Günter Dippold, Historiker und Franke aus Leidenschaft, Professor an der Universität in Bamberg und oberfränkischer Bezirksheimatpfleger begeisterte einmal mehr mit einem Vortrag sein Herzogenauracher Publikum mit einem Vortrag über drei Gruppen von Wirtschaftsmigranten, denen wir im frühneuzeitlichen Franken begegnen.
Dies waren zunächst Händler aus Italien und der italienisch sprechenden Schweiz. Meist vertrieben sie als „Zitronenkrämer“ Südfrüchte, doch unter ihnen war auch Großhändler, die überdies Geldgeschäfte im großen Stil machten.
Ein weiterer Aspekt seines Vortrags waren Künstler und Kunsthandwerker, , die ebenfalls überwiegend aus dem italienischen Sprachraum stammten und sich in Franken niederließen, besonders in den fürstlichen Residenzen, geistlichen wie auch weltlichen .Dort schufen sie Bauten oder statteten sie mit Struck und Malerei aus. Das Bayreuther Barock wäre ohne solch zugezogene Künstler kaum denkbar und Gleiches gilt für Bamberg, Würzburg oder Ebrach.
Die dritte Gruppe, der sich Günter Dippold widmete, waren die Wanderarbeiter aus dem Voralpenland, aus Tirol, Vorarlberg und Böhmen. Steinmet- und Maurergesellen verließen im Frühjahr ihre Familien und zogen auf große Baustellen in Franken und kehrten dann, wenn hier die Arbeit witterungsbedingt eingestellt wurde, in ihre Heimat zurück. Als beredtes Beispiel führte der Referent hier die Arbeiten am Kloster und an der Klosterkirche in Banz an, wo man fast 80 Jahre tätig war, bis das heutige Schmuckstück am Obermain vollendet war.
Das Hochstift Bamberg erwies sich hierbei als ein beliebtes Ein- und Auswanderungsland ebenso wie der Würzburger Raum. Weil hier weniger Zerstörungen durch den 30-jährigen Krieg zu beklagen waren, blühte auch die Wirtschaft schneller wieder auf als in benachbarten Regionen. In Kronach, auf der Veste Rosenberg, aber auch beim Bau von Schloss Weißenstein bei Pommersfelden finden wir Maler von jenseits der Alpen. So beschäftigten die Baumeister Dientzenhofer im Hochstift Bamberg bis zu 200 „Gastarbeiter“. Insgesamt waren um 1700 mehr Wanderarbeiter als Franken auf den Baustellen zu finden. In den Steinbrüchen bei Zeil/Main standen sie regelmäßig bis zum Martini-Tag ihren Mann. Die meisten kamen aus Tirol, Vorarlberg oder aus dem oberitalienischen „Welschland“ und mit Baltasar Neumann kamen schließlich auch seine böhmischen Landsleute.
Mit den „Ausländern“ kamen und blieben auch ausländischen Namen in Franken: eingedeutscht wurden die Namen „Welsch“, Böhm, Toscano, Canon, Brentano (vom Comer See) oder Casanova. Manche von ihnen erlangten sogar das Bürgerecht in fränkischen Städten, wie der Apotheker Wallburger in Hof oder der Nürnberger Händler Carlo Nodo. Zitronen, Pomeranzen, Lorbeer oder Parmesankäse, Mandeln, Reis und Kapern, ja sogar Menschenfett gehörten zu ihren Handelsgütern.
Klaus-Peter Gäbelein