„ Günter Güttler in die Nationalmannschaft! "
Herzogenaurach In der Aurachstadt laufen nicht nur die Fäden der Sportartikelriesen ADIDAS, Puma und Rebok zusammen. Das Mekka der europäischen Sportschuhe ist auch die Wiege zahlreicher bekannter Fußballspieler, die in den höchsten deutschen Ligen aktiv waren. Einer, der nach „Joe" Zenger (wir berichteten) auch beim 1. FC Nürnberg in den obersten Sopielklassen aktiv war, ist Günter Güttler.
Nach der Weltmeisterschaft in Mexiko als die deutsche Elf nach großem Kampf Argentinien mit 3:2 unterlegen war, forderte der 48malige Nationalspieler, Euro- und Weltmeister Paul Breitner in einer Kolumne in einer großen deutschen Boulevardzeitung den Neuaufbau der deutschen Fußballelf. „Reuter und Gütler in die Nationalelf", so ließ er verlauten, weil die beiden jungen Nürnberger das Zeug dazu haben, „unsere Nationalmannschaft vom sturen Mauerfußball wegzuführen. Quer- und Rückwärtsspielen ist für die beiden ein Fremdwort. Sie kennen nur den Weg nach vorn."
Der so Gelobte ist ein echtes Kind des hiesigen Fußballs. Am 31. Mai 1961 in Erlangen geboren, kickte der spätere Bundesligaprofi zunächst in der Schüler beim SC Nord, danach zusammen mit seinem „Spezi" Lothar Matthäus bis zur C-Jugend beim 1. FC Herzogenaurach, wanderte dann aber hinunter in den „unteren Weihersbach" zum Lokalrivalen ASV. Hier gehörte er der Kaderschmiede des fußballbesessenen Jugendtrainers Bruno Kroninger an. Mit seiner A-Jugendmannschaft stieg „der Bruno" 1976 in die Bayernliga auf, immerhin die höchste Spielklasse im bayerischen Jugendbereich.
Zwei Jahre später kam es zum Aufeinandertreffen zwischen Lothar und Günter. Wie Insider wissen, stahl der ASV-ler Güttler dem späteren Weltfußballer die Schau; Lothar machte „keinen Stich" gegen den 1,81m großen Mittelfeld- und Defensivspieler Güttler.
Auf beide waren inzwischen namhafte Bundesligaclubs aufmerksam geworden: Gladbach, die Frankfurter Eintracht und die Bayern aus München. Leider hatte der Nürnberger Club den Transfer eines überragenden fränkischen Spielers einmal mehr verschlafen. Fast wäre Güttler zusammen mit Matthäus in Gladbach gelandet, doch dann ließ der allgewaltige ASV-Spielleiter Herbert Haas seine Beziehungen spielen und Günter Güttler landete 1980 bei den Münchner Roten. Seine Schusskraft aus der 2. Reihe, seine weiten Pässe aus dem Mittelfeld, Schnelligkeit, Kopfballstärke und Kampfkraft überzeugten die Bayernverantwortlichen im Sommer 1980.
Und so zog der 19-jährige Industriekaufmann aus dem wohlbehüteten Elternhaus im Sommer 1990 von der Aurach an die Isar, lernte das harte Profidasein kennen und auch die Ellbogengesellschaft in der obersten Profiliga. Ein einziges Mal wurde er in seiner ersten Saison in der Bayernelf eingesetzt: Und eben beim 4:2 Erfolg der Bayern gegen den Nürnberger Club. Offenbar hat ihm der Club ganz besonders gut gelegen, denn in der Folgesaison (1982) war er im Spiel in Nürnberg der entscheidende Mann. Zweimal traf er in überzeugender Weise selbst, den dritten Treffer beim 3:0 Auswärtssieg seiner Bayern hätte er erzielt, wenn man ihn im Strafraum nicht „umgemäht" hätte.
