenaurachs Schlossgebäude im Herzen der Stadt umrahmt heute das Gelände, an dem einst eine Burganlage mit einem mächtigen Bergfried (höchster Turm einer Burganlage) gestanden hat. Und da man nach dem 30-jährigen Krieg (1648) auf friedlicher Zeiten hoffte, baute man Ende des 17. Jahrhunderts in ganz Europa keine Wehrburgen mehr, sondern prunkvolle Wohnanlagen nach französischem Vorbild, die nun „Schlösser“ oder Residenzen genannt wurden.

 

 

 

Namhafte fränkische Adelsgeschlechter und dazu bekannte Nürnberger Patrizierfamilien hatte als „Amtmänner“, - so die offizielle Bezeichnung der Verwalter - ihren Sitz im hiesigen Amtsgebäude: es waren u.a. die Haller von Hallerstein, Kuntz und Peter von Bibra, Heinrich von Sti(e)ber, Götz von Seinsheim, Gottfried von Limpurg, Heinrich Fuchs von Dornheim, Lorenz Groß von Trockau oder Arnold von Seckendorff zu Obernzenn.

 

 

 

Unser damaliger Bamberger Landesherr Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, gleichzeitig Kurfürst von Mainz, der von sich behauptete, er sei “vom Bauwurmb ergriffen“ (von einer Bauleidenschaft erfasst), ließ in der Folge in seinem Territorium malerische Schlösser errichten: die Schlossgebäude in Höchstadt, Herzogenaurach, die Jägersburg oberhalb von Forchheim oder das Schönbornsche Schloss in Pommersfelden sind einige beredte Zeugnisse dieser Bauleidenschaft.

 

Der Amtmann Valentin Cörber schildert in seinem Bericht von 1636 „Das schloß allda stehet auf der Inneren stettleins stattmauer, mit der wohnstuben gegen mittag (= Süden), hat einen großen graben rings ...herumb, so vor disen (früher) voller wassers gewessen ist, itzo aber ganz oed....“ Was nichts anderes heißt, als dass der Schlossgraben ausgetrocknet gewesen ist. Über die Wohnräume in diesem südlichen Hauptbau erfahren wir , dass hier „eine Capeln neben den saal, 3 stuben, 4 Cammern , 3 gewölb, 1 Keller, 1 speis Kammern“ sowie Stallungen zu finden waren.

 

 

 

In einem Schreiben des hiesigen Amtmanns Johann Christoph Bauer von Heppenstein lesen wir (7. April 1715), dass ihn der Fürstbischof beauftragt hat, die Getreideböden des Hauptgebäudes erneuern zu lassen , weil nicht „ohne leib- und lebensgefahr mehr ein sicherer Tritt kann gesetzt werden“.

 

 

 

Erste Pläne für den Umbau der hiesigen Schlossanlage lieferte Baumeister Wenzel Berner aus Erlangen bereits 1715. Zum Umbau wurden dem Amtmann dann drei Pläne vorgelegt. Der Bauherr entschied sich für den des Jesuitenpaters Nikolaus Loyson. Doch noch einmal verstrichen vier Jahre (13. Mai 1719), bis der „Chef“ Lothar Franz das gesamte Bauvorhaben genehmigte. Doch drängte er dabei auf äußerste Sparsamkeit, „damit es Unserer Cammer (Finanzkammer) nicht auf einmal zu schwer fallen möge.“

 

 

 

Über zwei Jahre zogen sich die Bauarbeiten hin, denen zuerst der Bergfried geopfert werden musste. Der anfallende Bauschutt desselben wurde auf 3 000 Fuhren geschätzt. Dann entstanden die heutigen Süd- und Ostflügel des Amtsschlosses „mit mehreren Kammern (darunter zwei heizbare)  und einer Kapelle im südlichen Hauptgebäude einschließlich „zweier Aborte“ sowie einem großen Saal im 2. Obergeschoss (heutiges Bauamt ?). Ob es bei den Kosten von 1506 Gulden für die Umbauarbeiten geblieben sit, entzieht sich unserer Kenntnis.

 

Auch wenn der Blitz 1770 in das Gebäude eingeschlagen hat, „so dass viele Balcken innerlich angegriffen und zerschmettert seyn“, so hat das Schloss dennoch alle Unwetter überstanden – und es steht heute noch zum Schmuck unserer historischen Innenstadt.  Und das, obwohl in die „vordere Wand 12 Fenster eingesetzt worden sind“.

 

 

Klaus-Peter Gäbelein

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