Herzogenaurach (gä) der Vorsitzende des Herzogenauracher „Heimat- und Verschönerungsvereins" Ludwig Kurr hatte sich im Januar 1948 an den Stadtrat gewandt mit dem Hinweis, zur Feier wichtiger Ereignisse , ein größeres Fest zu veranstalten. Für die Durchführung dieses Festes sollte die Stadt aber erst einmal ein neues „Stadtbild" bekommen.
Kurr und seine Mitstreiter schrieben an Bürgermeister Hans Maier: „Die Sauberkeit in unseren Straßen war früher fast sprichwörtlich. Das muss wieder kommen. Notwendig scheint uns daher die Müllabfuhr. Es ist nicht mehr schön. An allen Stadtausgängen, in allen Anlagen, in Hecken und an allen Hohlwegen liegen wüste Abfallhaufen. Die Schuttablagerungsplätze liegen weit draußen und sind nur auf schlechtem Wege erreichbar. Aus Bequemlichkeit lädt man früher ab, was man in der Dunkelheit hinausfuhr. , um es daheim loszuwerden. Diese Haufen gereichen dem ganzen Städtchen zur Schande und verärgern alle, die auf Ordnung und Reinlichkeit etwas geben."
Und Kurr führt weiter aus „Wenn wöchentlich nur einmal ein Städt. Kraftwagen möglichst „VOR" dem Wochenende käme, dann würde schon viel gut gemacht. Mülleimer sind zur Zeit schlecht zu beschaffen, daher würde auch ein Behelf vorerst genügen. Wenn die geplante Kanalisation der Hauptstraße erst einmal durchgeführt ist, kann von Hygiene ein Wort gesprochen werden."
Ausführlich wendet sich Vorstand Kurr dann den städtischen Anlagen zu. Die Anlagen, nicht zu Unrecht oft „die Visitenkarte eines Ortes genannt, ..... schauen zur Zeit richtig verwüstet und schauderhaft aus. Schuld daran ist all das Traurige und Schreckliche, das hinter uns liegt. Es bedarf des Zusammenwirkens aller guten Kräfte und auch der Gewinnung der Jugend, dass es schon bis zum Heimatfest merklich besser wird."
„Die Anlage hinter dem Bahnhof, als Luitpoldanlage 1908 angelegt, sieht fürchterlich aus...." Ludwig Kurr verweist darauf, dass der von Bernhard Loritz geschaffene Aussichtsturm völlig zugewachsen ist und dass hier unbedingt ausgeholzt werden muss. Kurr prangert das Aussehen der Anlage unterhalb des Bahnhofs an und regt an, dass trotz der aufgestellten Baracken (sie dienten u.a. der Schulspeisung für die Herzogenauracher Schulkinder) der Platz „sich nur unschwer in Ordnung bringen lassen würde."
Im weiteren zetert Ludwig Kurr über den Zustand der Anlagen im Weihersbach. „Genau vor 100 Jahren erfolgten die Erstanpflanzungen." Und Kurr ergeht sich in nostalgischen Erinnerungen. „Wie schön war der Weihersbach, wie gerne wurde er besucht, von Müden und Erholungsbedürftigen, von fröhlichen Zechern und Keglern, von Turnern und Sängern und wie schöne Feste wurden da draußen gefeiert ...(es) muss wieder ganz anders werden und recht bald. Eine große Ausholzung muss durchgeführt werden."
Am Ende setzt sich Kurr für die Restaurierung des „Fröhlichs Kellers" ein, wo früher die großen Johannisfeuer abgebrannt wurden, für die Keller am Hirtenbuck und für die Erneuerung des König-Ludwigs-Denkmals an der heutigen Kreuzung Bamberger Straße - Höchstadter Weg. Und, so Kurr, das „klotzige Denkmal am Vogelherd" (Adolf-Hitler-Brunnen") soll wieder den Namen „Eichenbrünnlein" erhalten.
Klaus-Peter Gäbelein