Das fränkische Element
Herzogenaurach im Herzen Frankens gelegen, ist stolz auf sein Weltunternehmen „ADIDAS": Der Franke an sich ist stolz, stolz auf seine Geschichte, seine Kirchen, Burgen und Schlösser, auf seine fränkische Landschaft, seine Traditionen, stolz auf seine Bratwürste und seine Bierkeller, stolz auf den Frankenwein, der als „Krankenwein" Wunder vollbringen soll. Und „ADIDAS", das Weltunternehmen mit den drei „Riemen" oder der unvergleichbaren Dreiblatt kann auch stolz auf seine Herzogenauracher sein und auf Franken. Seit dem Mittelalter sagt man dem Franken (in der Sprache des Mittelalters bedeutet „FRANK" soviel wie frech, frei und unbeugsam) Erfindergeist und n immermüdes Unternehmertum nach. Und eben solche Franken waren es auch, die seit dem Mittelalter die erste Taschenuhr erfanden und den Globus, die ersten Papiermühlen im Reich standen an der Pegnitz, Albrecht Dürer verhalf Nürnberg mit seinen Kunstwerken zu Weltgeltung und von der fränkischen Bischofsstadt Bamberg aus wurden lange Zeit die politischen Fäden gezogen.
„Schlappenherstellung am „Auerochsenwasser"
3o Kilometer lang schlängelt sich die Aurach durch das Herz Franken. Und an diesem „Auerochsenwasser"0ö gruppiert sich um eine barocke Schlossanlage zu Beginn des 20. Jahrhunderts das malerische Herzogenaurach mit seinen 3500 Einwohnern.
Im Norden der Stadt mit historischen Stadtkern und altehrwürdigen Mauern liegt am „Hirtengraben" das Haus der Familie Dassler. Vater Christoph arbeitet als Facharbeiter in einer der hiesigen Schuhfabriken, Mutter Pauline wäscht und bügelt für bessere Herzogenaurach Bürger und die Kinder Maria, Fritz, Adolf und Rudolf unterstützen die Mutter beim Austragen der Wäsche. Als „Wäscherbuben" waren die Jungen im Ort bekannt.
In Herzogenaurach, der bekannten Tuchmacher- und Weberstadt hatte sich am Ende des 19. Jahrhunderts infolge der zunehmenden Industrialisierung ein wirtschaftlicher Wandel vollzogen. Die handgefertigten Filz- und Lodenstoffe wurden durch maschinell gefertigte Webwaren abgelöst und die hiesigen Handweber schafften dank ihres Erfindergeistes den Absprung und stellten in der Folge Pantoffel her, im Fränkischen als „Schlappen" bezeichnet. Einige der „Schlappenschuster" schafften es, kleine Fabriken zu gründen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Herzogenaurach bereits 25 Schusterwerkstätten und sechs Schuhfabriken, was den Herzogenaurachern den Spitznamen „die Schlappenschuster" einbrachte.
Vom Bäcker zum Sportschuhspezialisten
Adolf Dassler, der „Übervater" der deutschen Sportschuhindustrie, liebte den Sport über alles. Zusammen mit seinen Freunden maß sich der „Adi", wie er von freunden gerufen wurde, im Laufen und Springen, man spielte Fußball und jagte auf den gefrorenen Weihern dem Puck nach, man boxte und versuchte sich sogar im Schispringen. Kurz nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 begann der 14-jährige Adolf eine Bäckerlehre in der Bäckerei Weiß in der Bamberger Straße. Knapp 70 Stunden schuftete er jede Woche und verdiente bei freier Kost und Logis immerhin im 2. Lehrjahr eine Reichsmark im Monat. 1917 legte er die Gesellerprüfung ab und kurze Zeit später wurde er an die Front in der „kaiserlichen Armee" einberufen.
1918: Deutschland hatte den Krieg verloren und weltweit als Alleinschuldiger angeklagt. Zum Glück kehrte Adi Dassler unverwundet von den Schlachtfeldern zurück. Die harte Arbeit in der Backstube war ihm ein Gräuel und so überredete er seine Mutter, - sie hatte ihren Wäscherberuf gerade aufgegeben, - ihm die gerade einmal 20 Quadratmeter große Waschküche für seine Produktionsversuche zur Verfügung zu stellen: Adolf Dassler besessen von der Idee, Schuhe für Sportler zu entwickeln, und zwar für jede Sportart einen eigenen, besonderen Schuh.
