Eine Serie von Bränden versetzte in den Jahren 1932 und 1933 die Bevölkerung von Herzogenaurach in Angst und Schrecken. Immer wieder mussten Feuerwehr und mutige Bürger gegen die lodernden Flammen ankämpfen. Scheunen, Stallungen und sogar Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen. Vieh und Vorräte, wertvolles Ackergerät verbrannten. Und die Bevölkerung fragte sich:" Wer wird der nächste sein, bei dem der rote Hahn auf dem Dach sitzt?"
Das Archiv der Freiwilligen Feuerwehr gibt Auskunft über die Einzelheiten, über die auch das „Herzogenauracher Tagblatt" damals berichtete. Am Donnerstag, 05. Januar 1933, fanden die knapp 4 000 Einwohner den folgenden Artikel in ihrer Tageszeitung:
5. Januar, (Nächtlicher Brand.) In der Nacht vom Dienstag (03. Januar) auf Mittwoch (04. Januar) kurz nach 12 Uhr ertönte plötzlich in unserer Stadt Feueralarm. In einem Nebengebäude der Gastwirtschaft Heinrich Körner (Ansbacher Tor) war Feuer ausgebrochen. Bald stand auch das Wohnhaus in Flammen. Bald stand auch das Wohnhaus in Flammen. Die Ortsfeuerwehr war sofort am Brandplatze erschienen und versuchte unter allen Umständen das angrenzende Wohnhaus des Schuhwarenhändlers Johann Ploner vom Feuer zu retten. Es war jedoch nicht möglich; denn alsbald stand auch dieses in hellen Flammen. Beide Häuser waren in kurzer Zeit eingeäschert. Inzwischen war auch die Feuerwehr Erlangen mit ihrer Motorspritze am Brandplatze erschienen.
In den beiden Häusern wohnen 10 Familien, deren Habe fast vollständig mit verbrannt ist.
Beim Abholen der Herzogenauracher Motorspritze ereignete sich auch ein Unglücksfall. Der Feuerwehrmann Freudenberger kam zu Fall und geriet unter die Motorspritze. Er trug erhebliche Verletzungen an den Beinen davon. Die vom Brande betroffenen Familien sind versichert. Ueber die Brandsursache selbst lässt sich bis jetzt noch nichts genaues feststellen, es wird jedoch Brandstiftung vermutet."
Soweit der Artikel im „Herzogenauracher Tagblatt". Die Bevölkerung im Städtchen befand sich in großer Unruhe. War doch ein knappes Jahr vorher (16./17. Januar 1932) in der Scheune des Landwirts Konrad Welker „..auf noch ungeklärte Weise Feuer (ausgebrochen), das in den Vorräten an Heu und Stroh reichlich Nahrung fand. Das Vieh konnte glücklicherweise noch gerettet werden...".
Doch das war längst noch nicht alles in der Herzogenauracher Brandserie 1932/33. In der Nacht vom 31. August zum 01. September1932 war im Anwesen des Metzgermeisters Welker (Hauptstraße neben dem heutigen Anwesen Betten Welker) ein Brand in einem mit Heu und Stroh gefüllten Pferdestall ausgebrochen, bei dem auch das angrenzende Wohnhaus eingeäschert worden war.
Ende Januar 1933 hallte abermals der Schreckensruf „Feuer, Feuer" durch die Straßen der Altstadt und es war wie bei den vorherigen Bränden fast zur gleichen Zeit: kurz vor Mitternacht! Die Scheune der Stadtmühle war in Flammen aufgegangen, die auf die Gebäude der benachbarten Brauerei Zimmerer (später Brauerei Polster) überzugreifen drohten.
Und was schrieb der Journalist damals über die Stimmung der Bevölkerung in seinem Artikel im „Tagblatt" vom 28. Januar 1933? „Die Bezeichnung „verbrecherisch" dürfte jetzt bald Berechtigung finden; denn hier kann nur eine verbrecherische Person am Werke sein."
Für den 1. Bürgermeister, Dr. Valentin Fröhlich, war das Anlass, einen Aufruf „An die Gesamtbevölkerung!" zu erlassen. Er verwies darauf, dass man davon ausgehen müsse, dass die vier Brände seit 1932 vorsätzlich gelegt worden seien, dass der Stadtrat nicht mehr länger gewillt sei, „den guten Ruf der Stadt durch verantwortungslose Brandstifter in aller Öffentlichkeit diskreditieren zu lassen" und „die angsterfüllte Bevölkerung schutzlos dem wahnwitzigen Treiben verbrecherischer Elemente preiszugeben". Mit Wirkung vom 28. Januar 1933 wurden die Haushaltsvorstände verpflichtet, Brandschutzwachen aufzustellen.
Gerade einmal neun Monate fruchtete diese Maßnahme, dann war der Himmel über der Stadt wieder rot von Flammen und Ruß geschwärzt. Das Doppelhaus der Konditorei Adler und der Gastwirtschaft Römmelt in der westlichen Hauptstraße (heute Nr. 52) wurde im November 1933 ein Raub der Flammen.
Doch noch immer musste die Bevölkerung in Angst und Schrecken leben, denn im Januar 1934, im Dezember desselben Jahres und im November 1935 loderten die Flammen in Dachstühlen und Häusern in der Stadt: in der Gaststätte „Steigerwald" von Peter Schmitt in der Engelgasse, am Hirtengraben brannte die Scheune der Witwe Maier bis auf die Grundmauern nieder und schließlich fiel auch noch das Trockenhaus der Ziegelei Zimmerer den Flammen zum Opfer. Bei diesem Brand wurde allerdings mit „ziemlicher Sicherheit" angenommen, dass er durch „eine Selbstentzündung am Ofen hervorgerufen wurde".
Auch wenn bei allen Bränden zwischen 1932 und 1935 erheblicher Sachschaden entstanden war, so bleibt letztlich dennoch festzuhalten, dass glücklicherweise keine Menschen durch die Feuer zu schaden kamen. Einen „Brandteufel" hat man trotz der Brandwachen nie fassen können.
Klaus-Peter Gäbelein