Herzogenaurach. Trotz aller elektronischen Spielsachen gibt es sie auch heute noch: die gemütlichen Puppenstuben oder Kaufläden und nicht nur Mädchen als angehende Hausfrauen erfreuen sich an ihnen. Für viele Omas und Opas sind sie eine nette Erinnerung an die „gute alte Zeit“.
Im deutschsprachigen Raum ist der sog. „Tante-Emma-Laden“ die umgangssprachliche Bezeichnung für ein kleines Einzelhandelsgeschäft, das Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs anbietet. Tante Emma stand für die einfache Durchschnittsfrau zu der man als Nachbar noch ein persönliches Verhältnis hatte, als Kontrast zu den unpersönlichen Selbstbedienungsläden mit ihren Einkaufswägen, die allerdings auf die Kinder einen ungeahnten Reiz ausübten. Außer Lebensmittel und eben „Kolonialwaren“ gab es hier vieles für den täglichen Bedarf: Haushaltswaren vom Putzmittel bis zur Nähseide oder dem „Zwirn“, Textilien und „Kurzwaren“ (Schuhbändel, Reißverschlüsse), Schreibhefte und Bleistifte, alles, was man im Alltag benötigte.
Im Tante-Emma-Laden konnte man „anschreiben“ lassen. Die Ladenbesitzerin trug fein säuberlich in ein Heftchen ein, was der Kunde gekauft hat und dieser bezahlte am Wochenende (wenn der Familienvater seinen Wochenlohn ausbezahlt bekommen hatte) oder gar erst am Monatsende. Zusätzlich gab es Rabatthefte für die Rabattmarken (3%); Hausfrauen und Kinder bekamen kleinere Gratiszugaben und Warenproben: aus dem großen Bonbonglas wurden Lutscher, Karamelbonbons oder saure Bonbons für die Jüngsten hervorgeholt und manches Mal – bei größeren Einkäufen – gab es sogar „a Tütla oder a „Scharmützerla“ Bonbons (Scharmützel waren die spitzen Dreieckstüten für offene Lebensmittel).
Da sich die Wohnung des Eigentümers im Regelfall über oder hinter dem Geschäft befand, konnte man im Notfall auch nach Geschäftsschluss oder am Feierabend Vergessenes noch erhalten. Die Ladenschlussgesetze wurden nicht immer so genau eingehalten wie heute. Mit dem gesetzlichen Verbot der Preisbildung ab 1974 oder dem Siegeszug der Discounter war der Niedergang dieser Verkaufskultur endgültig besiegelt.
Heute gilt der nostalgische Begriff Tante-Emma-Laden als Synonym für eine intakte persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen örtlichen Händler und seinen Kunden ganz im Gegensatz zum anonymen Discounter, Kaufhaus mit Selbstbedienung oder der Einkaufspassage. Besonders im ländlichen Raum und in den kleineren Städten liebte und schätzte man den privaten Kontakt mit dem Verkäufer/der Verkäuferin.
Heute gibt es vor allem am Land wieder Bemühungen für weniger mobile Kunden, solch kleine Läden wieder zu beleben und in manchen Großstadtbezirken (Berlin!) mit großem Ausländeranteil kennt man „Onkel-Mehmet-Läden“, welche die Nahversorgung übernehmen.