Mit Bundestrainer Löw in einer Mannschaft
Herzogenaurach (gä) In Erlangen geboren, in Frauenaurach aufgewachsen mit Fußballschuhen und Torwarthandschuhen, zur Spielvereinigung Fürth gewechselt, die damals tatsächlich noch Svgg. Fürth hieß und nicht Greuther Fürth, nach Herzogenaurach gewechselt und dann bei der Eintracht in Frankfurt Deutscher Pokalsieger geworden und im Europacup der Pokalsieger gespielt, so lautet die Erfolgsskala von Joachim Jüriens, dem ehemaligen Torhüter des ASV Herzogenaurach.
Bayernliga-Jugend und Landesliga
Bruno Kroninger, Herzogenauracher Fußballlegende und Jugendtrainer hatte den sprung- und fanggewaltigen Torhüter aus dem Nachbarort in seine Jugendtruppe an den Weihersbach geholt. Mit Jüriens im Tor, der bald auch in der Landesliga Mannschaft des ASV aushelfen musste, mit Bernhard Scharold, Günter Güttler und Winfried Geier spielte Ende der 70-er Jahre eine ASV-Jugendmannschaft auf höchstem Bayernliga Niveau.
Nachdem der ASV mit seiner Landesligamannschaft und Joachim Jüriens im Tor 1978 den Aufstieg in Bayernliga nur um einen Punkt verpasst hatte, nahm der wohl beste Torhüter der Landesliga Mitte, Joachim Jüriens, der im ASV-Tor eine überragende Rückrunde gespielt hatte (man blieb in den letzten 24 Spielen der Saison unbesiegt) 1980 ein Angebot der Frankfurter Eintracht an und wechselte an den Main.
Bundesligaluft
Für den 22-jährigen öffnete sich eine neue Welt. Die Eintracht gehörte zu den Spitzenvereinen in der Bundesliga, die immer in der höchsten Klasse gespielt hatte. „Es war eine andere Welt, mit namhaften Profis trainieren und spielen zu könne", so Joachim Jüriens im Rückblick. Und lang ist die Liste bekannter Bundesligaspieler mit denen der Ex-Herzogenauracher auf den Bundesligaplätzen auflief: Da war eine Vielzahl von aktuellen und ehemaligen Nationalspielern, wie Weltmeister Bernd Hölzenbein, der Öserreicher Bruno Pezzey, schließlich Willi Neuberger, Karlheinz Körbel, der spätere Löwen Trainer Werner „Beinhart" Lorant, Norbert Nachtweih, Ralf Falkenmeyer, Ronny Borchers, Bernd Nickel, der koreanische Goalgetter Bum Kun Cha, das Kopfballmonster „Schädel Harry" Karger und der heutige Bundestrainer Joachim „Jogi" Löw.
Pokalsieger und Europacup
In vier Bundesligajahren hütete Jüriens insgesamt 30mal das Eintracht Tor. Sein großer Rivale war damals Jürgen Pahl. Und nach den Höhepunkten seiner Laufbahn bei den Hessen gefragt, da muss der Ex-Herzogenaurach nicht lange überlegen: „Der Pokalsieg am 02. Mai 1981 gegen den Pfälzer Rivalen 1. FC Kaiserslautern mit 3:1 in Stuttgart und die anschließenden Europacupspiele gegen die englische Traditionsmannschaft der Tottenham Hotspurs, davon kann ich heute noch träumen." Bei der 2:0 Niederlage in England stand Jüriens im Eintracht Tor. Letztlich schied die Mannschaft trotz des 2:1 Erfolges im Heimspiel aus dem Wettbewerb aus.
Trainerkarussell
Unter namhaften Bundesligatrainern suchte Jüriens den Erfolg im Profifußball: unter Lothar Buchmann, dem Österreicher Helmut Senekowitsch, dem legendären Branco Zebec, ganze zehn Tage unter Jürgen Grabowski und schließlich bei Dietrich Weise trainierte er, bevor er sich aus Liga 1 verabschiedete und zum Zweitligisten nach Ulm 46 wechselte. „Dietrich Weise hatte wenig Verständnis dafür, dass ich öfters nach Hause nach Franken fuhr, weil mein Vater schwer erkrankt war" resümiert der heutige Versicherungsagent Joachim Jüriens. Sein damaliger Herzogenauracher Spielleiter Herbert Haas bescheinigt ihm, dass er ein riesiges Talent besaß, aber so Haas „eben auch ein echter Torwart" war. Fußballexperten wissen, was damit gemeint ist.
Doch auch bei den „Schwaben" in Ulm war keine Trainerkonstanz angesagt und die professionelle Einstellung fehlte vielen Aktiven. 1985 verabschiedete sich Joachim Jüriens aus dem Profigeschäft. Es zog in zurück in den Großraum Frankfurt, wo er noch 13 Jahre lang für verschiedene Hessenligisten die Fußballschuhe schnürte.
Der Eintracht blieb er verbunden und noch heute trägt er das Trikot mit dem Adler auf der Brust für die Eintracht Oldies, die demnächst in Herzogenaurach auf dem adidas-Gelände auflaufen werden.
Im südhessischen Bruchköbel fühlt er sich heute wohl, hin und wieder besucht er die Verwandtschaft in Frauenaurach - das sind aber auch die einzigen Bindungen an seine fränkische Heimat.
Klaus-Peter Gäbelein