Herzogenaurach. Vier Jahre lang trug er das rote Trikot des ASV Herzogenaurach, bevor es ihn in die Fremde zog. Mit 14 Jahren kam er unter die Fittiche von ASV-Trainer Bruno Kroninger und der formte den
schlaksigen Cadolzburger zum Bundesligaprofi und Nationalspieler, Dietmar Beiersdorfer.
Er war kein gebürtiger Herzogenauracher, der Nationalspieler , aber beim ASV erlernte er das, was ihn später in 280 Bundesligaspielen und einem Länderspiel auszeichnete: Disziplin, Ein- und Unterordnung in ein Mannschaftsgefüge sowie die notwendige Kopfballstärke und faires Zweikampfverhalten.
Wie so viele fränkische Talente, versuchte er zunächst sein Fußballglück beim vielfachen Meister, dem FC Nürnberg. Aber wie so viele hatte er nicht die notwendige Lobby und nach einem kurzen Zwischenstopp beim TSV Altenfurt fand er den Weg in die Sportschuhstadt. Hier hatte seit 1975 der fußballbesessene Bruno Kroninger das Sagen für den Jugendbereich.
Vier Jahre lang kickte Beiersdorfer für das drei Streifen Team, das in der Firma adidas einen extremen Rückhalt gefunden hatte, schließlich spielten die beiden Enkel von Firmengründer Adi Dassler ebenfalls in der Bayernliga-Jugend: Klaus und Horst Bente. Dennoch bestand das Team nur aus Spielern aus Herzogenaurach und der unmittelbaren Nachbarschaft, das 1976 den Aufstieg in die höchste Spielklasse der Jugendmannschaften geschafft hatte, die Bayernliga. Vier Jahre lang befand man sich im Fußballoberhaus, dreimal davon befand sich die Mannschaft unter den ersten drei Mannschaften in der Abschlusstabelle.
Im Abwehrbereich der Truppe ragte „Ditti" Beiersdorfer heraus: groß, athletisch, kopfball- und zweikampfstark, daneben aber immer fair und vor allem bereit dazu zu lernen, wie Chefcoach Bruno Kroninger betont. „Er war immer einsichtig und hat gerne angenommen und umgesetzt, was man ihm zur Verbesserung angetragen hat", so Kroninger.
Und dann kam es wie so oft im Jugendbereich. Die verschworene Spielerschar entwuchs dem Jugendalter. Kroninger, der seine Jungs an dieBayernligamannschaft heranführen wollte hatte nicht mehr den Rückhalt in der Vorstandschaft und die Jugendspieler des ASV, unter ihnen der spätere Bayernprofi Günter Güttler oder Winfried Geier oder Bernhard Scharold suchten ihr Glück in der Bundesliga. Beiersdorfer wanderte zum 1.FC Bamberg ab und von hier aus in den Ronhof zur Spielvereinigung Fürth.
Hier wurden die Späher des Hamburger Sportvereins auf ihn und seinen Mannschaftskameraden Manfred Kastl aufmerksam und die Mittelfranken „wanderten aus" an die „Waterkant". Von 1986 bis 1992 trug Beiersdorfer das Trikot mit der HSV-Raute auf der Brust, war in 174 bundesligaspielen der Fels in der Brandung, erzielte 14 Tore für seinen Verein in der Bundesliga und trug sich im Pokalendspiel gegen die Stuttgarter Kickers (3 : 1) in die Torschützenliste ein.
Am 1.Mai 1991 stand er in der deutschen Nationalmannschaft, die Belgien mit 1 :0 besiegte.
Und weil der HSV in finanzielle Schwierigkeiten gekommen war, wechselte Beiersdorfer in der Saison 1992/93 nach Bremen. 64mal kickte er noch für die Werder-Elf, wurde mit ihr Deutscher Meister und Pokalsieger und erzielte im Pokalfinale 1994 beim Sieg über Rot-Weiß Essen einen Treffer.
Schwere Verletzungen warfen den Abwehrspieler zurück. Er wechselte noch einmal, und zwar zum 1.FC Köln. Lief 16mal im Trikot der „Geißböcke" auf, erzielte auch ein Tor und beendete schließlich seine Karriere in der Fremde beim italienischen A-Ligisten AC Reggiana.
1998 hing er die Fußballschuhe für immer an den Nagel, widmete sich dem Studium der Betriebswirtschaft und fand schließlich ab 2002 eine neue Bleibe als Sportdirektor beim seinem ersten Bundesligaverein, dem Hamburger Sportverein. Zusammen mit dem niederländischen Trainer Huub Stevens formte er den HSV zu einer europäischen Spitzenmannschaft, holte international bekannte Kicker wie van der Vaart oder den Neu-Müncher Olic an die Elbe.
Vielen Fußballfreunden sind die unerfreulichen TV-Bilder über Dietmar Beiersdorfer und sein Zerwürfnis mit dem allmächtigen HSV-Präsidenten Bernd Hoffman sowie dem HSV-Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Becker vom Frühjahr dieses Jahres noch in guter Erinnerung. Beiersdorfer beendete sein Engagement in Hamburg ohne schmutzige Wäsche zu waschen und unterschrieb vor wenigen Tagen ein neues Arrangement als Manager beim millionenschweren österreichischen Erstligaverein Red Bull Salzburg., mit dem der sympathische Franke nun in die europäischen Höhen im Fußballsport vordringen will.
Klaus-Peter Gäbelein