Herzogenaurach. Der 2. Februar, der „Lichtmeßtag“ war früher ein bedeutender im christlichen Kalender. 40 Tage nach der Geburt des Christi erinnerte er an den Besuch Marias im Tempel. „Die Darstellung des Herrn“ wurde in der alten Kirche mit einem Lichterfest begangen, das wie vieles auf einen römischen Brauch zurückgeht. Die Römer hielten an diesem Tag feierliche Umgänge mit brennenden Fackeln, um sich dadurch von ihren Sünden zu reinigen und nannten dies „februare“ (=reinigen) „Februa“ war außerdem der Name für die römische Fiebergöttin, zu deren Ehren man feierliche Umzüge mit Kerzen und Fackeln feierte.
Außerdem galt eine Frau, die einen Knaben zur Weltgebracht hatte40 Tage lang als „unrein“. Sie durfte in dieser Zeit das Haus nicht verlassen und auch nicht am öffentlichen Leben teilnehmen. Erst mit dem Tempelbesuch wurde sie wieder in die Gesellschaft aufgenommen. Aufgrund dieser Sitten war es der Mutter möglich, sich in den ersten Wochen der Geburt ausschließlich um das Neugeborene zu kümmern.
Die christliche Kirche konnte diesen Brauch nicht abstellen und Ende des 5. Jahrhunderts wurde dieses Fest als ein christliches anerkannt und man feierte an diesem Tag die Reinigung Mariens nach der Geburt. Auch die Germanen verehrten die übernatürlich-Geheimnisvolle Macht von Feuer und Licht; sie war Sinnbild des Lebens und der Läuterung. Im Christentum war der Glaube an die Kraft geweihter Kerzen und Wachsstöcke im Volk tief verwurzelt. Sie versprachen Schutz vor Krankheit und plötzlichem Tod. Auch Unwetter, Blitz und Hagelschlag sollten damit ferngehalten werden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass in manchen katholischen Familien noch heute eine geweihte Kerze angezündet wird draußen ein schlimmes Gewitter tobt.
Nach der Volksmeinung verlässt der Dachs an diesem Tag sein Winterlager: erblickt er seinen Schatten, herrscht also Sonnenschein, so kehr er wieder in seine Höhle zurück und es bleibt noch 40 Tage kalt. Zahlreiche Redensarten im bäuerlich geprägten Jahr haben sich im ländlichen Raum lange Zeit erhalten: „Auf Lichtmess, da können die Herrn bei Tag ess´, die Reichen wenn sie wunn (wollen), die Armen, wenn sie´s hun (haben).“
Im Fränkischen hieß es „Gibt´s an Lichtmess Sonnenschein, wird ein spätes Frühjahr sein!“
Neben den religiös –kultischen Motiven besaß der Lichtmess-Tag eine besondere Bedeutung in der bäuerlichen Arbeitswelt. Die Tage hatten sich soweit verlängert, dass man Arbeiten in Haus und Stall ohne Beleuchtung ausführen konnte.
Der Lichtmesstag war ein wichtiger Tag für die Knechte und Mägde auf den Bauernhöfen. Sie durften jetzt den Dienstherrn wechseln, durften ihre per Handschlag getroffenen Arbeitsverhältnisse verlängern oder kündigen. Peter Bucher, Senior-Landwirt in Hammerbach, weiß von solchen Verträgen zu berichten und er erinnert gleichzeitig an die früheren Lichtmessmärkte, bei denen die Dienstboten einen Teil des ausbezahlten Jahreslohns in neue Kleidung oder notwendige Gebrauchsgegenstände umsetzen konnten. In unserer Region waren solche Märkte in Erlangen oder Forchheim besonders beliebt und besucht. Vor ca. 100 Jahren betrug der Jahreslohn für einen Knecht bei freier Unterkunft und Verpflegung 150 Mark. Mägde bekamen meist etwas weniger. Zusätzlich gab es an Sonn- und Feiertagen eine finanzielle Zuwendung von 20 bis 30 Mark. Die zunehmende Technisierung in der Landwirtschaft, der wirtschaftliche Aufschwung und die Verbesserung der Lebensqualität höhere Verdienste, geregelte Arbeitszeiten und der Wunsch nach einem freien Wochenende führten dazu, dass das Fest Mariä Lichtmess immer mehr an Bedeutung verlor. Heute erinnert nur noch die symbolhafte Kerzenweihe in den katholischen Kirchen an den einstigen Festtag.
Der Heimatverein erinnert sei einigen Jahren an diesen Tag und lädt am Vorabend von Lichtmess, am Freitag um 18 Uhr zu einer kostenlosen Nachtwächterführung ein. Beginn ist um 18 Uhr am Georgs Brunnen am Marktplatz. Anschließen besteht die Möglichkeit, sich im Steinweg 5 aufzuwärmen.
Klaus-Peter Gäbelein