Herzogenaurach. Die Auswirkungen der Reformation, die seit 1516 Deutschland und das restliche Europa erfasst hat, sind noch heute im Landkreis Erlangen-Höchstadt und in den angrenzenden Landkreisen in allen fränkischen Regierungsbezirken zu spüren.
Der Vorsitzende des Herzogenauracher Heimatvereins, Klaus-Peter Gäbelein, hat dieses weitreichende Ereignis zum Anlass genommen, in einem Vortrtag beim Heimatverein, die Ereignisse zwischen 1500 und 1600 zu dokumentieren. In loser Folge soll in Ausschnitten der Gang der Reformation in den beiden mächtigsten Städten von damals, Bamberg und Nürnberg, und in ihrem Umfeld dargestellt werden.
Es ist schon erstaunlich, wie weit die Kirchentrennung noch in unsere Zeit herüberreichte. Ältere von uns erinnern sich sicherlich noch an die Konfessions- oder Bekenntnisschulen, die in Bayern bis Ende der 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts existierten. Konfessionelle Gegensätze belasteten allerding manche Gemeinden in unserer Region in erheblichem Maße bis ins 19. Jahrhundert. Typisch hierfür waren zwei Streitfälle zwischen den Konfessionen, die bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen eskalierten.
So ging es beispielsweise 1803 um die Störung der Feiertagsruhe zwischen katholischen Herzogenaurachern und lutherischen Einwohnern aus Münchaurach. Nachdem es angeblich zu dreisten Holzdiebstählen von Münchaurachern am katholischen Feiertag Fronleichnam gekommen war, „revanchierten“ sich die Aurachstädter am 04. Mai 1803 mit einem „größeren Holzfrevel“ am damaligen protestantischen Bußtag im benachbarten Münchauracher Forst am Rande des Dohnwalds. Dazu muss man wissen, dass trotz der gregorianischen Kalenderreform von 1582 zahlreiche evangelische Gemeinden diese Reform noch nicht eingeführt hatten, so dass mancherorts zwei unterschiedliche Kalender existierten, wobei der protestantische Kalender dem katholischen um rund 10 Tage hinterher hinkte.
„76 Scheidholz Klafter“ wechselten damals widerrechtlich den Besitzer und noch dazu einige „Wellen“ (Reisgbündel), worüber die evangelischen Münchauracher sich damals beim Neustädter Oberforstamt beklagten, ebenso wie über die gestörte Feiertagsruhe durch die Herzogenauracher. Erschwerend kam hinzu, dass man den (katholischen) Holzklauern von der Aurachstadt vorwarf, „dass sie beim Holzfrevel (überführt) „...die unsaubere Gewohnheit hätten, fingierte Namen anzugeben, die nicht existierten, wenigstens zu Herzogenaurach nicht....“.
Noch schlimmer als im Aurachgrund war eine Situation im Aischgrund, die rund 60 Jahre vorher zwischen evangelischen Lonnerstädtern und katholischen Höchstadtern eskalierte und bei der es sogar Menschenleben zu beklagen gab. Trotz einer Mahnung des Höchstadter Amtmanns an die lutherischen Untertanen in der Nachbargemeinde Lonnerstadt, an den katholischen Pfingstfeiertagen Montag und Dienstag, keine Feld- oder größeren Arbeiten zu verrichten, wurde dies in Lonnerstadt offenbar missachtet. „So seien Lonnerstädter am 25. Mai 1844, dem Pfingstmontag, mit Holzfuhren durch den Ort gezogen.“
Der Höchstadter Amtsknecht, begleitet von drei Musketieren, „ verhaftete darauf einen evangelischen Untertanen samt zweier Ochsen“ und führte das Gespann nach Höchstadt ab. Der Müller von Fetzelhofen (zu Lonnerstadt gehörig) konnte sich gerade noch vor dem Zugriff der Katholischen retten. Die Sache eskalierte.
Der Höchstadter Amtmann mobilisierte schließlich die dortige Bürgerwehr. Diese näherte sich mit „Ober- und Untergewehren“ (Bajonetten), dazu mit einer Garde mit einem Tambour (Trommler) an der Spitze und mit Beilen bewaffnet. Zunächst fielen Worte zwischen Angreifern und Einheimischen, dann fielen Schüsse.. Zwei Männer aus Fetzelhofen fielen, 11 Lonnerstädter wurden schwer verwundet.
Die Lonnerstädter Pfarrchronik vermerkt abschließend „....den Ausschlag dafür, dass die Höchstadter abziehen mussten, gab das Lonnerstädter Weibsvolk. Es trug in Schürzen eine Menge Sand herbei und warf ihn den Höchstadter Angreifern in die Augen, so dass diese nicht in der Lage zur Ladung (zum Laden der Gewehre) kommen konnten und ihre Flucht allgemein ward.“
Klaus-Peter Gäbelein