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Von plündernden Nürnbergern
Herzogenaurach. Karl Rösing, Maler, Grafiker und Bildhauer führte viele Jahre an der äußeren Stadtmauer in der Nähe des Mausturms ein Atelier in Herzogenaurach. Vor knapp zehn Jahren beschäftigte er sich mit Sagenstoffen, Legenden und historischen Berichten aus der Geschichte der Stadt. Mit der Feder und dem Zeichenstift hielt er seine Vorstellungen fest. Zur vorliegenden Skizze wurde er durch ein Zitat aus einer Nürnberger Stadtchronik von 1449 inspiriert. Es zeigt Nürnberger „Reisige" (schwer bewaffnete Krieger), die mit geraubtem Vieh die Stadt in Richtung Noris verlassen.
Die innere Stadtmauer, die lediglich die 12 südlich der heutigen Hauptstraße gelegenen Schweinelehen und die 17 kleineren Höfe in Richtung Stadtnorden umfasste, konnte längst nicht allen Bürgern Schutz bieten, zumal die Stadt seit dem 13. Jahrhundert erheblich angewachsen war. Mit „staatlicher", sprich bischöflicher Genehmigung, durfte nach 1409 mit dem Bau der äußeren Stadtmauer begonnen werden.
Der Landesherr, Bischof Albrecht, verbriefte am Samstag nach dem Dortheentag, „dass er den Bürgern zu Herzogenaurach den Stadtgraben, der um die Stadt daselbst gehet, gegeben, dass sie diesen fürbass (weiterhin) ewiglich heben und auswerfen sollen, sich damit zu befestigen, so sie aller bestens können und mögen, und den danach bewässern und besetzen mit Fischen".
Wie wichtig die Fertigstellung des äußeren Mauerringes gewesen wäre, zeigen Einträge des Nürnberger Stadtschreibers Erhard Schürstab in seiner Stadtchronik. Für 1449 und 1450 berichtet er von Raub und Plünderungen in Herzogenaurach. Da heißt es „Item (Also) am Mittwoch naxch ostern riten (ritten) etlich unser gereisig (einige unserer schwer bewaffneten Knechte) hie auß und brachten 40 küe (Kühe) und vil swein (und viele Schweine); hetten sie genomen zu Herzogenaurach." Bereits ein halbes Jahr vorher war die Stadt von Nürnbergern heimgesucht worden. Besonders verwerflich war die Tatsache, dass die Nürnberger Reiter „am mitwoch am Christabend", also am Heiligen Abend 1449 Herzogenaurach überfallen und 27 Kühe geraubt hatten.
Zu den kriegerischen Handlungen 1449/50 war es gekommen, weil der streitbare Markgraf Albrecht Achill von Brandenburg -Ansbach sein Herrschaftsgebiet auf die Stadt Nürnberg und das Nürnberger Umland ausdehnen wollte und auch mit dem Bamberger Bischof Anton von Rotenhan in Streit geriet. Immer raubten und plünderten Soldatenhorden in in unserer Gegend: Die Wehrkirche in Büchenbach wurde von Nürnbergern geplündert, zwischen Puschendorf und Oberreichenbach brannten sieben Dörfer, Weisendorf und Neuenbürg wurden zerstört und der gesamte Seebachgrund wurde immer wieder heimgesucht.
Klaus-Peter Gäbelein