Wird der Fehnturm abgebrochen?
oder
Bürgermeister „German mit der leeren Tasche"
Herzogenaurach (eigener Bericht)
1439 starb in Innsbruck Graf Friedrich IV., der Schwiegersohn der Nürnberger Burggräfin Elisabeth. Einige Kriege und weitere unglückliche politische Entscheidungen kosteten dem Landesfürsten große Summen und ein wenig wehleidig wurde er von seinen Zeitgenossen als Graf „Friedrich mit der leeren Taschen" bezeichnet.
„Friedel" zwar volkstümlich und beliebt war stets auf der Suche nach dem schnöden Mammon, ähnlich wie Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker. Und so ließ der wackere Landesherr von Tirol keine Chance aus, seine „geliebten Untertanen" zur Kasse zu bitten, das heiß zu besteuern. Nur ein Schuft wird jetzt Parallelen zu Herzogenaurach ziehen.
Herzogenaurachs Stadtkasse weist bekanntlich auch die schleichende Schwindsucht auf, um genau zu sein: Sie ist leer. Seitdem bekannt geworden ist, dass die Stadt -zwar keine Kriegskosten tragen muss - aber auf erhebliche Steuereinnahmen verzichten muss, hat die Verwaltung um Stadtkämmerer Hofmann, Hauptamtsleiter Höfler und Bürgermeister German Hacker nichts unversucht gelassen, dem schwächelnden und arg gebeutelten Stadtsäckel wieder mehr Volumen zu verschaffen. Es hagelt Abgaben und Zahlungen, oftmals schmerzhaft, aber nachvollziehbar. „Was soll ich denn machen angesichts der leeren Kasse", so „Bürgermeister German mit der leeren Tasche" im Gespräch mit dem „FT".
Dabei ließ Hacker durchblicken, dass die Stadt einen weiteren Notplan für die leere Stadtkasse bereithält. „Wir haben ein kapitalkräftiges Unternehmen aus dem Landkreis an der Leine", das bereit ist, den Fehnturm in der Hauptstraße abzubrechen und die Steine für eine hohe sexstellige Summe zu verkaufen." Unterstützung erhält Hacker von Erich Fuchs und Gerhard Merkel vom Stadtbauamt. Beiden ist der Turm schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. „Die Treppen im Turm sind äußerst marode und müssen ausgebessert werden, der Putz im Innern fällt ab und die Heizkosten für den Turm sind fast nicht mehr zu finanzieren", stöhnt Merkel.
Und Fuchs ergänzt, „Der Turm ist trotz der Fußgängerzone ein Verkehrshindernis. Die Fußgänger stören sich am unappetitlichen Aborterker an der Südseite und fühlen sich von den Exkrementen der Turmfalken belästigt, die an den oberen Fenstern brüten." „Die Falken werfen tote Mäus und halbe Ratzen, mit denen sie die Jungen füttern, nach unten, des is a Sauerei", so Juliane Daßler vom gegenüber liegenden Haus, der ehemaligen Kilians Drogerie und eine der Befürworterin des Abbruchs.
Somit scheinen die Stunden bzw. Jahre des über 600 Jahre alten Turms, der schon einmal im Jahre 1816 zum Verkauf und Abbruch anstand, gezählt zu sein.
Bei dem Käufer und Abbruchunternehmen handelt es sich nach Recherchen des „FT" übrigens um das gleiche Unternehmen aus einem Erlanger Vorort, das unlängst am Rahmberg das baufällige Anwesen eines ortsbekannten Karnevalisten dem Erdboden gleich gemacht und dabei die angrenzende Stadtmauer kein bisschen beschädigt hat.
„Aus den Steinen des Fehnturms lassen sich problemlos fünf Einfamilienhäuser errichten, die noch dazu als Niedrigenergiehäuser eingestuft werden können, weil die Steine eine hervorragende Kälteisolation besitzen" ergänzt German Hacker, der nur noch grünes Licht von der obersten Denkmalbehörde abwarten muss, bis die Kräne und Bagger des Abbruchunternehmens anrücken können und das Geld im Kasten klingelt.
Retep Nielebäg