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Der Krieg von 1866 als Vorstufe zur deutschen Einigung

Herzogenaurach. Seit über 70 Jahren ist unser Land von Kriegen verschont geblieben. Vor 150 Jahren allerdings wurde das Frankenland erschüttert, als der Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich vor allem nördlich der Mainlinie ausgetragen wurde.

Professor Werner K. Blessing von der Universität Erlangen, für seine verständlichen und anschaulichen Vorträge in Herzogenaurach seit vielen Jahren bekannt, erläuterte den Zuhörerrn im vollbesetzten Konzertsaal der Musikschule Hintergründe, Verlauf und Auswirkungen dieser kriegerischen Auseinandersetzung.

Ursache für den Krieg von 1866 war die „Deutsche Frage“.

Nach der „Flurbereinigung“ die Napoleon nach 1800 in Deutschland vorgenommen hatte, als er aus über 1700 kleinen und kleinsten Territorien einen Staatenbund aus nur noch 30 Staaten machte, wollten die meisten Deutschen im 19. Jahrhundert einen geschlossenen deutschen Nationalstaat. Die Großmächte Österreich und Preußen bestimmten damals weitgehend die deutsche Politik. Dabei bewegte die Monarchen und das Bildungsbürgertum in erster Linie die Frage: „Soll die Einigung Deutschlands als kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) oder als großdeutsche, also mit Österreich erfolgen.

 

Nicht nur für den preußischen Kanzler Otto von Bismarck gab es nur eine Möglichkeit der Reichseinigung. Er wollte auf keinen Fall den Vielvölkerstaat Österreich mit all seinen Anhängseln am Balken in ein deutsches Reich eingliedern. Bayern, im Süden weitgehend katholisch und den Österreichern zugetan, stand dabei voll auf der Seite des ebenfalls katholischen Österreich. Lediglich Bayerns Norden, also das Frankenland, konfessionell gespalten, wollte von Bismarcks Plänen nichts wissen und tendierte vor allem mit seinen lutherischen Teilen eher zum aufgeklärten Preußen.

Der Krieg von 1866 entzündete sich schließlich an der „schleswig-holsteinischschen Frage. Die beiden Herzogtümer waren Österreich (im Süden) und Preußen (im Norden) zugesprochen worden. Als Bismarck - ohne Österreich einzubeziehen - eine Reform forderte, eskalierte der Streit.

 

Bayern, an Österreichs Seite, war den Preußen in allen Belangen hoffnungslos unterlegen. Das galt sowohl für die Ausbildung der Soldaten als aauch für die Taktik und die Waffentechnik. Während auf preußischer Seite das moderne Zündnadelgewehr (ein Hinterlader mit Druckpatronen) eingesetzt wurde, kämpften die bayerischen Truppen immer noch umständlich mit Vorderladergewehren. Kein Wunder, dass sich die Misserfolge häuften und der Krieg innerhalb von vier Wochen für Bayern verloren war. Die Schlacht von Königsgrätz am 3. Juli 1866 sollte das bittere Ende bedeuten, auch wenn sich hier bayerische Truppen und mit ihnen verbündete badische Einheiten tapfer wehrten. Bei Hammelburg und Bad Kissingen (hier allein 1 300 Gefallene) hatte man große Verluste zu verzeichnen.

Zurück blieb in Unterfranken ein zerstörtes, ausgeblutetes Land, das noch dazu unter Ernteausfällen, Hungersnot und Seuchen zu leiden hatte. Der gesamte Handel kam zum Erliegen und zusätzlich hatte man die preußische Besatzung zu ertragen.

Ober- und Mittelfranken blieben von den Kriegsereignissen verschont. Die Bevölkerung in Nürnberg blieb ruhig. Am 1. August 1866 wurde auf der Nürnberger Burg sogar die preußische Fahne gehisst. In der Noris wie in Unterfranken konnte man den Besatzern sogar einen fairen Besatzungsstil bescheinigen. Politisch gesehen war damit der Weg für eine deutsche Einigung

geebnet worden.

Im September 1866 konnte schließlich der Frieden vollzogen werden. 1 200 Gefangene kamen frei und die Preußen zogen friedlich ab, lediglich in Unterfranken blieb der Hass gegen die Sieger bestehen. Während die katholische Bevölkerung die Niederlage schmerzte und noch „katholischer wurde“, empfand man auf evangelischer Seite den Sieg der Preußen als Wende zum Besseren.

Noch im selben Jahr brach der 21-jährige König Ludwig II. zu seiner einzigen Reise außerhalb Altbayerns auf. Vier Wochen weilte er in seinen fränkischen Regierungsbezirken. In manchen Städten (Hof, Würzburg, Aschaffenburg) blieb er sogar länger als vorgesehen und von Nürnberg war“seine Majestät“ so sehr begeistert, dass er den Wunsch geäußert haben soll, seine Residenz hierher zu verlegen. Aus fränkischer Sicht kann man da nur seufzen: Ach wenn der gute König Ludwig II. doch nur wiederkommen würde!

 

Klaus-Peter Gäbelein

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