Mit „Geda"- Schuhen an die Weltspitze
Es war ein schwieriger Start für Adolf Dassler. Ohne Materialien, ohne Maschinen, sogar ohne elektrischen Strom begann er Schuhe zu reparieren. Von der Armee ausrangierte „Ersatzstoffe" wie Tornister, Zeltplanen oder Lederhelme bildeten die Grundlage für seine „Allzweckschuhe". Vater Christoph stand dem Junior mit Rat und Tat zur Seite und dieser entwickelte immer neue Ideen, um Schuhe möglichst fest und haltbar herzustellen. Er wollte dem Fußballer einen Schuh anpassen, in dem er dank aufgenagelter Stollen einen besseren Halt hatte und der Rennläufer sollte durch die metallenen Eisendornen bessere Sprintmöglichkeiten erhalten.
1924 schloss sich Adis Bruder Rudolf dem „Unternehmen" an und die Beiden meldeten die Firma unter dem Namen „Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik" an.
Ein erstes Firmenlogo entstand. Man warb mit dem Herzogenauracher Türmersturm, dem Firmenschriftzug „Geda" (für Gebrüder Dassler) „Für Turnen, Spiel und Sport - allen überlegen" heißt es weiter in dieser Werbeanzeige. Adis Sportkamerad Zehlein, Schmied an der Herzogenauracher Hauptstraße lieferte handgefertigte Dornen für die „Sprintschuhe", auf die Adolf bald sein erstes Patent erhielt.
Das kleine Unternehmen florierte. Bald beschäftigte man weitere Mitarbeiter und produzierte bis zu 50 Paar Schuhe täglich. 1927 erwarben die Dassler ein eigenes größeres Fabrikgebäude in der Nähe des Herzogenauracher Bahnhofs. Sie beschäftigten nun bereits 25 Mitarbeiter und erhöhten die Produktion auf 100 Paar Schuhe am Tag.
Mit Schuhen aus dem Hause Dassler starteten zahlreiche Athleten bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam und vier Jahre später gewann der deutsche Sprinter Arthur Jonath bei den Spielen in Los Angeles die Bronzemedaille im 100-Meter-Lauf - in Dassler Spikes! Es war die erste olympische Medaille für die Firma Dassler.
Vom Autodidakten zum Sportschuhspezialisten
Adi Dassler, rast- und ruhelos, wenn es um die Verbesserung seiner Produkte ging, wollte seine Fähigkeiten und seine Sportschuhe immer weiter verbessern. Ab 1932 besuchte er die Schuhfachschule im pfälzischen Pirmasens. Was seine Kollegen in zwei Jahren erlernten, schaffte er in der halben Zeit, unermüdlich und kämpferisch wie immer.
In der Schuhhochburg Pirmasens fand Adolf Dassler nicht nur das technische „Know How" für seinen beruflichen Aufstieg, er fand hier auch die große Liebe.
1934 heiratete er die 17 Jahre jüngere Katherina Martz. Fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor: Horst und seine vier Schwestern Inge, Karin, Brigitte und Sigrid.
Ein weiterer Höhepunkt in der Firmengeschichte des Hauses Dassler sind die Erfolge bei den Olympischen Spielen von 1936 in Berlin. Die deutschen Athleten trugen beim Einmarsch ins Stadion Dassler Schuhe. Rund 40 Goldmedaillen wurden von Athleten mit Herzogenauracher Produkten gewonnen und der König der Spiele, der US-Athlet James Cleveland (Jesse) Owens verdankte seine Erfolge den Rennschuhen, die Adi Dassler für ihn entwickelt und für die Adis Sportfreund Zehlein die Dornen handgeschmiedet hatte.
Die Geschäfte liefen in der Folgezeit so gut, dass die Dassler Brüder 1938 ein zweites Fabrikgebäude in der Stadt kauften. Im Stammhaus im Süden der Stadt und in der Würzburger Straße stellten 118 Mitarbeiter im Durchschnitt 1000 Paar Schuhe am Tag her, darunter auch das nach Präsidenten des Deutschen Leichtathletikverbandes benannte Modell „Waitzer". Für elf verschiedene Sportarten fertigte man im Hause Dassler inzwischen die unterschiedlichsten Spezialschuhe: Neben normalen Turn- , Renn- und Fußballschuhen konzipierte man u.a. Spezialschuhe für Hammerwerfer und Hochspringer und sogar Eishockeystiefel.
Doch dann beendete der unselige Krieg 1939 den rasanten Aufstieg der Sportschuhfirma Gebrüder Dassler.
