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Jupp Hagen: Der Mann mit der Leica

65 Jahre Mitglied im Heimatverein

hagen.jpgDer graue Steinklopferhut, eine Kniebundhose, das Damenfahrrad an seiner Seite und eine Kamera über der Schulter, das waren die untrüglichen Markenzeichen von Josef „Jupp“ Hagen, dem Herzogenauracher Fotografen in den Nachkriegsjahren schlechthin. Ein halbes Jahrhundert fotografierte der Jupp mit seiner Leica alles, was in der Stadt im Bild festgehalten werden musste.

Im Dezember 1947 war der Heimatverein wieder gegründet worden, und ein Jahr später trat Jupp Hagen in den Verein ein. Er begleitete den Heimatverein mit seiner Kamera bei Ausflügen und Fahrten und dokumentierte vor allem, was im öffentlichen und politischen Leben der Stadt geschah. Es erschien kaum eine Ausgabe des Amtsblatts in der nicht ein Bild von ihm oder gar eine ganzseitige Collage abgedruckt war. Und auch die Herzogenauracher Tageszeitungen profitierten von seinen Bildern bei wichtigen Ereignissen.

„Meinen ersten großen Einsatz als Fotograf hatte ich im Auftrag von Foto Fette beim Festzug anlässlich der 650-Jahr-Feier im Jahr 1948. Kaum hatte sich der Festzug aufgelöst, konnten die Besucher bereits die entwickelten Bilder bewundern“, so Josef „Jupp“ Hagen.

„Mir war das Fotografieren in die Wiege gelegt worden und so trat ich in die Fußstapfen meines Vaters Konrad Josef, der neben Foto Fette und Foto Scharf das Geschehen in der Stadt festgehalten hat“. Jupp Hagen, er hatte seinen Spitznamen von rheinischen Arbeitskollegen während der Lehrzeit in Erlangen erhalten, wurde 1943 zum Kriegsdienst eingezogen, verbrachte nach Kriegsende zwei Jahre in französischer Gefangenschaft und wurde 1947 in der Dreherei bei Schaeffler eingestellt. „Zusammen mit dem Georg (Schaeffler) habe ich die ersten Käfige und Hülsen gedreht und später habe ich dann die Werkstücke, aber auch die Schaeffler Teppiche fotografiert.“

Und so wurde Hagen schließlich auch zum Werksfotografen mit ungezählten Großfotografien, INA-Dokumentationen und Messeprospekten. Wenn er einmal nicht im „Außeneinsatz“ war, verbrachte er seine Freizeit in der Dunkelkammer, die er sich in seinem Heim in der Gartenstraße eingerichtet hatte. 38 Jahre arbeitet er bei INA, bevor er den Ruhestand genießen konnte.

Schließlich entdeckte er sein zweites Hobby, die Fliegerei. Er erwarb den Segelflugschein und der animierte ihn, seine Heimatstadt und die fränkische Landschaft im Luftbild festzuhalten. Es entstanden wunderbare Aufnahmen, natürlich inzwischen in Farbe. Später stieg Jupp Hagen in einen Motorgleiter  oder er fotografierte bei 300Flügen waghalsig vom Hubschrauber aus, mit 34x36 mm Filmen und mit der guten alten Leica und dann auf das Format 50x70 vergrößert. Auf diese Bilder ist der Jupp heute zu recht  noch stolz.

Und das dritte „F“ neben Fotografieren und Fliegen bei Hagens Hobbys ist das „F“ für Frankreich. Schon als Jugendlicher lernte er französisch und nach der französischen Gefangenschaft gilt heute seine Liebe der Partnerstadt Ste. Luce. „36 Mal war ich schon dort, davon sechsmal mit dem Flugzeug“, so Jupp Hagen; und dass er zum Gründungsmitglied des Freundeskreises Ste. Luce gehört, versteht sich von selbst.

Was geschieht mit all den alten Glasplatten, Dias und Negativen des Fotografen Josef Hagen? Diese Frage treibt Jupp Hagen fast das Wasser in die Augen. „Mein gesamtes Archiv bewahrte ich in einem großen Holzkoffer in der Dunkelkammer auf – und dann geschah das Unglück: Ich hatte einen Wasserschaden im Haus und meine ganzen Foto-Schätze waren vernichtet und wanderten auf den Schutt!“ Darüber ist er mehr als traurig, aber auch darüber, dass seine Aufnahmen, die er zuletzt an die Stadt geliefert hat, nicht unter seinem Namen sondern mit der Bildunterschrift „Aufnahmen Stadt Herzogenaurach“ veröffentlicht worden sind.  

Noch immer lebt Jupp Hagen in der Gartenstraße. In Hausnummer 30 wurde er geboren und heute ist er froh, weiter unten in Nummer 15 zu wohnen, „denn sonst würde ich den Berg nicht mehr hinaufkommen“. Noch mehr als die Beine machen Jupp Hagen aber die Augen zu schaffen. An Lesen ist längst nicht mehr zu denken und seine Meisterfotos sieht er sich nur mit einer dicken Lupe an. Und die Ehrenurkunde und seine Ehrennadel für 65-jährige Mitgliedschaft im Heimatverein lässt er sich nach Hause bringen, weil er abends das Haus nicht mehr verlassen möchte.                                              Klaus-Peter Gäbelein

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