Bis 1983 spielte er beim FC Bayern, viermal sogar im Europokal der Landesmeister. 1981 wurde er mit den Münchnern Deutscher Meister im darauf folgenden Jahr Pokalsieger. 1983 erfolgte der Transfer von München nach Belgien in die 1. Liga. Beim KV Mechelen fühlte sich der Franke nie richtig wohl und wechselt 1984 zum Club nach Nürnberg.
Hier gehörte er zusammen mit Stefan Reuter, Dieter Eckstein den beiden Brunners, Hansi Dorfner und Roland Grahammer zu den jungen Wilden, die 1985 nach einjähriger Abstinenz wieder in die 1. Liga aufgestiegen sind. Trainer Heinz Höher ernannte den Ex-ASVler Güttler zum Spielführer, obwohl dieser im November 1984 auch zu Untertsützern der „Rebellen" um Torhüter Kargus, Abwehrchef Weyerich und Horsmann gehört hatte, die nach einigen Misserfolgen im November 1984 die Absetzung des Trainers gefordert hatten.
In 88 Spielen erzielte der von Breitner Hochgelobte als Abwehr- bzw. Mittelfeldspieler 10 Treffer. 1990 zog es ihn zum SV Waldhof nach Mannheim. Er feierte mit den Blau-Schwarzen unter Trainer Seberth großartige Erfolge.
Die nächste Station für den Herzogenauracher Güttler war der FC Schalke. Auch hier erhielt er Bestnoten am laufenden Band. Im „Revier-Sport" war immer wieder die Rede vom „überragenden Günter Güttler, der „viele gefährliche Vorstöße inszenierte und defensiv, auch als letzter Mann, immer auf der Höhe war." 119mal trug er das Schalker Trikot in der 1. Bundesliga und dann ließ er seine aktive Karriere beim „Kleeblatt" in Fürth in der damaligen Regionalliga ausklingen (1996). 303mal war er in der Fußball-Bundesliga bei vier Vereinen im Einsatz gewesen und er erzielte hierbei 21 Treffer.
Im selben Jahr holte Trainer Neururer den Herzogenauracher, der inzwischen die Trainerlizenz erworben hatte, als Assistenten zum 1. FC Köln, wo er als „Bauernopfer" bei der Entlassung Neururers gehen musste, doch unter dessen Nachfolger Lorenz G. Köstner, einem Oberfranken aus Wallenfels, bis 1998 erneut als Co-Trainer im Amt war.
Der Fußballsport hat Günter Güttler bis heute nicht mehr losgelassen. Auch als Trainer erzielte er beachtliche Erfolge. Mit dem ASV Neumarkt schaffte er 2001 den Aufstieg von der Landesliga in die Bayernliga, mit dem SSV Jahn Regensburg errang er 2007 die Bayernliga Meisterschaft und sicherte dem Verein die Qualifikation zur neu geschaffenen 3. Liga.
Angesichts der finanziellen Misere der Regensburger wechselte Günter Güttler im Juni 2008 nach Burghausen zum SV Wacker. Nach Querelen mit dem Management und einigen Misserfolgen erhielt er im April 2009 den Laufpass an der Salzach.
Nicht vergessen werden darf Güttlers Abstecher nach Wien in den Jahren 2001 bis 2003. Er unterstützte seinen Jugendfreund Lothar Matthäus als dieser - ohne Trainerlizenz - beim österreichischen Traditionsclub Rapid Wien anheuerte. Erfolge mit einer jungen Mannschaft blieben den beiden in der österreichischen Metropole allerdings versagt.
Heute wartet der sympathische Ex-Profi, für den der Spagat von der Landesliga zum großen FC Bayern vielleicht doch zu groß war, der nicht die notwendige Lobby in München hatte und dem trotz aller Veranlagung der große Sprung in das internationale Geschäft und in den Nationalkader versagt geblieben ist, auf einen neuen Trainerposten.
Klaus-Peter Gäbelein