Von der Kriegswirtschaft zur Firmengründung von „ADIDAS"
Nach Hitlers Überfall auf Polen beschlagnahmte die Militärverwaltung die Firma Dassler. Die meisten Mitarbeiter und auch Adi Dassler wurden zum Militär eingezogen. Da die meisten deutschen Betriebe für die Rüstung arbeiten mussten, blieb dies dem Sportschuhunternehmen Dassler ebenfalls nicht erspart.
Adi Dassler wurde „UK" (beim Militär „unabkömmlich") gestellt und in Ermangelung der wichtigsten Rohstoffe Schuhe, Leinenbeutel und am Ende auch „Panzerschreckwaffen" (ein Ersatz für die Panzerfaust) für die Wehrmacht herstellen.
Am 16. April 1945 besetzten US-Kräfte Herzogenaurach. Wie einige andere Betriebe in der Stadt wurden auch die Dassler-Werke und das Dassler - Wohnhaus besetzt, im Ort als „die Villa" bekannt. Weil das Haus einen gewissen Comfort bot, fühlten sich die US-Offiziere hier äußerst wohl. Die Firma wurde einem Treuhänder unterstellt und gegen die beiden Firmenbesitzer wurde ein Entnazifizierungsverfahren eingeleitet.
Glücklicherweise war die amerikanische Militärverwaltung am Wiederaufbau der Wirtschaft in ihrer Zone interessiert. Die Dassler Brüder erhielten Aufträge und das bedeutete, dass die Firma mit Rohstoffen ausgestattet wurde, die auch für die eigene Produktion verwendet werden konnte und die Firma der Demontage im Reich entging. Man fertigte zunächst 1000 Paar Eishockey Stiefel für die US-Amerikaner und konnte außerdem aus dem Obermaterial von gebrauchten Baseball-Handschuhen elegante Turn- und Sprintschuhe herstellen. Ausrangierte US-Zelte, Schlauchboote oder die Gummischläuche von US-Trucks dienten des weiteren als Rohmaterial für „neues" Schuhwerk. Und so konnten die Dassler Brüder ihre Firma über die harten Jahre der Nachkriegszeit retten, zumal die Besitzer auch entnazifiziert worden waren.
Die Trennung der Dassler-Brüder und der neue Name
Der 20. Juni 1948 war ein Sonntag. An diesem Tag erhielt jeder Erwachsene in den drei Westzonen 40 Mark der neu eingeführten Deutschen Währung, der D-Mark. Die Unruhe und die Ungewissheit, die sich in der Bevölkerung breit gemacht hatte, war Tage zuvor im Hause Dassler zu spüren. Die beeiden Brüder und auch die beiden Familien hatten sich in der Nachkriegszeit völlig auseinander gelebt. Man hatte sich nicht über die unternehmerischen Konzepte und über die Zielsetzung des Betriebs einigen können. Bei all den unterschiedlichen Auffassungen blieb nur die Trennung.
Die Aufteilung des Betriebs verlief äußerst korrekt. Adi behielt das erste „alte" Fabrikgebäude am Bahnhof, Rudolf übernahm die Fertigungsräume im Westen der Stadt in der Würzburger Straße. Die Maschinen, Materialien und Patente wurden exakt geteilt. Alle Patente, über die man sich nicht einigen konnte, wurden eingefroren. Die Belegschaft konnte sich frei entscheiden, für wen sie künftig arbeiten wollte. 47 Mitarbeiter entschieden sich im Juni 1948 für die Firma von Adolf Dassler, 15 wechselten zur Konkurrenz in der Würzburger Straße.
Adi Dassler wollte seine Firma zunächst „addas" nennen. Diese Registrierung scheiterte allerdings am Einspruch einer Kinderschuhfabrik namens „Ada Ada". Darauf entschied sich Adolf für den Namen „adidas", eine Kombination seines Spitznamens „Adi" und der ersten drei Buchstaben des Familiennamens Dassler. Am 18. Juni 1949 erfolgte die Eintragung des Firmennamens in das Handelsregister.
Die Startschwierigkeiten und die Erfolgschancen der beiden Unternehmen waren nach der Trennung gleich groß. Doch nicht nur auf Grund der größeren Mitarbeiterzahl hatte „adidas" in der Folge immer die Nase vorn. Vor allem in Bezug auf Neuerungen war der Tüftler und Erfinder Adi Dassler mit seinen neuen Schuh Creationen nicht zu schlagen. Hierzu gehörten der erste Hallensprintschuh, der erste Multinockenschuh mit einer Gummisohle sowie der erste „Samba", ein Fußballschuh mit Saugnäpfen in der Sohle für bessere Haftung auf glattem Untergrund.
