Gesprächskreis beim Heimatverein
Herzogenaurach. Beim Heimatverein Herzogenaurach versucht man seit vielen Jahren Altes zu bewahren und zu erhalten. So hat man bereits vor Jahren die Geschichte der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die Geschichte von INA-Schaeffler oder die der beiden großen Sportschuhfabriken bearbeitet.
Beim letzten Gesprächskreis unter dem Motto „So war es früher“ ging es diesmal um unsere fränkische Sprache, genauer: um den drohenden Verlust der fränkischen Mundart. Die Gesprächsleiter Herbert Dummer und K.-P. Gäbelein informierten eingangs über eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach wonach nur noch 73% der Befragten die Mundart ihrer Region sprechen, davon 48% gut und 25% gaben an: „ein bisschen“. Nach Forschern vom „Institut für Deutsche Sprache“ sind am Aussterben der Mundart die drei „M“ schuld: „Mütter, Medien und Mobilität“. Mütter sprechen mit ihren Kindern Hochdeutsch – aus Prestigegründen, damit diese es in der Schule leichter haben. Dabei halten Dialektforscher die Sorge, ein starker Dialekt gehe mit einem niedrigen Bildungsgrad einher, für unbegründet.
Das Dialektsterben begann seit den 20er Jahren mit dem Einzug des Rundfunks (also der Medien) in die deutschen Stuben und setzte sich nach Ansicht der Experten fort mit der zunehmenden Mobilität der Bundesbürger. Nach Ansicht von Dummer und Gäbelein ist Herzogenaurach ein typisches Beispiel für diese Theorie. Nicht nur wegen der vielen Kulturen, aus aller Herren Welt, die sich hier ein Stelldichein geben, auch durch die zahlreichen Neubürger aus dem gesamten Bundesgebiet sprechen viele Einheimische inzwischen ein „Neudeutsch“, in dem der Dialekt zu kurz kommt. Freilich weiß der Neubürger inzwischen mit dem „Schaiferla(i)“, dem “Presssagg“ und der „Stadtworschd“ etwas anzufangen, hat das Weggl(i) statt der Schrippe liebgewonnen und genießt den Krapfen, des „Kiechli“, oder den „Auszuungna“ zum Kaffee.
Und mit diesen anregenden Mundart begriffen war einer unterhaltsamen Plauderstunde eingeläutet, in der viele alte Mundartbegriffe aufgefrischt worden sind. Der Franke sagt eben bei der Frage nach der Zeit nicht „Viertel nach zwei“, bei ihm ist es „Värddel dreia“ und ein kleines Mädchen ist eben „a Waggerla“ oder des Baby ist „a Bobberla“. Dass da früher auch ausländische Begriffe eingedeutscht und „frankonisiert“ worden sind, spielt keine Rolle. Der Kinderwagen wurde zur „Kinnerscheesn“ (französisch Chaise“) und das französische „croisant“ ist und bleibt des „Bambercha Hörnla(i)“. Wir dagen immer noch „ade“ beim Auseinandergehen und beim „dschüs“ oder gar beim dschüssla“ dreht sich dem Franken der Magen um. „A Keedzn“ ist und bleibt ein geflochtener Korb, in dem man Kartoffeln oder Obst transportieren kann und wenn einer „a gscheida Keedzn hodd“, dann kann er auf einen stattlichen Bauch hinabschauen. Wir (mir) gehen „a weng auf eikaafn oder a weng nein Wärdshaus“ und der erste Schluck Bier,“ der schmeckt fei arch oder gscheid gut!“
Wir (Mir) Franken wissen „hald nu“, was a „Hedscher“ ist oder „a Hendscher“, „a Knerdzla“ oder „a Queckn“, können „Kraudschdambfer“ vo „Steggerlis-Baa“ unterscheiden und wir schicken unsere Kinder „in der Schull“ oder „in der Kergn“, können „Budzelkieh“ von Tannenzapfen unterscheiden , gehen im Winter auf zugefrorenen Flüssen oder Weihern „hetscheln“ oder „schelchern“ und „dun“ beim Nachbarn „Kersch(d)n straafen“. Mehr solcher Ausdrücke hören Sie beim Heimatverein, wenn es wieder heißt „So war es früher!“
Also liebe Leser, tragt Euren Teil dazu bei, dass Eure Kinder und Enkel, Eure Freunde, Eure Gäste, auch „Zugraste und Reigschmeggde“ in Zukunft Ihre Freude oder ihren Frust an und mit unserem schönen fränkischen Dialekt haben, aber „fei wergli!“
Klaus-Peter Gäbelein