Der harte, aber meist faire Wettbewerb zwischen den beiden Firmen führte zu enormen Verbesserungen im Sportschuhsektor zugunsten der Verbraucher. Die Rivalität führte aber auch zu einer zunehmenden Entfremdung der beiden Familien, jedoch nie zu einer Feindschaft, auch wenn die Regenbogenpresse bis in die 70-er Jahre immer wieder von Grabenkämpfen zwischen „adidas Familien" und „Puma Familien" im beschaulichen Herzogenaurach erinnerte. In der Firmenleitung respektierte man sich, ließ sich anspornen, um der Erste oder Bessere zu sein, aber wie formulierte es Rudolf Dassler einmal in einem Interview? „Wir sind immer noch Brüder und Brüder sind keine Feinde!"
Adidas - die Weltfirma
Adi Dassler wollte nach der Trennung von seinem Bruder ein eigenes Markenzeichen für seine Artikel. Man hatte im Lauf der Jahre Schuhe produziert mit einem Streifen, mit zwei oder mehreren, mit drei auffälligen Nähten. Doch Adi wollte mehr, er suchte nach einem Markenzeichen, das man schon von den Zuschauertribünen aus erkennen konnte. Und so entschied sich der „Chef" für die „Drei Riemen", wie er sein „Logo" nannte. Mit der Registrierung seines Firmennamens ließ Adi Dassler auch die „Drei Streifen" als offizielles Markenzeichen gesetzlich schützen. Und diese Streifen sollten in den nächsten 60 Jahren weltweit für Furore sorgen. In allen Sportbereichen begann die Firma „adidas" nun Athleten mit Drei-Streifen-Schuhen auszustatten, denn in den 50-er und 60-er erlaubten die internationalen Regeln den Athleten noch nicht, Geldprämien oder Werbeverträge anzunehmen.
Ab 1952 besuchte Adi Dassler alle großen Sportereignisse. Bei den Olympischen Spielen in Helsinki (1952) konnte er den mehrfachen Olympiasieger, die „tschechische Lokomotive" Emil Zatopek von der Qualität der adidas-Schuhe überzeugen und Adis Anwesenheit auf der Trainerbank beim WM-Endspiel von 1954 neben dem Trainer Sepp Herberger ist legendär. Alle Sportexperten können mit dem angeblichen Aufruf des Bundestrainers „Adi stolle auf" etwas verbinden. Adi Dassler fand für alle Fußballnationalspieler nicht nur das richtige Schuhwerk, er war auch der Experte für das richtige Stollenmaterial auf schwierigstem Untergrund, eben dank seines Schraubstollenpatents für Fußballstiefel.
Bald wurden auch Spike mit auswechselbaren Dornen produziert, nicht nur für den europäischen Markt, auch für Übersee. Die Auftragsbücher bei „adidas" quollen über. Die Fabrikationsgebäude in Herzogenaurach mussten wiederholt vergrößert werden. Und größer wurden auch die Erfolge der Athleten in adidas-Schuhen. Zwischen 70% und 80% aller Medaillen wurden zwischen 1960 und 1975 in Schuhen mit den drei Streifen erzielt.
Adis Erfinder- und Entwicklergeist kannte keine Grenzen. Neue Polyamid Sohlen für Fußballschuhe und Spikes, Schuhe mit Luftpolstersohle oder Rennschuhe aus feinstem Känguruleder ermöglichten in allen Sportarten immer neue Bestleistungen.
Am Höhepunkt der Entwicklung
Und weiter führte der Weg der Firma adidas, empor zu ungeahnten Dimensionen. 1962 stieg Adi Dassler ins Textilgeschäft ein. Erstmals liefen Spieler des FC Bayern München in eleganten eng anliegenden Trainingsanzügen auf. Die altehrwürdigen „Pumphosen" der Nachkriegsjahre hatten ausgedient. Und bald gab es nicht nur Trainingsanzüge mit den drei Streifen. Sporttrikots und Freizeitkleidung mit drei Streifen wurden bald der große Renner. Seit 1963 ließ die Firma adidas auch Fußbälle produzieren. Der „Santiago", aus 18 Lederflecken zusammengenäht wurde später durch den schwarz-weißen „Telstar" abgelöst, der sogar aus 32 Lederflecken, den sog. Panels" bestand. 1970 war er der offizielle Spielball der Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Bei internationalen Fußballturnieren rollen seit 40 Jahren adidas-Bälle, entwickelt in den Forschungszentren in Herzogenaurach und Scheinfeld.
Die Olympischen Spiele 1972 in München und die Fußballweltmeisterschaft in der Bundesrepublik mit dem WM-Sieg der deutschen Mannschaft in der bayerischen Hauptstadt zwei Jahre später bildeten sicherlich den Höhepunkt in der Firmenentwicklung von Adi Dasslers Unternehmen. 78% bzw. 80% aller Athleten liefen bei den beiden Großveranstaltungen in Sportkleidung oder Schuhen mit den drei Streifen auf. Viele trugen voller Stolz das zusätzlich neu entwickelte Firmenlogo, das „Dreiblatt" auf den Trikots.
Als Adi Dassler 1978 als erster Nicht-Amerikaner in die „Hall of Fame", die Ruhmeshalle der amerikanischen Sportindustrie aufgenommen wurde, konnte er diese Auszeichnung nicht mehr entgegennehmen. Der Gesundheitszustand des 78-Jährigen hatte sich zusehends verschlechtert. Nach einem Herzinfarkt verstarb der große Mann der Sportartikelbranche am 06. September 1978 in der Erlanger Universitätsklinik.
Ein Nachruf auf den großen Sohn der Stadt Herzogenaurach, der die Ehrenbürgerwürde ausgeschlagen hat, müsste Seiten füllen. Adolf Dassler war Tüftler und Erfinder, Genie in Sachen Sportentwicklung, aber immer auch Freund der Athleten und seiner Firma der Chef, der von seinen Mitarbeitern nichts weiter als das verlangte, was er selbst vorgelebt hat.
Adi Dasslers Erbe
Die Verantwortung für das Unternehmen adidas lag nach Adis Tod in den Händen von seiner Frau Käthe, dem Schwiegersohn Alfred Bente und Sohn Horst Dassler. Er war schon mit 20 Jahren als Vertreter des Unternehmens in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters getreten. Nach dem Tod seiner Mutter (1984) führte er die Firma „adidas" und die Tochterunternehmen Pony, Le Coq Sportif (Frankreich), Arena (Bademoden), Schwahn (Textil), Erima (Sportbekleidung) und Carlo Gruber (Freizeitmode). Er besaß ausgezeichnete Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten in der Welt des Sports und zu den internationalen Sportverbänden. 1984 wurde ihm vom „Internationalen Olympischen Committee" (IOC) der höchste Olympische Orden verliehen. Doch schon drei Jahre später verstarb der Konzernchef Horst Dassler im Alter von nur 51 Jahren (09. April 1987).
Horst hatte die Umstrukturierung des Unternehmens von einem „produzierenden Unternehmen" in ein „marketing-orientiertes" Unternehmen in die Wege geleitet, denn die Gewinne brachen infolge der steigenden Produktionskosten in den eigenen Betrieben und der immer härtere Wettbewerb auf den Weltmärkten hatten ein neues Konzept herausgefordert. Die vier Töchter des Firmengründers versuchten zusammen mit einem Vorstand und Aufsichtsrat das Unternehmen weiter zu führen.
Doch bald mussten die meisten deutschen Produktionsstätten geschlossen werden und adidas büßte Ende der 80-er Jahre seine Weltmarktführung ein. Bis 1990/91 verkauften die vier Dassler Schwestern ihre 80% Firmenanteile und Horsts Kinder die restlichen 20%. Schon 1989 war das Unternehmen in eine AG umgewandelt worden und der neue Eigentümer Bernard Tapie erwies sich nicht als der erhoffte Retter. Die „Ära Tapie" brachte das Unternehmen an den Rand des Ruins.
Dank des beherzten Eingreifens von Mme. Gilberte Beaux (Aufsichtsratsvorsitz) und von Robert Louis-Dreyfuß wurde die Talsohle in den 90-er Jahren überwunden. Adidas ist wieder auf der Erfolgsspur, hat sich mittlerweile von der Salomon Gruppe wieder getrennt und schreibt dank der Beteiligung am US-Konzern TaylorMade und an der US-Gruppe Rebok und des sehr erfolgreichen Vorstandes Herbert Hainer trotz eines äußerst schwierigen Marktes erfreulicherweise wieder deutlich schwarze Zahlen.
Das Bekenntnis zum Standort Herzogenaurach und der Erwerb der „Herzo-base" haben dem Unternehmen nicht nur zahlreiche Sympathien eingebracht, sondern der Region auch insgesamt rund 2500 Arbeitsplätze.
Klaus-Peter Gäbelein